Klimaforscher Latif: "1,5 Grad überhaupt nicht zu erreichen"
Latif kritisiert Klima-Ziel:"1,5 Grad sind überhaupt nicht zu erreichen"
|
Klimaforscher Mojib Latif hält das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, für unrealistisch - und kontraproduktiv: "Menschen geraten in Panik". Er fordert ein Umdenken.
"Manche Menschen geraten in Panik", warnt Klimaforscher Mojib Latif. Er fordert ein Umdenken beim 1,5-Grad-Ziel.
Quelle: dpa
Der Klimaforscher Mojib Latif fordert eine Abkehr vom bisherigen 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung. Der Professor am Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung sagte der "Augsburger Allgemeinen":
Er halte das Ziel sogar für kontraproduktiv. "Manche Menschen geraten in Panik und denken, die Welt geht unter, wenn die 1,5 Grad nicht eingehalten werden", erklärte er. In Deutschland sei der Wert längst überschritten, weltweit betrachtet werde die Erderwärmung verglichen mit der vorindustriellen Zeit in diesem Jahr bei einem Plus von 1,2 Grad liegen.
Das 1,5-Grad-Ziel sei schon 2015 unrealistisch gewesen, als es in das Pariser Klimaabkommen aufgenommen wurde.
Latif: Zug "seit Paris 2015 im Rückwärtsgang"
Latif übt deutliche Kritik an der kommenden Weltklimakonferenz in Dubai. "Der Klimawandel geht voran, während sich die Weltpolitik in unverbindlichen Ankündigungen ergeht und noch nicht mal das einhält, was sie versprochen hat".
Beim Klimaschutz "fährt der Zug eigentlich schon seit Paris 2015 im Rückwärtsgang". Von der damaligen Konferenz sollte das Signal zum Aufbruch ausgehen, doch die Emissionen seien letztlich, mit einer kleinen Delle zu Zeiten der Corona-Pandemie, immer weiter gestiegen.
Auch Wirtschaftswissenschaftler Ottmar Edenhofer regt im Vorfeld der Klimakonferenz COP28 an, die bisherige Praxis der internationalen Klimaschutz-Finanzierung zu überdenken. Der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sagte der "Welt am Sonntag"
Die bisherige Anreizstruktur funktioniere nicht. Transferzahlungen an den globalen Süden seien als Signal zwar wichtig. "Das Problem der Klimafinanzierung ist aber, dass diese Beträge bislang völlig ohne Bedingungen für Projekte ausgegeben werden", bemängelte Edenhofer. "Sie sollten an die Existenz eines CO2-Preises und dessen Höhe im Empfängerland geknüpft sein."
Hintergrund ist, dass für den Kampf gegen den Klimawandel und die Bewältigung der Auswirkungen ärmere Staaten von Industrieländern für 2024 bis 2027 mindestens 9,322 Milliarden US-Dollar (8,5 Mrd. Euro) erhalten sollen.
Dürre, Waldbrände, erwärmte Meere: Klimaphysiker Helge Goessling über drohende Hitzerekorde bei ZDFheute live.14.06.2023 | 37:30 min
Klimakonferenz COP28 in Dubai
Die Weltklimakonferenz COP28 beginnt am 30. November in Dubai. Zu der Konferenz kommen die 197 beteiligten Staaten sowie die EU zusammen, die 1992 in Rio de Janeiro die UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel unterzeichnet hatten. Die Klima-COPs finden seit 1995 - mit Ausnahme des Corona-Jahrs 2020 - jedes Jahr in einer anderen Stadt statt.
Dass mit Sultan Ahmed al-Dschaber der Chef des emiratischen Ölkonzerns Adnoc die COP-Präsidentschaft übernommen hat, erregte viel Kritik. Andere sehen darin eine Chance, mit allen Beteiligten über eine Energiewende zu sprechen. Der künftige Umgang mit fossilen Energieträgern wird in jedem Fall auch in Dubai wieder viel Diskussionsstoff liefern.
Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick: