Evergrande-Kurssturz: Warum wohl keine Finanzkrise droht
Kurssturz bei Immobilienriese:Evergrande: Wohl eher keine neue Finanzkrise
von Sina Mainitz
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Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande ist an die Börse zurückgekehrt, mit Rekordverlusten. Die Wirtschaft Chinas schwächelt - warum wohl trotzdem keine Finanzkrise droht.
Hauptsitz der chinesischen Evergrande Group in Shenzhen (Archivbild)
Quelle: Reuters
Fast eineinhalb Jahre war der Handel der Evergrande-Aktien ausgesetzt. Heute kehrte der weltweit am höchsten verschuldete Immobilien-Entwickler an die Börse zurück. Mit 0,22 Hongkong-Dollar fielen sie auf den niedrigsten Stand ihrer Geschichte. Dadurch ist der Börsenwert um umgerechnet rund 2,2 Milliarden Euro auf 342 Millionen geschrumpft.
Evergrande drückt derzeit einen Schuldenberg von rund 303 Milliarden Euro. Erst vor zehn Tagen hatte der Konzern Gläubigerschutz in den USA beantragt. Damit will sich der Immobilienriese vor den Forderungen von Gläubigern aus den Vereinigten Staaten schützen.
Gläubigerversammlung überraschend vertagt
Am Freitag versicherte Evergrande, alle geforderten Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme des Handels in Hongkong angemessen zu erfüllen. Damit müssen auch ausstehende Finanzberichte veröffentlicht werden. Die für heute geplante Gläubigerversammlung wurde überraschend auf Ende September verschoben.
So solle Gläubigern die Möglichkeit gegeben werden, Bedingungen für eine geplante Umschuldung zu prüfen, heißt es. Evergrandes Zwangsrückzug von der Hongkonger Börse ist vorerst abgewendet. Aber: Die Probleme sind es nicht.
Chinas Immobiliensektor in schwerer Krise
Die chinesische Regierung versucht alles, um die Aktienmärkte zu stabilisieren. Die Börsenumsatzsteuer auf Aktiengeschäfte soll gesenkt werden. Aktienverkäufe von Großaktionären will Peking beschränken.
Unprofitable Firmen werden künftig schärfer geprüft, wenn es um deren Refinanzierung geht. Die schwere Krise des Immobiliensektors droht die gesamte, chinesische Wirtschaft mitzureißen.
Volkswirt: Chinas Finanzverflechtung mit anderen Weltteilen geringer
Da werden Erinnerungen an die Weltfinanzkrise 2008 wach, die damals auf dem US-Immobiliensektor startete. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, gibt Entwarnung. Die derzeitige Situation auf dem Immobiliensektor in China sei nicht mit der von vor 15 Jahren zu vergleichen, sagt er:
China ist zwar wichtig für die Welt, aber der chinesische Finanzsektor ist doch relativ von der Welt abgeschieden.
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Ulrich Kater, Chefvolkswirt Deka-Bank
Der Volkswirt weiter: "Der Renmimbi ist reguliert und keine Weltwährung. Deshalb ist Chinas Finanzverflechtung mit anderen Teilen der Welt geringer. Solche Finanzthemen springen deshalb nicht so über und haben für europäische oder US-Firmen weniger Risiko."
Chinas Konjunktur schwächt auch deutsche Firmen
Glück im Unglück mag man das nennen. Doch Grund zur Freude besteht für die deutsche Wirtschaft in Sachen China dennoch nicht. Das jahrzehntelange Wohlstandsversprechen gilt nicht mehr. Chinas Wirtschaft enttäuscht in vielerlei Hinsicht - auf dem Immobilienmarkt, dem Arbeitsmarkt und mit schwächelndem Binnenkonsum.
China wächst nicht mehr in gewohntem Maße. Das ist eine neue Realität - auch für Deutschland. Denn durch die schwächere Konjunktur schrumpfen hierzulande viele Auftragsbücher zusammen.
Das Land fällt als Wachstumsmotor für die deutsche Wirtschaft aus. Die Erfolgsstory Chinas hat eine Pause, wenn nicht sogar ein Ende.
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Ulrich Kater, Chefvolkswirt Deka-Bank
China senkt Stempelsteuer für Aktiengeschäfte
Die Frage ist nun, wie die chinesische Regierung weiter vorgehen wird. Seit heute versucht sie erneut den Aktienhandel anzukurbeln. Dafür wurde die sogenannte Stempelsteuer auf in China gehandelte Aktien halbiert - diese wird beim Verkäufer von Wertpapieren erhoben.
Mit aller Kraft stemmt sich China durch vielfältige Maßnahmen gegen die eigene Konjunkturschwäche. An den Börsen kommt das gut an. Es muss nun nur noch für den nötigen, wirtschaftlichen Schub sorgen. Ein Kraftakt für den Wirtschaftsriesen.
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