Studie zur Landwirtschaft :Hecken als CO2-Speicher - und Artenschützer
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Hecken verschwinden seit Jahrzehnten aus der deutschen Landwirtschaft. Dabei haben sie einer Studie zufolge positive Eigenschaften für Natur und Klima.
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Hecken sind wahre Alleskönner. Sie bieten der Natur Lebensraum, speichern CO2 und stellen eine nutzbare Ressource dar.20.11.2023 | 6:42 min
Früher waren Hecken ein wichtiger Teil der Landwirtschaft. Sie dienten als natürliche Barriere für Mensch und Tier und konnten zu Brennholz verarbeitet werden. Doch durch Flurbereinigungen sind in den letzten 70 Jahren fast die Hälfte der Hecken verschwunden. In Zeiten des Klimawandels und Artensterbens könnten sie jetzt wieder wichtiger werden.
Förderprogramm gefordert
"Die Hecke hält Feuchtigkeit, sie spendet Schatten im Sommer, sie hat eine [hohe] Biodiversität, was Pflanzen, Tiere, Insekten angeht" erklärt Hans Möller, Biolandwirt aus Schleswig-Holstein. Er unterstützt die Arbeit des Vereins Heckenretter e.V., indem er zwei je 500 Meter lange Streifen Ackerfläche für neuangelegte Hecken zur Verfügung stellt.
Doch nicht nur Vereine wie die Heckenretter haben das große Potential von Hecken erkannt und fordern effektive Förderprogramme für Landwirte, Gewerbebetriebe und Privatleute. Forschende konnten nun belegen: Hecken sind wahre Klimarschützer. Sie speichern unerwartet große Mengen an CO2 und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen tragen sie zur Artenvielfalt bei.
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Hecken als Kohlenstoffspeicher
Die Studie des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz untersuchte, wie viel Kohlenstoff Hecken aufnehmen und in ihren Ästen und Wurzeln speichern können. Dabei wurden mehrere Tausend Einzelproben von Hecken an über 20 Standorten in Deutschland gesammelt und in einem speziellen Analysegerät verbrannt. Das Ergebnis: In einem neuen Hektar Hecke werden 380 Tonnen mehr CO2 gebunden als auf einem Hektar Ackersystem. Durch ihre optimale Sonnenexposition können Hecken ähnlich viel Kohlenstoff aufnehmen wie Wälder.
Das bietet erhebliche Potentiale für den Klimaschutz. Würde die aktuelle Heckenfläche in Deutschland verdreifacht, könnten damit 27 Millionen Tonnen CO2 einmalig gebunden und unvermeidbare Emissionen aus der Landschaft kompensiert werden, so Sophie Drexler vom Thünen-Institut. Allerdings benötigt es dafür neugepflanzte Hecken. Denn nur diese können durch zunehmendes Wachstum mehr Kohlenstoff aufnehmen.
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Derzeit ist die Landwirtschaft für 12 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das Anpflanzen von Heckenlandschaften an Ackerflächen wäre somit eine Möglichkeit unvermeidbare Emissionen zu kompensieren, die durch Bodenbearbeitung oder Düngen entstehen.
Hecken als Hotspots der Artenvielfalt
Doch Hecken sind nicht nur eine Waffe im Kampf gegen den Klimawandel. Andere Untersuchungen ergaben, dass Heckenlandschaften auch dem Biodiversitätsverlust entgegenwirken können.
Auf einem Quadratmeter Heckenfläche leben bisweilen über 70 verschiedene Pflanzenarten, die Lebensraum und Nahrung bieten und das Biotop zu einem Hotspot der Artenvielfalt machen.
Mehr als 7000 heimische Arten wurden in Hecken nachgewiesen.
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Alexandra Werdes, Heckenretter e.V.
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Aber Hecken sind nicht gleich Hecken. Gartenhecken bestehen oft aus nur wenigen Baum- oder Straucharten. Um ein artenreiches Ökosystem darzustellen, werden Feldhecken benötigt. Sie sind mehrere Meter breit, reich an heimischen Sträuchern, häufig mit einem Kern aus großen Bäumen.
Allzweckwaffe für die Natur und wirtschaftlicher Nutzen für den Menschen
Weitere Vorteile für die Natur, aber auch Äcker, rund um die Biotope: Sie bremsen Wind, stellen einen ganzheitlichen Schutz vor Bodenerosion und Wasserverlusten dar und dienen im Sommer als natürliche Temperatursenken.
Zusätzlich haben Hecken auch einen wirtschaftlichen Nutzen. Dank ihrer hohen Produktivität können sie regelmäßig geschnitten werden und liefern Brenn- und Nutzholz, ohne dass ein Nachteil für Natur und Umwelt entsteht. Beispielsweise forscht das Projekt GoÖko von der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg an der praktischen Umsetzung der Heckennutzung und produziert unter anderem Holzhackschnitzel.
Aktuelle Förderung für Hecken unbeliebt
Trotz ihrer Vorteile sind Hecken in der Landwirtschaft wenig beliebt, denn nach aktuellem Förderrecht dürfen einmal angelegte Hecken nicht wieder entfernt werden. Daher scheuen viele Landwirt*innen vor Neuanlagen zurück, sagt Christian Böhm, Forstwissenschaftler an der BTU Cottbus-Senftenberg. Eine Lösung könne daher mehr Flexibilität bei der Förderung sein. Neuanpflanzungen sollten nicht in jedem Fall mit einem Bestandsschutz verknüpft werden, so Böhm.
Außerdem werde oft vergessen, dass Hecken gepflegt werden müssen. Das beansprucht viel Zeit und Geld der Eigentümer. Deswegen wäre eine Idee die Fördermittel so umzulagern, dass sie auch in die Pflege der Hecken investiert werden.
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