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Wahlen in Ost-Bundesländern 2024:Was, wenn die AfD die Landtagswahlen gewinnt?
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Die AfD schneidet in Umfragen gut ab - insbesondere im Osten. Dort wird 2024 gewählt. Ob eine AfD-Regierung bervorsteht und welche Rolle Sahra Wagenknecht spielen könnte.
Die AfD ist insbesondere in Bundesländern wie Thüringen stark
Quelle: imago/Jacob Schröter
Die hohen Umfragewerte der AfD machen die anderen Parteien seit Monaten mehr als nervös. Doch was passiert eigentlich, wenn die vom Inlandsgeheimdienst als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestufte Partei nächstes Jahr wirklich zum ersten Mal eine oder sogar mehrere Landtagswahlen in Deutschland gewinnt? Brandenburg, Sachsen und Thüringen wählen im September 2024. In allen drei Ländern lag die AfD in den Umfragen zuletzt mit mehr als 30 Prozent vorn.
Politikwissenschaftler Falter sieht wenig Chancen für AfD-Regierung
AfD-Chefin Alice Weidel hat es erst kürzlich wieder gesagt: Die AfD habe eine "reelle Chance", im Osten Deutschlands "eine Landesregierung mitzustellen" und "ans Ruder" zu kommen.
Die AfD befindet sich im Umfragehoch. Die in Teilen rechtsextreme Partei bezeichnet sich selbst als bürgerlich und liberal, tatsächlich werden die Töne immer radikaler.19.09.2023 | 7:17 min
Der Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen Falter sieht dafür aber wenig Chancen. Denn für eine Regierungsmehrheit bräuchte Weidels Partei eine andere Partei als Partner. Das schließt er aus.
Falter rechnet auch nicht damit, dass die AfD bei den drei Landtagswahlen so viele Stimmen bekommt, wie sie in den Umfragen erhält. Mit Blick auf die Befragten sagte er: "Denn darunter befinden sich auch Wahlberechtigte, die nicht zur Wahl gehen werden und welche, die nur ihrem augenblicklichen Unmut über die Koalition und die anderen Oppositionsparteien Luft machen wollen."
Experte Wagschal schließt Regierungsbeiteiligung der AfD nicht aus
Der Freiburger Politikwissenschaftler und Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft, Uwe Wagschal, kommt allerdings zu folgender Einschätzung:
Sollten gleich mehrere Parteien wie Grüne, FDP und SPD etwa in Sachsen an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern (in Umfragen momentan bei 5 bis 7 Prozent) und gleichzeitig CDU (zuletzt 29) und Linke (9) zusammen weniger Sitze erringen als die AfD (zuletzt 35), dann könnten sie im Landtag die Wahl eines AfD-Ministerpräsidenten nicht verhindern.
Wagschal verweist auf die Landesverfassungen: Wenn ein vorgeschlagener Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten keine absolute Mehrheit erreicht, kann der Regierungschef in folgenden Wahlgängen auch mit einfacher Mehrheit gewählt werden.
So wäre theoretisch in solch einem "absoluten Extremfall", wie Wagschal es nennt, auch eine AfD-Minderheitsregierung möglich. Diese müsste sich aber für Gesetze immer wieder Mehrheiten suchen, was ihr die anderen Parteien verwehren dürften. Somit wäre eine solche Regierung kaum handlungsfähig.
Gehen der CDU die Koalitionspartner aus?
Möglich ist auch die umgekehrte Version: Kommen andere Parteien gemeinsam auf mehr Sitze als die AfD und tun sich zusammen, könnten auch sie ohne eine absolute Mehrheit wie oben beschrieben eine Minderheitsregierung bilden.
Aber es wird zunehmend schwieriger. "Da die CDU die Linke als Koalitionspartner ausschließt, kann eine Koalition nur aus den vier Parteien CDU, SPD, Grüne und FDP gebildet werden. Scheitern Parteien aus dieser Konstellation an der Fünf-Prozent-Hürde, wird eine Regierung jenseits der AfD unwahrscheinlicher. Außer man holt die Linke dann ins Boot", beschrieb Wagschal das Dilemma.
Ein Jahr vor den drei wichtigen Landtagswahlen in Ostdeutschland beharrt die CDU-Parteispitze in Berlin darauf: keine Zusammenarbeit mit der Konkurrenz von ganz rechts.19.09.2023 | 8:03 min
Der Darmstädter Politikwissenschaftler Christian Stecker geht davon aus, dass es in der Ost-CDU mit Blick auf die Landtagswahlen Diskussionen über Abstimmungsmehrheiten im Rahmen von Minderheitsregierungen mit der AfD geben wird. "Je stärker die AfD und je größer rechte Wählermehrheiten, desto schwieriger wird es für die CDU, eine hermetische Brandmauer zur AfD auch innerparteilich durchzusetzen", sagte er.
Wagenknecht könnte AfD in die Quere kommen
Viel durcheinanderwirbeln könnte noch Sahra Wagenknecht. Sollte sich die Linke-Politikerin entschließen, eine neue Partei zu gründen - die Entscheidung soll bis Jahresende fallen - könnte das die AfD womöglich Stimmen kosten. Gerade in Ostdeutschland gäbe es einer Analyse der Politikwissenschaftler Jan Philipp Thomeczek (Universität Potsdam), Constantin Wurthmann (Mannheim) und Sarah Wagner (Belfast) zufolge ein starkes Wählerpotential.
Ein neuer politischer Wettbewerb durch eine Wagenknecht-Partei könne "erhebliche Folgen für die AfD an der Wahlurne" haben, sagte Wagner der dpa. Zum ersten Mal würde es damit eine "ernstzunehmende Konkurrenz für die AfD auf einer gesellschaftspolitischen Ebene" geben.
Quelle: Jörg Ratzsch, dpa
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