Dänemark: Die Ostseeinsel Bornholm will müllfrei werden
Dänische Ostseeinsel:So will Bornholm bis 2032 müllfrei werden
von Heike Kruse, Skandinavienstudio Kiel
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Der Plan der Insel: Die erste abfallfreie Gemeinde der Welt werden. Doch die Uhr tickt: Es bleiben noch acht Jahre, um Mülldeponien und Verbrennungsanlagen loszuwerden.
Die kleinliche Mülltrennung auf Bornholm begünstigt eine geringere Belastung der Umwelt und Sortierung auf der Mülldeponie. Ab Oktober 2024 wird in zwölft Sparten getrennt.
Gleich neben der Verbrennungsanlage liegt der Abfallberg. Die Sommersonne scheint, während ein Bagger sich durch den Müll wühlt. Trotzdem: Es stinkt eigentlich gar nicht so sehr auf der Mülldeponie von Bornholm. Jesper Preuss Justensen vom Bornholmer Abfallunternehmen BOFA erklärt, wie das gehen soll, die Mülldeponie verschwinden zu lassen.
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Aber: "Es gibt jede Menge Herausforderungen. Der Boden ist mit allen möglichen Dingen verschmutzt. Da wird das mit der Sortierung richtig schwer. Aber unser Plan ist es, dass wir das bis 2032 schaffen", so Justensen.
Recycling und Mülltrennung
Mit Recycling und Mülltrennung soll das funktionieren. 40.000 Insulaner und mehr als jährlich eine halbe Million Touristen trennen ihren Müll schon heute in sechs Sparten. Ab Oktober gibt es sogar zwölf Sparten: Papier, Kartons, Metall, Glas, Batterien, Kleinelektronik, Plastik, Essensreste, Tetrapak, Dämmmaterialien, Restmüll, Giftmüll.
Auf der Mülldeponie von Bornholm wird der Müll bereits mit einem Bagger sortiert. Ziel ist es, alles zu finden, was wiederverwendbar ist.
Auf dem Abfallwirtschaftshof werden schon jetzt stolz die neuen Tonnen präsentiert. 100 Prozent Recycling bleibt aber auch auf Bornholm ein Traum. Der Restmüll muss ab 2032 auf das Festland transportiert und dort verbrannt oder deponiert werden. Auf der Insel selbst soll es dann dafür keine Möglichkeit mehr geben.
Dänen lieben Second Hand und neue Ideen
Überall in Dänemark, auch auf Bornholm, findet man in jedem Dorf mindestens einen Second-Hand-Laden für alles, was noch zu gebrauchen ist: Kleidung, Möbel, Kaffeetassen. Auf Bornholm gibt es außerdem jede Menge private Tauschbörsen.
Finanziert durch EU-Gelder kümmern sich acht Mitarbeiter um Ideen für eine müllfreie Insel - Rückschläge inklusive. So ist das Bornholmer Projekt, kompostierbare Windeln zu entwickeln, gescheitert.
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Aber David Christensen, Projektleiter "Müllfreies Bornholm" der Abfallunternehmens BOFA, schaut lieber auf Erfolge:
Die Lösung: Ein Unternehmen in Deutschland. Das nahm den Müll dankend an, "um daraus neue Dinge herzustellen", erzählt Christensen, "und wir müssen ihn nicht mehr bei uns auf Bornholm verbrennen. So etwas müssen wir noch viel mehr machen, denn 2032 ist nicht mehr lang hin."
68 Prozent des Mülls auf Bornholm werden bereits recycelt, 26 verbrannt und sechs Prozent auf die Deponie gebracht. Das ist schon mal eine gute Ausgangslage, um zur ersten abfallfreien Gemeinde der Welt zu werden.
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Insel forscht an neuen Abfall-Technologien
Auf Bornholm wird ein Abfall- und Ressourcenzentrum eingerichtet, um neue Technologien für eine abfallfreie Gesellschaft zu entwickeln und zu testen. Durch neue Jobs will Bornholm auch Zuwanderung erreichen. Die früher von der Fischerei dominierte Insel hat trotz des Tourismus wirtschaftliche Probleme und kämpft mit Abwanderung.
Das Projekt "müllfreies Bornholm" soll auch ökonomisch der Insel zu neuem Schwung verhelfen. "Man sagt ja, man muss nach den Sternen greifen, wenn man die Baumwipfel treffen möchte. Deshalb haben wir ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt. Es geht um die kommenden Generationen", betont Bürgermeister Jacob Trøst.
2032 wird Bornholm völlig frei von brennbarem Restmüll und Mülllagerung sein. Das glauben auf der Ostseeinsel alle - denn Dänen sind geborene Optimisten.