Brasilien: Forscher weisen erstmals Kokain in Haien nach
An der Küste Brasiliens:Forscher weisen erstmals Kokain in Haien nach
von Niklas Landmann
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Meeresforscher haben in Brasilien zum ersten Mal Kokain in Haien gefunden. Doch wie kommt die Droge dorthin? Die Ergebnisse sind einer Expertin zufolge "besorgniserregend".
Eine neue Studie weist erstmals Spuren von Kokain im Gewebe von Scharfnasenhaien nach.
Quelle: dpa
Haie vor der brasiliansichen Küste haben Kokain in ihren Körpern. Das geht aus einer Studie des Ökotoxikologen Enrico Mendes Saggioro vom Oswaldo Cruz Institut hervor, die in der Fachzeitschrift "Sience of The Total Environment" veröffentlicht wurde.
In Brasilien haben Studien bereits die Kontamination von Wasser und einigen Wasserlebewesen, wie zum Beispiel Muscheln, durch Kokain nachgewiesen. Unsere Analyse ist die erste, bei der die Substanz in Haien gefunden wurde.
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Enrico Mendes Saggioro, Ökotoxikologe am Oswaldo Cruz Institut in Rio de Janeiro
Für die Studie wurden 13 Scharfnasenahaie von kleinen Fischereifahrzeugen gekauft, die diese und andere Arten im Meer vor Rio de Janeiro fangen. Nachdem die Haie im Labor seziert worden waren, untersuchte das Team Muskel- und Lebergewebe. Bei der Analyse des Gewebes zeigte sich, dass alle Tiere extrem hohe Kokainwerte aufwiesen - etwa hundertmal höher als die bei anderen Wassertieren gemessenen Konzentrationen.
Haiflossen sind eine begehrte Delikatesse. Millionen Tiere sterben dafür Jahr für Jahr. Auf den Galapagosinseln versuchen Meereschützer alles, um die Jäger der Meere zu retten.14.04.2022 | 28:34 min
Wie kommt das Kokain in die Scharfnasenhaie?
In vielen Ländern, auch in Brasilien, wurde Kokain in Abwässern und Flüssen nachgewiesen. Experten schätzen, dass das Kokain über illegale Labore, in denen die Droge hergestellt wird, ins Meer gespült wurde. Zudem könnte der Stoff über die Ausscheidungen von Konsumenten ins Wasser gelangen. Ebenfalls möglich sei es, dass die Tiere durch Pakete von Drogenhändlern, die auf See verloren gehen oder entsorgt werden, in Kontakt mit Kokain kommen.
Die Droge gelange entweder direkt über das Wasser oder über den Verzehr kontaminierter Tiere in die Haie, so die Wissenschaftler. Der Scharfnasenhai wurde von den Forschern für die Untersuchung ausgewählt, weil er sich überwiegend in Küstengewässern aufhält. Das Forscherteam ging daher davon aus, dass sie zu den Arten gehören, die die Droge am ehesten aufnehmen.
Scharfnasenhaie wiegen etwa ein Kilogramm und werden nicht länger als ein halber Meter.
Quelle: dpa
... hat der weltweite Kokain-Konsum in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Etwa 22 Prozent (4,8 Millionen) der geschätzten 22 Millionen Konsumenten weltweit leben im Jahr 2021 in Südamerika. Brasilien gehört zu den größten Kokainkonsumenten weltweit.
Die Meeresökotoxikologin Sara Novais vom Zentrum für Meeres- und Umweltwissenschaften der Universität Leira, die nicht an der Studie beteiligt war, fordert im Magazin "Science" weitere Untersuchungen. Es müsse festgestellt werden, ob die Tiere oder Menschen, die sie essen, durch die hohen Kokainwerte geschädigt werden. Die Ergebnisse seien "sehr wichtig und möglicherweise besorgniserregend".
Auch Umweltschutz-Expertin Anna Capaldo von der Universität Neapel Federico II. zeigt sich besorgt:
Dies ist ein Beweis für die zunehmende Gefahr der Kokainverschmutzung.
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Anna Capaldo, Endokrinologin und Expertin für Umweltverschmutzung an der Universität Neapel Federico II.
Welche Wirkung die Droge auf die Haie hat, ist noch nicht erforscht. Die Hälfte der Weibchen, die untersucht wurden, waren schwanger. Doch die Folgen der hohen Kokainkonzentration für die Föten sind laut den Experten bislang unbekannt.
Mögliches Gesundheitsrisiko für Menschen
Auch das Forscherteam um Saggioro fordert mehr Tests auf Kokain in Küstengewässern, um genau herauszufinden, woher die Verschmutzung kommt. Als Spitzenprädatoren, die Fische in einem weiten Gebiet fressen, könnten Haie als Indikator für Brennpunkte der illegalen Drogenverschmutzung dienen.
Das Team weist auch darauf hin, dass Haie in Brasilien eine häufige Nahrungsquelle seien. Wenn sie stark mit Kokain kontaminiert sind, könnten sie ein Gesundheitsrisiko für Menschen darstellen.
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