Welthandel: Freihandelsabkommen als Antwort auf US-Zölle
Welthandel:Freihandelsabkommen als Antwort auf US-Zölle
von Mischa Ehrhardt
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Donald Trump will heute wohl weitere Zölle bekannt geben. In Reaktion auf US-Zölle werben Kanada und Deutschland für mehr Freihandel. Auch China, Japan und Südkorea bewegen sich.
US-Präsident Donald Trump will noch heute neue Zölle verkünden. Es könnte der Beginn einer Spirale von Zöllen und Gegenzöllen sein. Die EU plant bereits Gegenmaßnahmen.02.04.2025 | 1:34 min
US-Präsident Donald Trump ist selten um eine Drohung verlegen. Am heutigen Mittwoch will er voraussichtlich eine seiner Drohungen wahr machen und weitere, "weitreichende" Zölle verkünden. Wie die konkret aussehen könnten, ist noch unklar. Es sollen aber etwa "reziproke" oder wechselseitige Zölle sein, überall dort, wo die USA weniger Zölle verlangen als ihre Handelspartner.
Vor der Ankündigung neuer Zölle durch US-Präsident Trump haben die Börsen weltweit nachgegeben. Trumps "Tag der Befreiung", so Claudia Bates, sorge für große Verunsicherung.02.04.2025 | 1:24 min
Trump feiert das als "Liberation Day" für sein Land. Den Tag der Befreiung also von aus seiner Sicht unfairen Handelspraktiken. Dabei hat er insbesondere die Europäische Union im Visier, weil ihre Mitgliedsstaaten mehr Waren in die USA verkaufen, als sie ihnen abnehmen, die EU sei gemacht worden, um die USA "abzuzocken", wie er unlängst schimpfte.
US-Präsident Donald Trump will noch heute neue Zölle verkünden. Wie sich das an der Börse bemerkbar macht, erklärt Valerie Haller.02.04.2025 | 1:18 min
Kanada: Das "europäischste nicht-europäische Land"
In Reaktion auf bisherige Zölle und die Androhung neuer Handelsbarrieren rücken andere Länder näher zusammen. So betonte etwa Kanadas Sonderbeauftragter für Europa, Stéphane Dion, auf der Hannover Messe, seine Heimat sei "das europäischste nicht-europäische Land". Damit sei Kanada ein idealer Partner für ein Freihandelsabkommen mit der EU.
Die Stimmung in Kanada droht zu kippen: Strafzölle und Boykotte gegen Trump und die USA bestimmen das Verhältnis zum großen Nachbarn.26.03.2025 | 6:28 min
Das gibt es bereits, es trägt den Namen CETA und wurde 2017 vom Europäischen Parlament angenommen. Allerdings steht die Ratifizierung durch Kanada und zehn Staaten der EU noch aus, so ist es bis heute nur in Teilen in Kraft getreten. Es könnte durch den US-Protektionismus aber einen neuen Schub erfahren.
Beim DIW sieht man aus europäischer Perspektive drei Handlungsmöglichkeiten:
Verhandlungen mit den USA
Gegenzölle
Vertiefen des EU-Binnenmarktes sowie Beziehungen zu anderen Freihandelspartnern.
"Die dritte Option ist die einzige, die zu spürbarem und langfristigem Wirtschaftswachstum führen und die Widerstandsfähigkeit der EU stärken kann", ist sich Handelsexpertin Sonali Chowdhry aus dem DIW sicher.
Für die ohnehin angeschlagene deutsche Autoindustrie sind die Zoll-Ankündigungen aus den USA ein Schock. Wie die EU nun reagieren will, ist derzeit noch geheim. 28.03.2025 | 2:20 min
Peking, Seoul und Tokio loten engere Handelsbeziehungen aus
Nicht nur zwischen Kanada und Europa zeichnen sich neue Allianzen ab. Weit entfernt, rund 8.000 Kilometer östlich hat der südkoreanische Handelsminister Ahn Duk-geun seine Amtskollegen aus China und Japan zu Gesprächen nach Seoul eingeladen; ein bemerkenswertes Treffen, denn der letzte Trialog dieser Art liegt sechs Jahre zurück.
Trotz politischer Differenzen zwischen Peking, Tokio und Seoul loten diese Länder nun Möglichkeiten zu Freihandelsabkommen, zumindest aber verstärkter Zusammenarbeit aus.
Neue Abkommen: "Damit der Welthandel nicht den Bach runtergeht"
Auch diese Annäherung ist eine direkte Antwort auf die protektionistische Handelspolitik der USA. So gelten bereits Zölle auf alle Einfuhren Chinas in die USA. Die EU ist von Zöllen auf Stahl und Aluminium betroffen. Und in dieser Woche sollen auch 25-Prozent-Zölle für Autos und Autoteile in die USA gelten. Wie Deutschland sind die asiatischen Exporteure besonders betroffen - sie zählen zu den wichtigsten Lieferanten für den US-amerikanischen Automarkt.
"Es gibt ja schon andere Freihandelszonen, auch in Südostasien", sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer gegenüber ZDFheute. "Und generell ist es ein gutes Zeichen, dass diese Länder über alle Differenzen hinweg versuchen, neue Handelsabkommen miteinander zu schließen."
Es geht darum, möglichst viel vom freien Welthandel zu retten, damit nicht das ganze System den Bach runtergeht.
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Jörg Krämer, Commerzbank-Chefvolkswirt
Europa könnte sich beispielsweise auch noch stärker auf Indien oder etwa die Mercosur-Staaten Südamerikas zubewegen.
"Liberation Day" - die USA schaden sich selbst
Aus amerikanischer Perspektive sieht die Welt freilich anders aus. Der "Liberation Day" soll die USA wirtschaftlich in ein goldenes Zeitalter führen.
Volkswirt Jörg Krämer sieht das anders. "Langfristig bedeutet das ja, dass die Amerikaner sich zum guten Teil zurückziehen aus der internationalen Arbeitsteilung. Das heißt, sie müssen dann viele Dinge selbst machen und das ist unproduktiv. Damit schaden sich die Vereinigten Staaten wirtschaftlich auf lange Sicht nur selbst - ganz klar".
US-Präsident Trump spielt wieder sein Lieblings-Spiel: das Zocken mit Zöllen. ZDF-Wirtschaftskorrespondent Florian Neuhann über Trumps Erpressungen und was wir dagegen tun können.21.03.2025 | 12:48 min