Stille Schließungen:Was gegen das Ladensterben helfen könnte
von Klaus Weber
|
Immer mehr Geschäfte oder Betriebe schließen für immer. Nicht nur in den Innenstädten, auch in den Vororten und auf dem Land wird die Auswahl immer kleiner. Was tun?
Man redet immer von der Verödung der Großstädte. Doch wer im Vorort, auf dem Land oder in einer mittelgroßen Stadt lebt, für den ist der Strukturwandel noch viel sicht- und spürbarer.
Wenn der letzte Bäcker- oder Metzgerladen schließt, die örtliche Schlosserei keinen Nachfolger findet oder das einzig verbliebene Wirtshaus die Läden dicht macht, geht dort nicht nur die Vielfalt oder die Auswahl verloren, sondern ein Stück Leben.
Durch eine veränderte Verkehrspolitik soll das Einkaufen in der Innenstadt von Emden wieder attraktiver werden.10.03.2023 | 2:30 min
Fabian Lauer von der IHK Wiesbaden drückt es so aus: "Das sind kulturelle Hotspots oder Ankerpunkte für die Menschen und deren Verlust ist in den Vororten besonders dramatisch." Denn seien die Läden erstmal dicht, würden sie in Wohnraum umgewandelt. Damit sei der Ankerpunkt Geschichte und käme nicht wieder.
Die Gründe für das Verschwinden von alteingesessenen Geschäften sind multipel. Die Nachfolgeproblematik ist sicher weit oben anzusiedeln. Aber auch verändertes Konsumentenverhalten, Corona-Pandemie, hohe Kosten oder der Mangel an Auszubildenden können das Aus bedeuten.
Diese Chancen stecken in der Schließung von Geschäften
Für Eckhardt Bode vom Kieler Institut für Weltwirtschaft gibt es allerdings auch Chancen in diesem Wandel. Er sieht das alte Handwerk des Reisegewerbes vor einer Renaissance:
Mobile Bäckerwagen oder Friseurdienste könnten tatsächlich eine Lösung sein, um alte und immobile Leute, die nicht mit dem Internet umgehen können, zu versorgen. Auch Dorfläden, oft ehrenamtlich betrieben, können ein Mittel sein, um das Problem zu beheben.
In Saarbrücken musste ein Traditionsgeschäft nach 70 Jahren den Betrieb einstellen. Mehr dazu im Video:
Trotzdem muss man ehrlich konstatieren: Es ist eine Umwälzung, die vor allem in den Außenbezirken und auf dem Land kaum zu verhindern sein wird.
Aber auch in den Innenstadtbereichen ist es ein Kommen und Gehen - mit Betonung eher auf Gehen. In Wiesbaden beispielsweise hat sich die Zahl der Leerstände deutlich erhöht. Letztes Jahr waren dort noch 50 Geschäfte verwaist. Im Mai waren es schon 90.
Initiative: Frauen sollen Nachfolge übernehmen
Auch hier das große Thema: Nachfolger finden. Deshalb ist man auch in Wiesbaden mit Hochdruck dabei, diese Schwachstelle zu beheben. Neben der Teilnahme an einer bundesweiten Nachfolgebörse und einem eigenen Nachfolgersprechtag, gibt es eine große Initiative, mit dem Titel "Nachfolge ist auch weiblich".
Laut Fabian Lauer bislang ein Erfolg und gleichsam unabdingbar: "Bei der Erwerbstätigkeit von Frauen sind wir europaweit unterdurchschnittlich unterwegs. Das ist eine Reserve, die wir haben und heben müssen."
Mehr Wohnraum in Innenstädten
Damit die Klage über menschenleere Innenstädte aufhört, muss man aber wohl auch noch in eine ganz andere Richtung denken. "Man wird Gewerberaum wieder umwidmen müssen in Wohnraum. Dann gibt es zwar weniger Platz für Läden, aber mehr Menschen, die konsumieren können", sagt Eckhardt Bode vom IfW Kiel.
Zu all diesen Lösungsvorschlägen gehört natürlich auch ein schlüssiges ÖPNV-Konzept und genügend Fördermittel. Zugleich braucht es aber die Wertschätzung der lokalen Orte durch die Konsumenten - sprich: Der analoge Einkauf muss wieder gestärkt werden.
Dann sehen potenzielle Nachfolger auch, dass sich das Geschäft lohnt und sind leichter davon zu überzeugen den Betrieb zu übernehmen. Eckhardt Bode drückt es so aus:
Thema
Mehr zum Ladensterben
FAQ