Unternehmer auf der COP28: "Wer baut die Technologien?"
Unternehmer auf Klimakonferenz:"Wer baut dann all die schönen Technologien?"
von Mark Hugo, Dubai
|
Es wimmelt von Lobbyisten auf der COP28 in Dubai. Klimaschützer kritisieren das. Viele Unternehmer haben dort aber auch anderes im Sinn, als Verhandlungen zu blockieren.
Umweltaktivisten zeigen während des Klimagipfels der Vereinten Nationen in Dubai am 05.12.2023 Plakate.
Quelle: AFP
Uwe Lauber schüttelt in diesen Tagen viele Hände. Sein Anzug sitzt trotz der Hitze. Und er lächelt viel, wenn er sich hier auf der COP28 in Dubai mit Politikern, Lobbyisten, Vertretern von Umweltverbänden und Instituten trifft. Uwe Lauber ist Vorstandsvorsitzender von MAN Energy Solutions. "Ich bin von morgens bis abends komplett durchgetaktet", sagt er.
Eben noch ein Mittagessen mit möglichen Geschäftspartnern, dann eine Panel-Diskussion im dänischen Pavillon zur Zukunft der Schifffahrt. Es geht um klimaneutrale Kraftstoffe. Solche, die auch die ganz großen Frachtschiffe möglichst bald über die Ozeane bringen können.
Uwe Lauber, Chef von MAN Energy Solutions auf der COP28.
Quelle: ZDF/Bernd Huß
"Ich probiere, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen", erklärt er. Neue Technologien seien vielen noch nicht bekannt. Sein Ziel: "Hier zu überzeugen, dass die Industrie ‚ready to go‘ ist."
Viele Öl-Lobbyisten auf der Weltklimakonferenz
Natürlich geht es ihm ums Geschäft, aber auch darum, für neue Lösungen "zu pushen und wachzurütteln". Lauber ist ganz sicher kein Klimaaktivist.
Um die Erderwärmung einzudämmen, müssen Kohlenstoffdioxid-Emissionen vermieden werden. Doch nicht überall ist das möglich. Verfahren wie CO2-Abscheidung und -Speicherung könnten helfen.30.11.2023 | 1:42 min
Zu denen, die eine neue Datenanlyse von Aktivisten nennt, zählt Lauber sich aber auch nicht: Mindestens 2.456 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas sind auf der COP offiziell akkreditiert - viermal mehr als im vergangenen Jahr, so hat "Kick Big Polluters Out" analysiert.
Für Patricia Bohland, der Sprecherin der Initiative ein "Riesenproblem", weil so die "großen Industrien" weit mehr gehört werden würden als die Betroffenen. Lobbyisten hätten auf der COP nichts verloren, so ihre Forderung.
Gegen Ausstieg aus den fossilen Energien
Dass Öl- und Gaskonzerne diesmal besonders stark vertreten sind – darunter sehr viele, die den Klimaschutz lieber blockieren wollen als voranbringen - überrascht nicht wirklich. COP-Präsident Sultan Ahmed Al Jaber ist nebenbei Chef des staatlichen Ölriesen der Emirate.
Die Luftfahrtindustrie möchte bis 2050 Wachstum und Klimaschutz vereinen. Möglichkeiten wie nachhaltige Kraftstoffe und Emissionshandel reichen jedoch nicht aus.21.11.2023 | 7:23 min
Von einem kompletten Ausstieg aus den fossilen Energien will er nichts wissen. Das sei Dank technischer Lösungen, die möglicherweise einmal CO2 im großen Stil auffangen können, auch gar nicht nötig, lässt er wissen - sehr zum Unmut von Klimaforschern, die das stark bestreiten.
Lösch: Kein Einfluss auf COP-Verhandlungen
Nicht erst seit diesem Jahr, nämlich schon seit 2008 nimmt Holger Lösch an Weltklimakonferenzen teil. Auch er vertritt als stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) "große Industrien", darunter solche aus der Gas- und Ölbranche.
Auf der Klimakonferenz in Dubai diskutieren Andreas Stamm, Katrin Eigendorf und Golineh Atai darüber, warum ausgerechnet in einem Erdölstaat über die Energiewende gesprochen wird.03.12.2023 | 33:10 min
Allerdings: Einfluss auf die Verhandlungen nehme er nicht, betont er. Diese seien so "spezialisiert" und auf so wenige Leute begrenzt, dass das auch kaum möglich wäre.
Wichtiger sei ihm, "auf Tuchfühlung" zu gehen zur Politik, zur Zivilgesellschaft, "aber vor allen Dingen natürlich auch zur Wirtschaft untereinander".
Kritik daran, dass die Industrie auf COPs vertreten ist, kann Lösch deshalb nicht verstehen. "Die Wirtschaft könnte gern hier einfach wegbleiben. Ich frage mich dann: Wer baut all diese schönen Technologien, mit denen wir in die Zukunft kommen?"
Die Temperaturen steigen weltweit, im Norden deutlich stärker als im Süden. Erfahren Sie am interaktiven Globus, wie die Erderwärmung die Kontinente trifft.
Große Motoren und neue Technologien
Uwe Laubers Firma baut große Motoren, solche, die noch mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden. Aber längst nicht nur. Inzwischen machen die neuen Technologien nach eigenen Angaben mehr als ein Drittel des Umsatzes von jährlich 3,6 Milliarden Euro aus - bei steigender Tendenz. Das sind etwa Großwärmepumpen und Elektrolyseure zur Herstellung von Wasserstoff.
Dass die Welt und auch Deutschland längst noch nicht auf dem Pfad des 1,5-Grad-Limits von Paris ist und das womöglich gar nicht mehr schaffen wird, das weiß Lauber.
"Fakt ist: Nur Gemeinschaftlich werden wir das Thema CO2 Neutralität erreichen“, glaubt er. Die Industrie habe dafür die Technologie.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion
Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick: