Tarifverdienste steigen 2024 stärker als Preise

Erstmals seit 2020:Tarifverdienste steigen - stärker als Preise

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2024 sind die Tarifeinkommen in Deutschland um 4,8 Prozent gestiegen - damit haben sich die Verdienste wieder stärker erhöht als die Preise. Woran liegt das?

Symbolbild: Geldbeutel mit mehreren Euroscheinen
Die Tarifverdienste sind im vergangenen Jahr stärker gestiegen als die Inflation. (Symbolbild).
Quelle: dpa

Erstmals seit der Corona-Pandemie sind die Verdienste von Millionen Beschäftigten mit einem Tarifvertrag wieder stärker gestiegen als die Preise. Die tariflichen Monatsverdienste samt Sonderzahlungen erhöhten sich 2024 im Schnitt um 4,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ohne Sonderzahlungen reichte es zu einem Plus von 4,3 Prozent. Im selben Zeitraum legten die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent zu.

Damit stiegen die Tarifverdienste erstmals seit dem Jahr 2020 wieder stärker als die Verbraucherpreise.

Statistisches Bundesamt

Die Statistiker lieferten auch eine Erklärung für diese Entwicklung: "Der deutlich stärkere Anstieg der Tarifverdienste mit Sonderzahlungen ist hauptsächlich auf die Zahlungen von Inflationsausgleichsprämien sowie höhere Tarifabschlüsse zurückzuführen."
Die Prämie von bis zu 3.000 Euro war steuer- und abgabenfrei und sollte die Beschäftigten von den Folgen der hohen Inflation abschirmen. Allerdings lief diese Regelung Ende 2024 aus.
Letzter Tag des Verdi-Warnstreiks - Berlin
Die Gewerkschaft Verdi hat am 21. Februar mehr als 50.000 Beschäftigte von kommunalen Bahn- und Busanbietern zu Warnstreiks aufgerufen. 21.02.2025 | 2:38 min

Volkswirt: Inflation bleibt tendenziell hoch

Das kräftige Lohnplus kann Ökonomen zufolge die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflussen. "Mit diesen Nachrichten von der Lohnfront aus Deutschland dürften die Befürworter einer vorsichtigeren Gangart bei der Europäischen Zentralbank Rückenwind erhalten", sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia.
Die Währungshüter dürften ihren als Leitzins geltenden Einlagensatz in der kommenden Woche angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks zum sechsten Mal seit Juni 2024 senken - auf 2,5 Prozent. "Der beschleunigte Anstieg der Tariflöhne unter Ausschluss der Einmalzahlungen impliziert, dass die Inflation im lohnintensiven Dienstleistungsbereich tendenziell hoch bleibt", warnte de la Rubia. Genau das sei EZB-Präsidentin Christine Lagarde ein Dorn im Auge.
Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)

ZDFheute Infografik

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In welchen Branchen gab es die stärksten Zuwächse?

In den einzelnen Branchen nahmen die Tarifverdienste unterschiedlich stark zu. Die stärksten Zuwächse mit Sonderzahlungen gab es 2024 in den Bereichen "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz" sowie "Land- und Forstwirtschaft, Fischerei". Im Gastgewerbe gab es ein Plus von 3,9 Prozent - 2023 hatten hier die tariflichen Lohnzuwächse bei 7,1 Prozent gelegen. Branchen im Überblick:
  • Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz - 9,0 Prozent
  • Land- und Forstwirtschaft, Fischerei - 5,4 Prozent
  • Gastgewerbe - 3,9 Prozent
  • Information und Kommunikation - 3,0 Prozent
  • Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden - 2,9 Prozent
  • Finanz- und Versicherungsdienstleistungen - 2,7 Prozent
Ein Mann lädt auf einem Gehweg leere, zusammengeklappte Kisten in sein Lastenfahrrad. Auf dem Lastenfahrrad steht der Text "foodsharing.de". Im Hintergrund ist der Eingang zu einem Lebensmittelgeschäft zu sehen.
Rezession, Inflation – die hohen Preise für Lebenshaltung bringen immer mehr Menschen an die Armutsgrenze. Mitten im armen, reichen Deutschland.28.01.2025 | 14:51 min
Nachdem schon 2023 insbesondere die unteren Leistungsgruppen überproportional von der Inflationsausgleichsprämie profitierten, war dies im vergangenen Jahr ähnlich.

Da diese Prämien in der Regel als Festbetrag - unabhängig von der Leistungsstufe - ausgezahlt wurden, profitierten geringer Verdienende prozentual stärker von dieser steuerfreien, tariflich vereinbarten Sonderzahlung.

Statistikamt

Lebensmittelpreise.Ein Blick auf den Kassenbon loest bei den Verbrauchern Entsetzen aus. Lebenshaltungskosten in Deutschland auf Rekordhoch.
Trotz Rückgang der Inflation bleiben viele Preise in Deutschland auf einem sehr hohen Level. Immer mehr Menschen müssen rechnen. 01.02.2025 | 2:35 min
Quelle: Reuters

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