Bullenhai: Wie gefährlich ist er? Das sagt die Wissenschaft

Forschung zu Angriffen von Haien:Bullenhaie mit eigenem Ego

von David Enge
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Immer wieder greifen Bullenhaie Menschen an, die Ursachen sind unklar. Wie man sich am besten verhält, wenn man einem Bullenhai im Meer begegnet. Und was die Tiere besonders macht.

Extremschwimmer André Wiersig mit Bullenhai im Meer
Der erste Weltrekordversuch vor den Seychellen ist gescheitert. Jetzt will es Extremschwimmer André Wiersig noch einmal wagen. Doch die Strömungen sind unberechenbar und die Haisichtungen nehmen zu.27.04.2025 | 28:43 min
Spätestens seit Steven Spielbergs Thriller "Der weiße Hai" von 1975 gelten Haie als mordlustige Killerbestien. Neben Weißen Haien und Tigerhaien gehören Bullenhaie zu den gefährlichsten Hai-Arten für Menschen.
Seit dem Jahr 1900 erfasst das Florida Museum of Natural Art Hai-Angriffe statistisch. Seither sind 119 Angriffe von Bullenhaien dokumentiert, 26 davon endeten tödlich. Hai-Forscher Jan Bierwirth vom SHARKPROJECT Germany bemängelt allerdings den Stand der Wissenschaft: "Haie sind ein wahnsinnig emotionales Thema und wir sind mit der Wissenschaft super hinterher."
Seit 2003 liegt die Zahl der unprovozierten Hai-Angriffe auf Menschen bei unter 100 pro Jahr. 2023 gab es 10 Todesfälle.

Bullenhaie leben in küstennahen Gebieten

Bullenhaie können über drei Meter lang und über 300 Kilogramm schwer werden. Den Großteil ihres Lebens verbringen sie in küstennahen Gebieten - in Tiefen von einem halben bis zu 30 Metern und somit in der Nähe von Menschen im Wasser.
Bullenhaie können sehen, riechen, hören, tasten, schmecken und den Wasserdruck sowie elektrische Signale wahrnehmen. Diese Kombination aus Sinnesleistungen ermöglicht ihnen, auch in trüben Gewässern zu jagen. Etwa in Flussmündungen.
Extremschwimmer André Wiersig mit Robbe im Wasser
In den Ozeanen fühlt sich André Wiersig als Gast - Begegnungen mit Haien, Walen und Quallen gehören für ihn dazu. Als Meeresbotschafter der UN kämpft er gegen Plastikmüll und Überfischung. 11.04.2025 | 28:54 min

Neue Wege der Hai-Forschung

In über 400 Tauchgängen hat Jan Bierwirth circa 120 Bullenhaie vor Kuata Island, das zu den Fidschi-Inseln gehört, beobachtet und katalogisiert. Im Rahmen seiner Forschungen möchte er unter anderem herausfinden, inwieweit Bullenhaie verschiedene Persönlichkeiten haben.

Lange haben wir Haie nur als Art erforscht, aber wie wir Menschen sind sie auch Individuen.

Jan Bierwirth, Hai-Forscher

Nach Abschluss der Arbeit im November 2025 hofft Bierwirth, profunde Aussagen treffen zu können, warum manche Bullenhaie eher dazu neigen, Menschen anzugreifen und als potenzielle Nahrung ansehen. Andere hingegen nicht. So glaubt Bierwirth nicht, dass Bullenhaie beispielsweise Surfer mit Robben verwechseln und deswegen angreifen. "Sie sehen schlecht und ernähren sich nicht von Robben."
Ein Buckelwal von unten knapp unter der Meeresoberfläche.
Der Extremschwimmer ist immer wieder an seine Grenzen gegangen Dabei ist er auch den Giganten der Meere hautnah begegnet. Er schwimmt mit Buckelwalen - ein Erlebnis, das ihn nachhaltig verändert.11.04.2025 | 28:22 min

Vom Jäger zum Gejagten

Schätzungen zufolge wurden 2019 circa 80 Millionen Haie von Menschen getötet. Von den über 500 Hai-Arten ist rund ein Drittel - darunter auch Bullenhaie - bedroht. Dem standen im Jahr 2024 weltweit 47 dokumentierte Attacken von Haien gegenüber, von denen vier tödlich verliefen.
Jan Bierwirth gibt daher Entwarnung:

Haie sind gefährliche Raubfische, aber sie sind nicht diese blutrünstigen, menschengeilen Mordmonster.

Jan Bierwirth, Hai-Forscher

Das müsse man in das richtige Licht rücken, sagt Bierwirth, genau "wie ihre wichtige Rolle im Ökosystem".
"planet e.: Blutige Flossen- das brutale Sterben der Haie": Ein Taucher schwimmt unter Wasser neben einem Blauhai.
Haie sind in Gefahr, viele Arten vom Aussterben bedroht. Der Handel mit Haifleisch und -flossen ist ein großes Problem. Die Auswirkungen auf das marine Ökosystem sind gewaltig.15.09.2024 | 28:52 min

Streamen Sie die dreiteilige Doku "Man of the Ocean" jederzeit in Web und App. Im TV sind die Folgen am 13., 20. und 27. April, jeweils um 15:45 Uhr zu sehen.

Wie man sich bei einer Begegnung mit einem Bullenhai verhält

Um Tipps für eine Begegnung mit einem Bullenhai ging es Extremschwimmer André Wiersig. Auf den Seychellen wollte er einen Weltrekord aufstellen, dort wurden zu der Zeit aber vermehrt Bullenhaie gesichtet. "Im Training bin ich im Hafenbecken regelrecht mit einem Exemplar zusammengestoßen", sagt der Extremschwimmer. Bei Bierwirth auf den Fidschi-Inseln wollte er alles "über Bullenhaie lernen, um auf eine Begegnung vorbereitet zu sein".
Wenn ein Hai sich mir als Schwimmer nähert, sei Vorsicht geboten, so Bierwirth. Der Experte rät, nicht während der Dämmerung zu schwimmen, wenn Haie am aktivsten auf Nahrungssuche seien. Kommt es dennoch zu einer Begegnung, sei Ruhe das oberste Gebot. "Aufhören zu schwimmen, keine hektischen Bewegungen machen und den Hai im Auge behalten. Dann wird er ziemlich sicher wieder abdrehen", so die Erfahrung von Bierwirth.

Bedrohte Tierarten retten
:Warum es mehr Daten über Haie braucht

Auch wenn vor Spaniens Küste vermehrt Makohaie gesichtet wurden, bleibt die Art stark bedroht. Ihr Aussterben ist jedoch nur Teil eines größeren Problems.
von Pierre Nyga
Ein Blauhai schwimmt unter der Wasseroberfläche.
mit Video

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Quelle: dpa

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