Wärmeplanung: Langfristig nur ohne Erdgas

    Energiewende:Langfristig nur ohne Erdgas

    Alexander Poel
    von Alexander Poel
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    Bis 2026 müssen die deutschen Großstädte einen Wärmeplan vorlegen. Für die Menschen stellt sich die Frage: Geothermie oder Wärmepumpe? Die Versorgung mit Erdgas hat kaum Zukunft.

    Schild mit Aufschrift Fernwärme
    Manchmal kann sich Reiner Erben nur wundern. Über das Geschrei in den Medien, die reißerischen Überschriften, die Kommentare aus der Politik. Der Umweltreferent der Stadt Augsburg hatte von all dem mehr als genug. Da war vom "Heiz-Schock" die Rede, vom "Doppel-Hammer" für Haushalte. Allen voran CDU und CSU mühten sich nach Kräften, die Angst vor dem unmittelbaren Verlust der Gasheizung am Köcheln zu halten. "Es wird niemand von heute auf morgen den Gashahn abstellen", bekräftigt Erben im Interview mit dem ZDF. "Ganz sicher nicht!"

    Deutschland bis 2045 klimaneutral

    Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Dieses Ziel hat sich die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzgesetz gegeben. Auf Großstädte wie Augsburg oder München kommt da eine Menge Arbeit zu. Und nicht nur das. Bayern hat sich ein noch ambitionierteres Ziel gesetzt: Schon 2040 will der Freistaat klimaneutral sein. Dies kündigte Ministerpräsident Söder bereits im Sommer 2021 an. Seitdem ist zwar viel Zeit vergangen. Die Absichtserklärung aber wurde - trotz aller lautstarken Attacken gegen das "Heizgesetz" - nicht kassiert.

    Wärmeplanung bis Sommer 2026

    Klar ist: Klimaneutralität ist mit der unveränderten Nutzung von Erdgas nicht zu erreichen. Für die Menschen in den Städten und Gemeinden, muss also eine Alternative her. In Großstädten könnte die in der Fernwärme liegen. "Sie ist perspektivisch die bessere, günstigere und ökologisch wertvollere Lösung", konstatiert Augsburgs Umweltreferent Erben. Zwei Drittel der Wärmeversorgung sollen in Augsburg künftig über die Fernwärme kommen, heute sind es knapp 20 Prozent. Ob das eigene Grundstück oder die Mietwohnung an das Fernwärmenetz angeschlossen wird, erfahren die Bürger über den so genannten Wärmeplan.

    "Niemand muss seine Heizung herausreißen"

    Daniel Eisel, Energieberater, Verbraucherzentrale Bayern

    Solarthermie
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    Den müssen Großstädte bis 2026 vorlegen, kleinere Gemeinden haben bis 2028 Zeit. In der Stadt Augsburg sind die Planungen weit gediehen, München will sein Wärmekonzept in den kommenden drei bis vier Wochen beschließen. Damit liegen beide Städte im Bundeschnitt weit vorne. Überall schwärmen jetzt die Energieberater aus. Die haben es oft mit verunsicherten Menschen zu tun. "Eine wichtige Botschaft ist, dass niemand seine Öl- oder Gasheizung herausreißen muss", erklärt Daniel Eisel, der für die Verbraucherzentrale Bayern unterwegs ist.

    Jeder kann in Ruhe planen.

    Daniel Eisel, Energieberater

    Keine Parallelstrukturen

    Zur Wahrheit gehört aber, dass die kommunalen Versorger, also zum Beispiel Stadtwerke, künftig nur bedingt auf Erdgas setzen. So will Augsburg sein Gasnetz langfristig zurückbauen. Und Kai Lobo, Hauptgeschäftsführer des Verbands Kommunaler Unternehmen bekräftigt gegennüber dem ZDF: "Es kann zeitweise zu einer Überlappung von Erdgas- und Fernwärmenetz kommen, dauerhaft aber wird es diese Parallelstrukturen für die Wärmeversorgung von Gebäuden in der Regel nicht geben."
    Energieberater Daniel Eisel rät - wenn möglich - zu einem Umstieg auf Fernwärme. "Man muss sich aber die Verträge genau anschauen", rät der studierte Umweltingenieur. "Teilweise haben wir es hier mit komplexen Preismodellen zu tun."

    Wärmepumpe als Alternative?

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    Sicher ist auch: Nicht alle werden auf Fernwärme umsteigen können. In Gegenden, in denen es große Wohnanlagen mit vielen potentiellen Verbrauchern gibt, macht der Ausbau des Wärmenetzes Sinn. In dünn besiedelten Gebieten dagegen, rechnen sich die Investitionen für die Städte und Gemeinden kaum. "Hier ist die Wärmepumpe die sinnvollste Variante", sagt Reiner Erben. Das könnte künftig vor allem Eigenheimbesitzer treffen.
    Während viele Stimmen aus der Politik die Wärmepumpe in Bausch und Bogen verdammen, ist Energieberater Daniel Eisel von ihrer Effizienz überzeugt. "Man kann mit einer Kilowattstunde Strom bis zu fünf Kilowattstunden Wärme erzeugen", konstatiert Eisel. Außerdem ließe sich die Wärmepumpe hervorragend mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach kombinieren und so in der Übergangszeit eigene, günstige Solarenergie nutzen.

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    Den Einwand, dass sich die Wärmepumpe nur in Neubauten lohnt, weil nur die ausreichend gedämmt seien, lässt Eisel nicht gelten. "Man muss doch nicht alle Räume auf 24 Grad heizen", so Eisel, da reichten auch niedrigere Temoperaturen aus.

    Prinzipiell bekommt man auch die Zimmer eines Altbaus mit der Wärmepumpe warm.

    Daniel Eisel, Energieberater

    Fernwärme langfristig günstiger

    Fazit: Mit dem selbstgesteckten Ziel, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, wird Erdgas für den privaten Verbraucher immer uninteressanter. Laut einem "Green Paper" der Bundesregierung wird der Umfang der Gasverteilernetze hierzulande von derzeit über 500.000 Kilometern "stark zurückgehen". Zwar heißt es darin, dass "überraschende Stillegungen für Nutzer (...) zu vermeiden sind", viele Großstädte wie Augsburg aber werden ihre Gasnetze schrittweise zurückzubauen.
    "Eigentümer, die sich überlegen, in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren eine neue Heizung anzuschaffen, sollten nicht mehr auf Erdgas setzen", rät Reiner Erben, der Augsburger Umweltreferent. Das mache auch finanziell keinen Sinn mehr. "Erdgas wird künftig teurer werden, so Erben, "die fernwärme im Vergleich dazu viel günstiger."

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