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Verkehr und Gebäude als Problem:Deutsche CO2-Emissionen gesunken
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Deutschland hat den Treibhausgas-Ausstoß seit 1990 fast halbiert und damit sein Klimaziel erreicht. Allerdings wurden die EU-Ziele im Bereich Verkehr und Gebäude verfehlt.
In Deutschland sind die Emissionen um rund drei Prozent gegenüber 2023 gesunken. Die eigenen Ziele wurden damit erreicht, im Gebäude- und Verkehrssektor gab es aber Rückschritte.07.01.2025 | 0:29 min
Deutschland hat nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende sein selbst gestecktes Klimaziel im vergangenen Jahr erreicht - europäische Vorgaben aber verfehlt. Grund seien fehlende Fortschritte in den Bereichen Gebäude und Verkehr, heißt es in einem in Berlin veröffentlichten Bericht.
Einerseits historischer Tiefstand
Insgesamt hat Deutschland im vergangenen Jahr demnach 656 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten ausgestoßen - zur besseren Vergleichbarkeit werden andere Treibhausgase in Kohlendioxid (CO2) umgerechnet. Das sind knapp drei Prozent weniger als im Vorjahr mit 674 Millionen Tonnen und würde einen neuen historischen Tiefstand darstellen. Die Emissionen wären damit das dritte Jahr in Folge gesunken.
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Ähnlich niedrig seien sie zuletzt in den 1950er Jahren gewesen, hieß es. Im Vergleich zu 1990 wäre der deutsche Treibhausgas-Ausstoß damit um 48 Prozent gesunken.
"Der von Agora berechnete Rückgang beim Ausstoß der Treibhausgase fällt deutlicher aus als von vielen vorhergesagt", fasst Mark Hugo, Redakteur bei ZDF-Umwelt, zusammen. Das habe zum Teil mit der schwächelnden Wirtschaft und mit milden Temperaturen zu tun.
Andererseits EU-Klimaziel verfehlt
Zugleich hat die Bundesrepublik nach Einschätzung der Denkfabrik allerdings ihr EU-Klimaziel um zwölf Millionen Tonnen CO2 gerissen. Die Nachfrage nach klimafreundlicheren Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos brach im vergangenen Jahr ein.
So erklärt das der Direktor von Agora Energiewende Deutschland, Simon Müller. Das habe zu Zurückhaltung bei Investitionen geführt.
Mildes Wetter und Wirtschaftsflaute
Zwar sanken die Emissionen sowohl bei Gebäuden als auch im Verkehr um je zwei Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr. Das sei aber vor allem der milden Witterung mit niedrigerem Heizbedarf geschuldet sowie dem geringeren Lkw-Verkehr wegen der Wirtschaftsflaute.
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Der Pkw-Verkehr habe zugelegt. Das im deutschen Klimaschutzgesetz festgelegte Unterziel für den Gebäudebereich wurde demnach um neun Millionen Tonnen CO2 überschritten, beim Verkehr waren es sogar 19 Millionen Tonnen.
Ein großes Problem bleibt aber, bilanziert Hugo:
Emissionen der Industrie steigen trotz Flaute
Trotz schlechter Wirtschaftslage stiegen die Emissionen in der Industrie um drei Millionen Tonnen CO2 an, was Agora besonders auf einen höheren Verbrauch fossiler Brennstoffe in der energieintensiven Industrie zurückführt. Das deutsche Klimaziel habe der Sektor aber um zehn Millionen Tonnen CO2 unterschritten und damit geschafft.
Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, seinen Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wieder gespeichert werden können. Nach europäisch vereinbarten Vorgaben wiederum muss Deutschland seine Emissionen bis 2030 um die Hälfte senken - allerdings im Vergleich zu 2005.
Positive Auswirkung durch Erneuerbare Energie
Den Löwenanteil von 80 Prozent an den fallenden Emissionen verorten die Autoren des Berichts in der Energiewirtschaft mit der Umstellung auf Erneuerbare Energien. So seien im vergangenen Jahr Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 6,1 Gigawatt stillgelegt worden, was 16 Prozent der installierten Kohle-Kapazität entsprochen habe.
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Zugleich seien 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch Erneuerbare gedeckt worden, die auch bei den gestiegenen Importen knapp die Hälfte ausmachten.
Ab 2027 Handel mit CO2-Ausstoß-Rechten
Der CO2-Preis macht Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen in Deutschland schon heute teurer. Ab 2027 könnte es nach Einschätzung von Experten zu Preissprüngen kommen, wenn Unternehmen Rechte zum CO2-Ausstoß vorweisen müssen und untereinander damit handeln können. Und auch das Verfehlen des EU-Ziels würde die Bundesregierung voraussichtlich Milliarden kosten.
Müller weiter: "Zwar könnte die Bundesregierung Rechte zum CO2-Ausstoß von anderen Staaten kaufen, aber es ist unklar, wie teuer solche Zertifikate sein werden und ob sie überhaupt im nötigen Ausmaß zur Verfügung stehen."
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Dunkelflauten als Herausforderung
Die schwankende Erzeugung von Energie aus Wind und Sonne ist eine Herausforderung, insbesondere durch sogenannte Dunkelflauten, in denen weder die Sonne scheint noch der Wind weht. "Zeiten mit viel Wind und Sonne führen zu viel Erneuerbarem Strom, der zu niedrigen bis negativen Strompreisen führen kann", sagte Müller. Unter dem Strich passiere das häufiger als Dunkelflauten.
Mark Hugo fasst die deutsche CO2-Bilanz für 2024 zusammen: "So wird zwar das deutsche Klima-Ziel für 2024 locker erfüllt, die Vorgaben aus der EU, die auch diese Sektoren im Blick haben, allerdings nicht". Das könne durch drohende Milliardenstrafen teuer werden.
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Quelle: ZDF
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Quelle: dpa, ZDF
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