Yves Rocher und Co.: Warum viele Ladenketten schließen
Görtz, Reno, Yves Rocher:Warum viele Ladenketten schließen
von Dennis Berger
|
Geht das Ladensterben weiter? Nun schließt das französische Kosmetikunternehmen Yves Rocher alle Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz - damit ist es nicht allein.
Ein geschlossenes Geschäft in Schwerin - ein ähnliches Bild bietet sich den Besuchern vieler Innenstädte Deutschlands.
Quelle: dpa
Yves Rocher macht die Läden dicht. Nach vielen Filialen von Galeria Kaufhof, Reno und Goertz, verabschiedet sich auch das französische Kosmetikunternehmen aus den deutschen Innenstädten. "Mit dem derzeitigen Geschäftsmodell ist Yves Rocher nicht mehr in der Lage, nachhaltig und erfolgreich zu wirtschaften", teilte das Unternehmen mit. Die 140 Läden sollen in den kommenden Monaten nach und nach geschlossen werden. Stirbt die Innenstadt langsam aus?
Wie geht's dem Einzelhandel?
Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, sieht die Zukunft düster:
Die finanziellen Kapazitäten vieler Handelsunternehmen seien aufgebraucht.
"Bis zu 9.000 Geschäfte werden in diesem Jahr ihre Türen für immer schließen. In einem normalen Vor-Krisenjahr lag dieser Wert bei 5.000", prognostiziert der HDE.
Was sind die Gründe für die Schließungen?
Unter Kritikern gilt die Yves Rocher als veraltet. Es biete zwar hochwertige Naturkosmetik zu fairen Preisen an, aber die Läden gelten schon länger als unmodern. Einer der Konkurrenten ist Rituals. Dessen starkes Onlinegeschäft und die moderneren Filialen sprechen Jung und Alt an.
Viele Einzelhändler eint die Ursachen der Schwierigkeiten: Wie andere Strauchelnde auch hat Yves Rocher keine gute Online-Präsenz. Die naheliegende Interpretation: Das Internet wurde schlicht verschlafen und nicht ernst genommen. Das führte unter anderem dazu, dass die Firma die jüngere Zielgruppe nicht erreicht hat. Auch die Produktpaletten seien wenig innovativ oder gar zeitgemäß.
Was muss passieren gegen das Ladensterben?
Die digitale Welt in den Laden zu bringen, sollte für große Marken oder solche, die es werden wollen, Standard sein. Erfolgreich behaupten sich Einzelhändler, die das Verkaufserlebnis innovieren. Sei es durch stationäre Services oder neue Technologien. Dass die Innenstädte an Attraktivität verloren haben, zeigte Ende vergangenen Jahres eine Befragung von fast 69.000 Menschen in 111 Innenstädten durch das Institut für Handelsforschung (IFH).
Sie wurden gefragt: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diese Innenstadt Freunden oder Bekannten weiterempfehlen?" In rund jeder zweiten Stadt gab die Mehrheit keine Empfehlung. Laut HDE betrifft das Ladensterben vor allem kleinere Fachhändler wie Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien.
Der Einzelhandel brauche daher bessere Rahmenbedingungen, um sich zukunftsfest aufstellen zu können.