Wie gefährlich sind Haie für Menschen - und umgekehrt?

    Bedrohte Tierart:Wie gefährlich sind Haie für Menschen?

    von Marie Ahlers
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    Drei tödliche Hai-Attacken in Australien und Ägypten innerhalb kurzer Zeit sorgen für Aufsehen. Dabei ist der Mensch für den Hai viel gefährlicher als umgekehrt.

    "planet e.: Blutige Flossen- das brutale Sterben der Haie": Ein Taucher schwimmt unter Wasser neben einem Blauhai.
    Haie sind in Gefahr, viele Arten vom Aussterben bedroht. Der Handel mit Haifleisch und -flossen ist eine wichtige Ursache. 15.09.2024 | 28:52 min
    Ein 40-jähriger Angler stirbt am 28. Dezember an der australischen Ostküste, am Tag darauf wird ein Urlauber (48) in Ägypten tödlich verletzt. Seit dem 2. Januar wird zudem in Australien nach einem 28-jährigen Surfer gesucht, der laut Augenzeugen ebenfalls von einem Hai angegriffen wurde. Die Polizei geht davon aus, dass er tot ist.
    Nicht erst seit Steven Spielbergs "Der weiße Hai" gehört der Hai zu den gefürchtetsten Raubtieren der Menschen. Doch das Risiko, Opfer einer Hai-Attacke zu werden, ist extrem niedrig.
    Im Jahr 2023 gab es weltweit 69 Hai-Angriffe, 10 davon endeten tödlich. Die meisten ereigneten sich in den USA, gefolgt von Australien.
    Das Florida Museum of Natural History erklärt:

    Es ist wahrscheinlicher, im Lotto zu gewinnen, als von einem Hai angegriffen zu werden.

    Florida Museum of Natural History

    Seit 2003 liegt die Zahl der unprovozierten Hai-Angriffe auf Menschen bei unter 100 pro Jahr. 2023 gab es 10 Todesfälle.
    Im Rahmen seines Forschungsprogramms zu Haien hat das Museum auch Zahlen zu Hai-Attacken auf Menschen erhoben. Demnach starben 2023 zehn Menschen durch die Meeres-Raubtiere, in den Jahren davor lag die Zahl meist darunter.
    Der Mensch gehört auch nicht zur Beute des Hais. "Wenn das so wäre, hätten wir jedes Jahr Millionen Tote", sagt Umweltaktivistin Friederike Kremer-Obrock, Gründerin der Meeresschutzorganisation ElasmOcean. Häufig sei es Zufall, wenn Haie Menschen angreifen.
    Die meisten Hai-Angriffe auf Menschen passieren beim Surfen und anderen Board-Sportarten, gefolgt vom Schwimmen bzw. im Wasser waten.

    • Nicht allein ins Wasser gehen: Haie nähern sich eher Einzelnen als Gruppen.
    • In Küsten-Nähe bleiben: Auch, weil dort eher Hilfe möglich ist.
    • Beliebte Orte von Haien meiden: Das sind Bereiche zwischen Sandbänken, steile Abhänge, Fischschwärme und Angelplätze.
    • Nur tagsüber schwimmen: In der Dämmerung und nachts sind Haie am aktivsten.
    • Keinen glitzernden Schmuck tragen: Das reflektierende Licht ähnelt dem Glanz von Fischschuppen.
    • Starkes Planschen vermeiden: Das Geräusch kann Haie anziehen.

    Wenn sich ein Hai nähert, sollten Menschen Augenkontakt mit ihm suchen, sich langsam entfernen und wenn möglich das Wasser verlassen. Bei einem Angriff empfehlen Experten, sich zu wehren, etwa mit einem Schlag auf die Nase, da Haie Respekt vor Kraft und Größe haben.

    Quelle: Florida Museum of Natural History und University of Florida: International Shark Attack File

    80 Millionen tote Haie jährlich

    Hingegen hat der Hai viel mehr Grund, den Menschen zu fürchten. Eine Studie der Universitäten Dalhousie und Santa Barbara sowie der Naturschutzorganisation "The Nature Conservancy" geht von 80 Millionen Haien aus, die jährlich von Menschen getötet werden - Tendenz steigend.
    Viele Hai-Arten sind von Überfischung bedroht, insbesondere ihr Fleisch und ihre Flossen sind beliebt. Zudem sterben sie oft als Beifang von Fischen.
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    Haifleisch in deutschen Supermärkten

    Haifleisch gibt es auch in deutschen Supermarktregalen, nur heißt es hier dann Schillerlocke und Kalbsfisch, wie etwa WWF und Pro Wildlife berichten. In asiatischen Ländern ist hingegen besonders die Flosse beliebt, Haifischflossensuppe gilt dort als Delikatesse.
    Wobei der Verkauf der Flossen wesentlich lukrativer ist als der des Fleisches. Eine kleine Schüssel Suppe mit 100 Gramm Haifischflosse koste umgerechnet rund 100 bis 150 Euro, erklärt Umweltaktivistin Friedericke Kremer-Obrock. Sie geht daher davon aus, dass der Handel mit Fleisch unattraktiv werden würde, wenn der Handel mit Flossen verboten würde.

    Hai-Exporte aus der EU

    Gefangen und weiterverkauft werden die Haie auch in der EU, 22 Prozent aller Exporte von Haifleisch und -flossen stammen von hier. Seit 2013 dürfen die Fischer Haie zwar nicht mehr zurück ins Wasser werfen, nachdem sie die Flossen abgetrennt haben, das Geschäft mit den Flossen geht jedoch weiter.
     Südkaper (Eubalaena australis) bei der Paarung.
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    Aktivistin Kremer-Obrock fordert deswegen, dass der Flossenhandel in der EU vollständig unterbunden wird, zum Beispiel durch ein Verbot, Flossen zu verkaufen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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