mit Video
Streit mit Postbank-Aktionären:Deutsche Bank unterliegt vor Gericht
|
Im dritten Quartal erwirtschaftet die Deutsche Bank einen Milliardengewinn. Die juristische Schlappe im Streit mit Postbank-Aktionären belastet weniger als gedacht.
Die Deutsche Bank verliert und gewinnt trotzdem. So lässt sich auf den Punkt bringen, was Vorstandschef Christian Sewing am Mittwoch bei der Vorstellung der Quartalszahlen zu verkünden hatte. Im jahrelangen Streit um die Übernahme der Postbank muss die Deutsche Bank zwar eine Niederlage einstecken, mit den meisten Klägern einigte sie sich aber vorher außergerichtlich günstiger. Am Ende schlägt sogar ein Extra-Gewinn in der Bilanz zu Buche.
Deutsche Bank unterliegt vor Gericht "in vollem Umfang"
Der Reihe nach: Beim Postbank-Rechtsstreit hatten ehemalige Aktionäre der 2010 übernommenen Bank argumentiert, ihnen habe ein höherer Preis für die Aktien zugestanden. Das Oberlandgericht Köln hatte Ende April angedeutet, dass die Ansprüche zumindest teilweise begründet seien. Am Mittwoch verkündete das Gericht sein Urteil. Es gab den Klagen der ehemaligen Aktionäre "in vollem Umfang" statt.
Sewing: "Haben juristische Altlasten hinter uns gelassen"
Die Deutsche Bank hatte nach dem Fingerzeig des OLG Köln im April eine Rückstellung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro gebildet. Das führte im 2. Quartal zu einem Verlust von 143 Millionen Euro - dem ersten Minus seit 2020. Im Laufe des dritten Quartals nun einigte sich die Bank aber mit den meisten Klägern außergerichtlich. Im Ergebnis konnte die Deutsche Bank daher einen Teil der Rückstellungen wieder auflösen; 440 Millionen Euro, die für den Rechtsstreit nicht benötigt wurden und den Gewinn im dritten Quartal erhöhten.
Entsprechend kommentierte Sewing die Geschäftsentwicklung:
Im abgelaufenen Quartal haben wir wichtige Fortschritte dabei erzielt, juristische Altlasten hinter uns zu lassen.
Christian Sewing, Vorstandschef der Deutschen Bank
Gleichzeitig seien auch die Geschäfte gut gelaufen, sodass "ein Rekordgewinn" für ein drittes Quartal erwirtschaftet werden konnte. Konkret erzielte die Bank einen Nettogewinn von 1,46 Milliarden Euro.
Privat- und Firmenkundengeschäft laufen schlechter
Besonders gut lief es in den Bereichen Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung. Beide Sparten steigerten ihre Erträge und ihren Vorsteuergewinn. Den Bereich Vermögensverwaltung verantwortet die Fondsgesellschaft DWS. Die Deutsche-Bank-Tochter profitierte zuletzt von der anhaltend hohen Nachfrage nach ETFs. Darunter versteht man börsennotierte Indexfonds, die nicht aktiv gemanaged werden, sondern die Wertentwicklung von Indizes wie dem Dax abbilden.
Insgesamt stieg das von der DWS verwaltete Vermögen um 30 Milliarden auf ein Rekordniveau von 963 Milliarden Euro. Mit dem Privat- und Firmenkundengeschäft hingegen verdiente das Geldhaus weniger. Das lag vor allem daran, dass die Bank im Zinsgeschäft weniger Einnahmen erzielt, weil die Zinsen sinken.
Alarmzeichen: Bank erhöht Risikovorsorge für faule Kredite
Ebenfalls nicht gut kam bei den Anlegern an, dass die Deutsche Bank die Risikovorsorge für faule Kredite aufstockte. Nach neun Monaten summiert sich diese inzwischen auf rund 1,4 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr könne die Summe sogar auf 1,8 Milliarden Euro - und damit höher als früher angenommen - steigen, musste Finanzvorstand James von Moltke zugeben. Dies deutet darauf hin, dass die flaue wirtschaftliche Lage in der Bilanz der Deutschen Bank deutlichere Spuren hinterlassen könnte.
Weiterhin kein Interesse an der Commerzbank - das war mal anders
Ein Einstieg bei der heftig vom Rivalen Unicredit umworbenen Commerzbank kommt für die Deutsche Bank indes weiter nicht in Frage. Die Deutsche Bank warte nicht auf Anrufe in Sachen Commerzbank, gab von Moltke zu Protokoll. Das Geldhaus wolle bei Übernahmen nicht in den Ring steigen, das gelte auch in anderen Fällen, betonte der Finanzchef.
Das hörte sich 2019 noch anders an: Damals verhandelten beide Banken über einen Zusammenschluss, konnten sich aber nicht einigen und stoppen schließlich ihre Fusionspläne.
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Themen
Mehr aus der Finanz- und Bankenwelt
mit Video
Debatte um Commerzbank:Deutschlands Großbanken sind zu klein
von Frank Bethmann
Jahreshauptversammlung:Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe
von Gregor Lischka