Post: 2024 so viele Beschwerden wie nie zuvor

Höchstwert in 2024:So viele Post-Beschwerden wie nie zuvor

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Es geht um verlorene Briefe, beschädigte Pakete oder verspätete Sendungen: Bei der Bundesnetzagentur sind noch nie so viele Post-Beschwerden eingegangen wie im vergangenen Jahr.

Ein DHL Paketzusteller verlässt mit mehreren Sendungen sein Fahrzeug.
Immer mehr Bürger machen ihrem Ärger über die Deutsche Post Luft (Symbolfoto).
Quelle: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Die Bundesnetzagentur hat auf dpa-Anfrage mitgeteilt, dass sie im vergangenen Jahr 44.406 Eingaben zu Mängeln der Postversorgung erreichten. Das seien 2.817 mehr als 2023, also ein Plus von fast sieben Prozent. Der bisherige Höchstwert von 43.125 kritischen Wortmeldungen im Jahr 2022 wurde damit knapp übertroffen.
Im Vergleich zu 2021 hat sich das Beschwerde-Level fast verdreifacht (15.118). Damals machten Personalprobleme der Post zu schaffen, weswegen sich die Zustellung von vielen Sendungen verzögerte und der Ärger der Verbraucherinnen und Verbraucher größer wurde. Seither ist das Beschwerde-Level hoch geblieben.

Großteil der Beschwerden richtet sich gegen DHL

Die Möglichkeit zur Kritik bezieht sich auf die ganze Post- und Paketbranche, allerdings richteten sich im vergangenen Jahr 89 Prozent der Beschwerden gegen den Marktführer DHL und seine Briefsparte Deutsche Post. Meistens geht es um Mängel bei der Zustellung, aber auch um andere Themen wie Filialen, bei denen Verbraucher auch innerhalb ihrer eigentlichen Öffnungszeiten vor verschlossenen Türen standen, oder um Briefkästen, die seltener geleert werden als früher.
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Für Frust sorgen auch angeblich fehlgeschlagene Zustellversuche, obwohl der Empfänger doch daheim wartete und die Klingel gut funktionierte - da drängt sich die Frage auf, ob der Paketbote es überhaupt ernsthaft versucht hat.

DHL: Anzahl der Beschwerden im Verhältnis gering

Der Post-Konzern DHL teilt mit, dass die Anzahl der auf ihn bezogenen Beschwerden im Verhältnis zu den 12,2 Milliarden Briefen und 1,8 Milliarden Paketen, die im vergangenen Jahr ausgeliefert wurden, gering sei. Ein Firmensprecher betont aber, dass jede Beschwerde eine zu viel sei.

Wir arbeiten täglich daran, unsere Qualität zu verbessern und möglichst wenig Anlässe für Beschwerden entstehen zu lassen.

DHL-Firmensprecher

Der Statistik zufolge führen nur 0,0003 Prozent der Sendungen zu einer Beschwerde bei der Bundesnetzagentur.
Allerdings kann man sich auch direkt bei DHL beschweren. Wie viele kritische Wortmeldungen die Firma direkt erreicht haben, verrät der Konzern nicht. Hinzu kommt eine Dunkelziffer von Zustellfehlern, die zwar zu Frust beim Empfänger geführt, diesen aber nicht zu einer Beschwerde bewegt haben.
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Letztlich ist die Beschwerdezahl der Bundesnetzagentur nur ein Indikator, dass etwas im Argen liegen könnte in der Branche, die einen hohen Zeit- und Kostendruck hat.



Verschlechtert der Personalabbau die Zustellqualität?

Kürzlich verkündete die Post binnen weniger Tage zwei Nachrichten. Zunächst wurde eine Tarifeinigung mit Verdi vermeldet, die den 170.000 Tarifbeschäftigten schrittweise insgesamt fünf Prozent mehr Lohn einbringt. Wenig später folgte eine schlechte Nachricht: Wegen hoher Kosten baut die Post bis zum Jahresende 8.000 Stellen ab, das sind etwas mehr als vier Prozent der zuletzt 187.000 Stellen im deutschen Brief- und Paketgeschäft.
Dabei spielte auch eine Rolle, dass die Portoerhöhung, die es Anfang des Jahres gegeben hatte, der Post nicht hoch genug gewesen war und die Firma daher nicht so viel Geld in die Kasse bekommt wie erhofft.
Eine 10-Cent-Briefmarke wird neben eine 85-Cent-Briefmarke geklebt (gestellte Szene).
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Und was sagt die Politik zu dem hohen Beschwerdeaufkommen?

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff gibt der Post in dem Punkt recht, als dass die Zahl der Beschwerden im Verhältnis zu den Milliarden an Sendungen tatsächlich gering sei. Dennoch dürfe der Ärger von Zehntausenden Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht auf die leichte Schulter genommen werden, mahnt der Sozialdemokrat.

Die Post ist gehalten, den Universaldienst in hoher Qualität sicherzustellen und die Beschwerden weiterhin ernst zu nehmen.

Sebastian Roloff, SPD-Bundestagsabgeordneter

Mit Universaldienst ist gemeint, dass die Post überall in Deutschland Briefe zustellen sowie flächendeckend Briefkästen und Filialen haben muss. Mit Blick auf den Stellenabbau der Post merkt Roloff an, dass dieser nicht zu einem Qualitätsverlust in der Zustellung führen dürfe. "Die regionalen Anlassprüfungen zeigen schon jetzt, dass das Personal mancherorts knapp ist", sagt der SPDler, der die Postgesetz-Reform mitverhandelt hat.

Den Gürtel noch enger zu schnallen, könnte die Zustellsituation verschlechtern und den Unmut der Bürgerinnen und Bürger wachsen lassen.

Sebastian Roloff, SPD-Bundestagsabgeordneter

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Quelle: dpa

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