Seit Russlands Angriff auf die Ukraine ist der Krieg in Europa zurück, die Freiheit des Kontinents ist in Gefahr. Besonders in Brüssel zeigt sich diese Bedrohung. Brüssel ist der Sitz der EU-Kommission, des Europäischen Rates und des NATO-Hauptquartiers. In diesem politischen Machtzentrum spürt man die Angst, dass Europa nicht geschlossen hilft, dass Russlands Präsident Putin mit seinem Krieg davonkommt. Auch der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sorgt sich um Europas Frieden, das Gefühl der Sicherheit sei weggebrochen.
Derweil finden vor dem NATO-Hauptquartier Proteste statt. Die Demonstrierenden fordern mehr Waffen für die Ukraine. Unter ihnen auch Ukrainerinnen und Ukrainer. Sie träumen von einer sicheren Zukunft und hoffen, dass die Ukraine schon bald Mitglied der NATO und der EU sein wird. In Brüssel geht der ZDF-Korrespondent Ulf Röller der Frage nach, was die Zeitenwende mit Europa, der NATO und den Menschen macht.
„Russland ist meinem Herzen näher, die EU ist unserem Business näher,“ sagt Ivan Mirkovic. Der Serbe beschreibt die Situation in der sich Serbien gerade befindet. Das Land ist zerrissen. Seit 2012 ist Serbien EU-Beitrittskandidat. Jedoch erinnern sich viele an den Kosovo-Krieg, bei dem Russland auf Serbiens Seite stand. Trotz des Ukraine-Kriegs sind viele Serbinnen und Serben russlandfreundlich gestimmt. Die EU macht nun Druck: Serbien soll sich an den Sanktionen gegen Russland beteiligen. Doch in Serbien machen die Nationalisten Stimmung gegen die liberale EU und gegen die NATO. Die EU-Sanktionen seien schuld an der Inflation. Ähnlich argumentiert auch Viktor Orbán, der jedoch Regierungschef eines EU-Mitgliedstaats ist. Mit populistischen Phrasen macht er die EU für die Inflation und die schlechte wirtschaftliche Situation in Ungarn verantwortlich.
Ungarn war schon vor dem Krieg verschuldet. Gerade im Bereich Bildung wird gespart. Das treibt die ungarische Bevölkerung auf die Straße. Und das obwohl die Regierung Lehrerinnen und Lehrern mit der Entlassung droht, die sich an Protesten beteiligen. Der Krieg polarisiert in Serbien und Ungarn. Doch vor allem verstärkt er Probleme, die es schon vorher gab. Wie der Ukarine-Krieg das Leben der Menschen in Ungarn und Serbien verändert, berichtet ZDF-Korrespondentin Britta Hilpert.
Schweden und Finnland wollen in die NATO. Sie suchen Schutz vor der Bedrohung Russlands. Mit ihren modernen Armeen können Finnland und Schweden auch viel zum Bündnis beitragen. So hat beispielsweise Schweden nach der Besetzung der Krim im Jahr 2014 angefangen, verstärkt in die nationale Verteidigung zu investieren. Darüber hinaus hat das Land ein neues Wehrpflicht-System eingesetzt.
Widerstand gegen das schwedische Beitrittsgesuch gab es kaum. Der Schutz kritischer Infrastruktur rückt immer stärker in den Fokus. Besonders deutlich zeigen das die Beschädigungen der Nordstream-Gas-Pipelines. Die EU geht von bewusster Sabotage aus, direkt vor der schwedischen Küste – eine bedrohliche Situation für die Skandinavier. Wie eine zukünftige Zusammenarbeit Schwedens und Finnlands mit der NATO aussehen kann, berichtet ZDF-Korrespondent Claas Thomsen.
Was macht der Ukraine-Krieg mit uns und der Welt? Menschen und Staaten blicken mit großer Sorge auf den kommenden Winter – nicht nur wegen der kalten Temperaturen. Das ZDF auslandsjournal berichtet darüber in der Dokumentations-Reihe „Winter is coming“ – Korrespondentinnen Korrespondenten aus der ganzen Welt zeigen, wie dieser Krieg in Europa scheinbar alles verändert.