Wirtschaftliche Krisenstimmung:Wie gefährlich Chinas Schwäche ist
von Dennis Berger
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Chinas Wirtschaft steckt plötzlich in ernsten Schwierigkeiten. Jugend-Arbeitslosigkeit und die Krise im Immobiliensektor verschärfen die Lage. Das schadet der Welt und Deutschland.
Der Immobiliensektor ist ein Grund für die wirtschaftlichen Probleme Chinas.
Quelle: AFP
Die Nachrichten und Wirtschaftsdaten der letzten Wochen aus dem Reich der Mitte verheißen nichts Gutes: Sorge um Deflation, Rekordarbeitslosigkeit der Jugend, drohender Crash des gigantischen Immobiliensektors, wankende Schattenbanken.
Und das sind nur einige der bedrohlichen Entwicklungen. US-Präsident Joe Biden bezeichnete Chinas Wirtschaft zuletzt als "tickende Zeitbombe".
China habe sich durch die Null-Covid-Politik vom Rest der Welt entkoppelt, erklärt eine deutsche Unternehmerin gegenüber dem ZDF:
Strukturelle Probleme in China
Nach dem Ende der ultraharten Null-Covid-Politik ist die Wirtschaftskraft zwar gestiegen. Doch die neuen Zahlen deuten darauf hin, dass China das für chinesische Verhältnisse bescheidene Wachstumsziel von fünf Prozent dieses Jahr verfehlt. Die chinesische Führung stünde vor erheblichen und ernsthaften Herausforderungen, fügt Dr. Wan-Hsin Liu vom Kieler Institut für Weltwirtschaft hinzu.
Die Gründe der Schwäche
Das Vertrauen inländischer und ausländischer Unternehmen in die Reformbereitschaft der chinesischen Führung leidet stark. Dazu kommen die Risiken des außenwirtschaftlichen und außenpolitischen Zwists mit den USA. Dieses Gemisch drosselt die Investitionen vor Ort sowie den Arbeitsmarkt.
Das wiederum führt zu einem schwachen Binnenkonsum, der auch auf den wichtigen Immobiliensektor ausstrahlt.
China kämpfe aktuell mit einem ganzen Bündel an Problemen, erklärt auch ZDF-Wirtschaftsexpertin Stephanie Barrett:
Ansteckungsgefahr durch Immobilienkrise
Die Immobilienbranche steht für rund ein Viertel der chinesischen Wirtschaft und sie steckt seit zwei Jahren in der Krise, weil die Preise sinken. Zuletzt verschärfte sich auch die Schieflage bei dem riesigen chinesischen Immobilienentwickler Country Garden. Ein möglicher Bankrott sorgt für Unruhe an den Finanzmärkten.
Denn die Immobilienkrise scheint damit auf die Finanzbranche überzugreifen. Zhongrong International Trust, einer der führenden Anbieter der in China weitverbreiteten Treuhandfonds, hat "kurzfristige Liquiditätsschwierigkeiten" eingeräumt.
Zhonrong ist mit Milliarden auf dem Immobilienmarkt unterwegs. In diese Schattenbanken genannten Fonds haben Berichten zufolge auch deutsche Finanzunternehmen investiert.
Chinesischer Arbeitsmarkt ist Wachstumsbremse
Laut Dr. Wan-Hsin Liu ist auch die Finanzlage vieler lokaler Regierungen und Kommunen angespannt. Sie finden daher offenbar keine Antworten auf die hohe Arbeitslosigkeit. Nicht nur, dass insbesondere junge Chinesen keine Stelle fänden. Viele würden in Jobs arbeiten, für die sie überqualifiziert sind.
China ist eine wirtschaftliche Großmacht. Doch der Motor stottert. Viele junge Chinesen sind arbeitslos. Welche Perspektiven hat Chinas Jugend?
07.06.2023 | 7:51 min
Jeder Fünfte unter 25 ist in China arbeitslos, einige hoffen auf eine bessere Zukunft:
Beide Entwicklungen führten dazu, dass das Potenzial, das Wissen und die Fähigkeiten der immer besser ausgebildeten chinesischen Arbeitskräfte nicht effizient genutzt würden.
Auswirkungen auf Deutschland
Angesichts Chinas wirtschaftlicher Größe, seiner Rolle in der Weltwirtschaft und seiner weit überdurchschnittlichen Wachstumsrate in der Vergangenheit würde die Schwäche Chinas wirtschaftliche Aussichten weltweit und auch Deutschlands verschlechtern, sagt Dr. Wan-Hsin Liu dem ZDF.
Chinas Wirtschaft befindet sich seit längerem in der Krise:
Würden Verbraucher und Unternehmen in China weniger kaufen und investieren, hätte das schwere Folgen für die deutsche Wirtschaft. Nicht nur deutsche Exportunternehmen, sondern auch die Unternehmen, die vor Ort produzieren, bekämen mit einer noch härteren Konkurrenz mit billigeren heimischen Anbietern und letztendlich auch mit Umsatzverlusten Probleme.
Abzuwarten bliebe, wie sich der große Umsatzverlust der deutschen Unternehmen vor Ort und die schwache Nachfrage nach deutschen Exportgütern auf die deutschen Mutterkonzerne und den deutschen Arbeitsmarkt auswirke.