Teil der Energiewende:Wie die kommunale Wärmeplanung vorankommt
von Klaus Weber
|
Städte und Gemeinden sollen bis 2045 klimaneutral werden, fossiles Heizen muss dafür enden. Ein Ausweg: die kommunale Wärmeversorgung. Wie weit sind die Kommunen?
Fernwärme ist ein Bestandteil der Wärmewende in den Kommunen.
Quelle: dpa
Vor etwas mehr als einem Jahr hat die Bundesregierung die Wärmewende beschlossen. Ein großes Vorhaben, ein zentraler Baustein dabei: die kommunale Wärmeplanung. Entstehen soll eine Art Navigationssystem, das Planungssicherheit für Bürger, Städte und Gemeinden, aber auch für Energieunternehmen und potenzielle Investoren schaffen soll.
Die Kommunen werden durch den Gesetzgeber verpflichtet, festzulegen, ob etwa ein Fernwärmenetz entstehen soll oder man eher mit Solarthermie heizt. Der jeweilige Bedarf der Region spielt dabei eine Rolle, aber auch die dortigen Potenziale.
Im Prinzip geht es bei jeder Kommune darum, den individuellen Weg zum Ziel zu ermitteln. Denn die Voraussetzungen sind in jeder Stadt und jedem Dorfanders. Zudem muss etwa ein Industriegebiet ganz anders mit Wärme versorgt werden als ein reines Wohngebiet.
Alle Kommunen müssen demnächst einen Wärmeplan vorlegen, der den Bürgern erklärt, wie die Haushalte von fossilem Erdgas loskommen, eine Mammutaufgabe.15.10.2024 | 9:31 min
Fristen für Wärmeplanung bis Juni 2028
Ebenfalls wichtig ist die vorhandene Bausubstanz. Ein vielschichtiges Problem, bei dem es im Kern darum geht, welche Energieträger oder Technologien am Ende für die jeweilige Kommune und Gegend am besten geeignet sind.
Malte Küper, Energieexperte vom Institut der deutschen Wirtschaft, drückt es so aus:
Die Planung unterstütze dabei, "fossile Heizungen Schritt für Schritt zu ersetzen und legt fest, wie einzelne Gebiete künftig mit Wärme versorgt werden können - ob dezentral oder per Fernwärme", sagte Küper.
Dabei drängt die Zeit - besonders für die großen Städte. Gemeindegebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen nämlich bereits bis zum 30. Juni 2026 einen Wärmeplan erstellen. Gemeindegebiete mit weniger Einwohnern haben hierfür bis zum 30. Juni 2028 Zeit.
Starker Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch Mängel im Verkehr und bei der Wärmepumpe: Die Bilanz der Ampelregierung im Kampf gegen den Klimawandel bleibt gemischt.30.12.2024 | 2:47 min
Baden-Württemberg bei Wärmeplanung vorn
Laut Kompetenzzentrum Wärmewende in Halle (KWW) beschäftigt sich bereits mehr als ein Drittel der Kommunen konkret mit der Wärmeplanung. Darunter seien alle großen Kommunen. Die noch nicht aktiven Kommunen könnten dabei von den Erfahrungen der Vorreiterkommunen lernen, erklärte eine Sprecherin des Zentrums.
Besonders weit vorangeschritten ist die Erstellung der Wärmepläne in Baden-Württemberg. Hier haben nach Daten des KWW sogar bereits 13 Prozent der Kommunen die Erstellung der Wärmepläne abgeschlossen.
Was heißt kommunale Wärmeplanung konkret? Wir haben ein Beispiel aus Baden-Württemberg: So wird in Mannheim die größte Flusswärmepumpe Europas betrieben. 17.11.2023 | 1:50 min
Von den 160 Kommunen bundesweit, die die Wärmeplanung abgeschlossen haben, kommen 148 aus dem Südwesten. Mit der Wärmeplanung begonnen haben demnach 3.652 von bundesweit 10.754 Kommunen (34 Prozent). Bis spätestens 2045 soll die gesamte Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt sein.
Wärmeplanung wirkt sich auf Wohneigentümer aus
Klingt nach viel Zeit: "Aber in vielen Häusern wird heute noch mit Gas oder Öl geheizt", sagt Malte Küper. "Gleichzeitig wird das Heizen mit fossilen Brennstoffen zunehmend teurer. In der kommunalen Wärmeplanung wird daher unter anderem geprüft, welche Häuser in Zukunft an ein Nah- oder Fernwärmenetz angeschlossen werden können." Besonders wichtig ist das für Hauseigentümer. Küper mahnt deshalb:
Wie kann die Industrie in Deutschland, die sich in einer strukturellen Krise befindet, klimaneutral werden? 15.10.2024 | 2:37 min
Derzeit rangiere Erdgas auf Platz eins, gefolgt von Kohle. Erst dann kämen erneuerbare Energien oder Abwärme aus der Müllverbrennung, die als klimaneutral eingestuft sind.
Laut aktuellen Daten aus dem Jahr 2023betrug der Anteil von regenerativen Energien am Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte demnach nur 18,8 Prozent.
Klaus Weber ist Redakteur in der ZDF-Wirtschaftsredaktion.
Quelle: ZDF
Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.