Zahl der Firmenpleiten steigt: Droht eine Insolvenzwelle?

    Zahl der Firmenpleiten steigt :Droht eine Insolvenzwelle?

    ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann
    von Frank Bethmann
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    Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt. Überraschend kommt das nicht. Lange konnten Insolvenzen durch Stützungsmaßnahmen vermieden werden. Doch die gibt es so nicht mehr.

    Peek & Cloppenburg Filiale in Halle
    Peek & Cloppenburg Filiale
    Quelle: imago

    Lange Zeit schienen sie - trotz Corona und Ukraine-Krieg - kein Problem zu sein. Doch jetzt schlägt offenbar langsam die Stunde der Wahrheit. Konjunkturflaute und steigende Kreditzinsen haben die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland deutlich steigen lassen.
    Sie legte um 37,4 Prozent binnen Jahresfrist zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Demnach meldeten die Amtsgerichte im Juli weitere 1.586 beantragte Unternehmensinsolvenzen.

    Zahlen steigen bereits seit Jahresanfang - bekannte Namen darunter

    Bereits seit Jahresanfang schießen die Zahlen nach oben. Um die Folgen von Corona für die Unternehmen abzufedern, wurden unter anderem die Insolvenzantragspflichten in den letzten Jahren gelockert. Vereinfacht formuliert: Überschuldete Unternehmen konnten erst mal weitermachen, solange sie nicht zahlungsunfähig waren.
    Doch durch die weitestgehende Rückkehr zu den strengeren Antragspflichten, kommt die Entwicklung für Fachleute nicht unerwartet. In Geldnot gerieten seitdem nicht nur Ladenbesitzer oder andere kleine Betriebe, auch namhafte Unternehmen wie die Modekette Peek & Cloppenburg oder die Schuhhändler Görtz und Salamander mussten wegen Überschuldung einen Insolvenzantrag stellen.
    Rheinland-Pfalz, Mainz: Container werden an einem Container Terminal des Hafens bewegt. (Archivbild)
    Wirtschaftsforscher schrauben ihre Erwartungen fürs laufende Jahr deutlich nach unten - und warnen vor den Risiken eines veränderten gesellschaftlichen Klimas.28.09.2023 | 2:03 min

    Für die kommenden Monate keine Besserung in Sicht

    Das Wirtschaftsforschungsinstitut IWH rechnet in den kommenden Monaten damit, dass der Trend anhalten wird. "Wie schon im August deuten unsere Frühindikatoren im September auf einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen im vierten Quartal hin - vor allem im Baugewerbe sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen", wird der Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität, Steffen Müller, jüngst zitiert.
    • Krise im Wohnungsbau verschärft sich
    Die Immobilienbranche steckt wegen stark gestiegener Zinsen und Baukosten in der Krise. Auch unter Deutschlands Krankenhäusern zeichnet sich eine Verschärfung der Lage ab. Innerhalb eines knappen Jahres ist 26 Trägern mit insgesamt 34 Krankenhäusern das Geld ausgegangen. Die Insolvenzen bedeuten bislang in der großen Mehrheit der Fälle nicht die Schließung, aber sehr viele Häuser sind in Not.

    Zahl der Insolvenzen nicht auf Rekordniveau - Entwicklung aber besorgniserregend

    Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet ebenfalls mit steigenden Zahlen. Ihr Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch aber ordnet ein: "Wir sind auf dem Weg zu dem Level von 2019. Das ist sehr weit weg von den Werten der Finanzkrise." 2009 wurden in Deutschland fast 33.000 Insolvenzen gezählt.
    Für das Gesamtjahr 2023 erwartet Creditreform zwischen 17.000 und 20.000 Firmenpleiten. Auch wenn in der Vergangenheit bereits mehr Betriebe in Schieflage waren, ist die aktuelle Entwicklung besorgniserregend. Bis zu 20.000 Insolvenzen in diesem Jahr bedeutet nicht nur, dass der Fortbestand der betroffenen Unternehmen gefährdet ist, für viele Gläubiger, Mitarbeiter und Kunden ist das ebenfalls mit tiefen Einschnitten verbunden.

    Herbstprojektion der Regierung
    :Deutschlands Wirtschaft wird 2023 schrumpfen

    Deutschlands Wirtschaft kommt eher langsam aus der Krise: Die Regierung hat die Konjunkturprognose für 2023 nach unten gesenkt. Sie rechnet mit einem Rückgang um 0,4 Prozent.
    von Stephanie Barrett
    Archiv: Wolken ziehen am 13.11.2017 über Baukräne auf einer Baustelle in Berlin hinweg
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