Platz auf Mülldeponien könnte knapp werden

    Platz auf Deponien wird knapp:Wohin mit dem ganzen Müll?

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    Der Platz auf deutschen Mülldeponien könnte knapp werden. Davor warnt die Baubranche. Grund sei eine neue Verordnung, die eigentlich das Gegenteil bewirken sollte.

    Eine Mülldeponie mit Bergen an Abfall.
    Der Platz auf deutschen Mülldeponien wird knapp. Die Baubranche sieht die Politik in der Pflicht. (Symbolbild)
    Quelle: Imago

    Deutschlands Kapazitäten für die Müllablagerung werden allmählich knapp. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts werden von den 2022 noch betriebenen 1001 Deponien bis 2032 mehr als die Hälfte ihre vorgesehenen Betriebsdauer erreichen.
    Die verbleibende Deponiekapazität würde so um ein knappes Drittel auf rund 300 Millionen Kubikmeter zurückgehen, sofern nicht bestehende Deponien vergrößert oder neue gebaut werden. Einen drohenden Entsorgungsnotstand fürchtet vor allem die Baubranche, die mehr als die Hälfte der in Deutschland anfallenden Abfälle produziert.
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    Kritik an neuer Verordnung

    Verstärkt werden die Sorgen durch die seit einem Jahr geltende Ersatzbaustoffverordnung (EBV). Die hat eigentlich die Aufarbeitung und Wiederverwendung von Bauschutt und Bodenaushub zum Ziel. Doch die mit neuen Bodenschutzvorschriften kombinierten Regeln haben möglicherweise das Gegenteil bewirkt.
    Ist die neue Verordnung kontraproduktiv? Darauf deutet eine Umfrage von vier Bau- und Recyclingverbänden unter ihren Mitgliedsunternehmen: Nur 5 Prozent der befragten 156 Firmen sagten, dass seither mehr Bauschutt und Bodenaushub recycelt werde. 42 Prozent der Betriebe erklärten hingegen, dass weniger für die Wiederverwendung aufgearbeitet werde. So bleibe oftmals nur noch die Deponierung, so der Deutsche Abbruchverband.
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    Recycling-Baustoffe nicht gefragt

    Gesunken scheint auch die Nachfrage nach Recyclingmaterial, da viele Bauherren und Behörden Primärbaustoffe bevorzugen. Die Ersatzbaustoffverordnung drohe so krachend zu scheitern, meint der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.

    Länder und Kommunen müssen Farbe bekennen und sich zum Bauen mit Recyclingmaterial verpflichten.

    Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB)

    Auch das Pendant für die großen Bauunternehmen, der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, kritisiert die Verordnung.
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    Einige Bundesländer besonders betroffen

    Nach allgemeiner Einschätzung in der Bau- und Baustoffrecycling-Branche wird sich das Deponieproblem noch verschärfen. Dies dürfte die Bundesländer unterschiedlich hart treffen.

    Angespannt ist die Situation in den Bundesländern mit hoher Bautätigkeit und begrenzten Deponiekapazitäten, wie zum Beispiel in Bayern oder auch Hessen, da die Verfügbarkeit geeigneter Deponien bereits seit Jahren einen Engpass darstellt

    Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbands

    Denn je weniger Deponien es in Deutschland gibt, desto weiter die Transportwege. So wird in Bayerns Baubranche geklagt, dass Abfälle zur Entsorgung teilweise bis nach Thüringen gefahren werden müssen.
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    65 Millionen Tonnen Abfälle pro Jahr auf Deponien

    Jedes Jahr produziert Deutschland an die 400 Millionen Tonnen Müll. Der größere Teil wird recycelt oder anderweitig verwertet, doch im Jahr 2022 landeten trotzdem 65 Millionen Tonnen Abfall auf Deponien. Aktuellere Zahlen gibt es nicht.
    Ein Grund für den steten Rückgang an Mülldeponien findet sich auch 2005. Damals wurden wegen strengerer Umweltvorschriften mehrere Deponien vorzeitig geschlossen, erklärt das Bundesumweltministerium. Dass die Ersatzbaustoffverordnung tatsächlich die Recyclingquote von Bauabfällen senkt und die die verbleibenden Deponiekapazitäten schneller schrumpfen lässt, sieht man im Ministerium jedoch nicht:

    Wir haben bislang keine konkreten Hinweise darauf, dass es durch die beiden Verordnungen zu einer vermehrten Beseitigung von verwertbaren Bauabfällen kommt.

    Bundesumweltministerium

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    Kommunen wollen keine Deponien

    Das Abfallrecht als solches ist Ländersache. Dementsprechend sind auch die Landesregierungen für die Planung von Ersatzkapazitäten zuständig. Doch daran hakt es nach Einschätzung der Bau- und Recyclingwirtschaft in etlichen Ländern.
    Denn Mülldeponien sind naturgemäß unpopulär. Gerade auf kommunaler Ebene komme es zu Ablehnung, so der Bauindustrie-Verband. "Da gesellschaftspolitisch neue Deponien schwer durchsetzbar sind, müssen sowohl Bund als auch die Länder sich dieser Aufgabe mit bundesweiter Relevanz aktiv widmen. Erforderlich ist eine Bund-Länder-Deponiestrategie."

    Ministerium sieht "mittelfristig" kein Problem

    Sollte es eines Tages zum Deponienotstand kommen, wäre das ein bundesweites Thema, das nicht auf die Länder beschränkt bliebe. "Momentan liegen uns keine Hinweise vor, nach denen die Kapazitäten für die Abfalldeponierung in Deutschland mittelfristig nicht ausreichen werden", heißt es jedoch aus dem Bundesumweltministerium.
    Unter Regie des Umweltbundesamts läuft derzeit ein Forschungsprojekt zur Technik der Abfallablagerung, in dessen Rahmen auch die Deponiekapazitäten ermittelt werden. Erste Ergebnisse sollen 2025 veröffentlicht werden.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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