Tarifkonflikt in Metallindustrie: Warnstreiks drohen

    Tarifkonflikt in Metallindustrie:Friedenspflicht endet - Warnstreiks drohen

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    Tarifrunde geht in heiße Phase: Heute endet die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall hat Warnstreiks angekündigt - die ersten beginnen ab Mitternacht.

    Am Montag endet die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall hat bereits Warnstreiks angekündigt. (Archivbild)
    Am Montag endet die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall hat bereits Warnstreiks angekündigt. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Der Tarifvertrag ist gekündigt, die nachlaufende Friedenspflicht von vier Wochen endet am heutigen Montag: Die IG Metall ruft ihre Mitglieder in der Metall- und Elektroindustrie zu flächendeckenden Warnstreiks ab Dienstag auf, die ersten sollen ab Mitternacht beginnen. 
    Darum geht es in dem Tarifkonflikt:

    Worüber wird verhandelt?

    Verhandelt wird um die Arbeitsbedingungen von rund 3,9 Millionen Beschäftigten in gleich mehreren Schlüsselbranchen der deutschen Industrie. In den regional gefassten Flächentarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie sind Maschinenbau, Elektro sowie große Teile der Autoindustrie versammelt.
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    Was fordert die IG Metall?

    Die Positionen sind noch weit auseinander, was nach zwei Verhandlungsrunden allerdings auch nicht ungewöhnlich ist. Die IG Metall fordert:
    • bei einer Laufzeit von zwölf Monaten für die Beschäftigten sieben Prozent mehr Geld und überproportional 170 Euro im Monat mehr für die Auszubildenden.
    • mehr Beschäftigten die Wahlmöglichkeit zwischen freier Zeit und Bezahlung zu eröffnen.
    Die Gewerkschaft begründet diese dritthöchste Forderung der vergangenen 30 Jahre mit den Kaufkraftverlusten, die ihre Mitglieder in den zurückliegenden Jahren der Hochinflation erlitten haben.
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    Was bieten die Arbeitgeber?

    Die Arbeitgeber haben flächendeckend ein erstes Angebot vorgelegt, das bei einer mehr als doppelt so langen Laufzeit von 27 Monaten in zwei Stufen auf eine Steigerung um 3,6 Prozent kommt. Die erste Stufe von 1,7 Prozent solle dabei erst im Juli 2025 greifen.
    Gesamtmetall verweist auf die schlechte konjunkturelle Lage der Unternehmen, die zusätzlich unter zahlreichen Standortnachteilen litten. Die Produktion der Unternehmen liege bislang 7,4 Prozent unter dem Vorjahr und 15 Prozentpunkte hinter dem Vorkrisenniveau von 2018.
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    Welche Rolle spielen die parallelen Verhandlungen bei VW?

    Ausgerechnet der größte deutsche Auto-Hersteller fällt zumindest mit sechs westdeutschen Werken und 120.000 Beschäftigten nicht unter den Flächentarifvertrag, sondern hat einen eigenen Haustarif mit der IG Metall. Die Krise bei Volkswagen, in der das Management seit September Entlassungen und Werksschließungen nicht mehr ausschließen will, wirkt insofern nur indirekt auf den Flächentarif, zeigt aber auch die Gefahren von De-Industrialisierung und Arbeitsplatzverlust.
    Auf Druck der Gewerkschaft sind die VW-Tarifverhandlungen um einige Wochen vorgezogen worden, hängen aber eng mit strategischen Entscheidungen über die künftige Auslastung der Werke zusammen.
    Warnstreiks sind bei VW erst ab dem 1. Dezember möglich. Die Gewerkschaft fordert wie in der Fläche sieben Prozent mehr Geld und die Rücknahme der Schließungspläne.
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    Welche Auswirkungen haben die Warnstreiks?

    Durch die Arbeitsniederlegungen wird zunächst einmal die Produktion der bestreikten Betriebe gestört. Bezahlt wird die Arbeitszeit während eines Warnstreiks nicht. Anders als beispielsweise bei Streiks im Verkehr mit ausgefallenen Zugfahrten oder Flügen kann die Produktion aber später nachgeholt werden.

    Wie wird schließlich eine Lösung gefunden?

    Ungeachtet der Warnstreiks gehen die Verhandlungen in elf Regionen parallel weiter. Den Anfang der dritten Verhandlungsrunde machen die Tarifgebiete Küste und Niedersachsen bereits an diesem Dienstag (29. Oktober). Die übrigen Gebiete folgen bis zum 5. November.
    In den Gesprächen wird geschaut, wo eine Annäherung möglich scheint. Wenn sich ein Pilotbezirk herauskristallisiert, wird dort stellvertretend zu Ende verhandelt.

    In aller Regel wird im Laufe von Tarifverhandlungen ein Pilotbezirk vereinbart, dessen Abschluss dann die übrigen Regionen übernehmen. Die Auswahl ist ein informeller Prozess zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern, der auch vom Ehrgeiz der regionalen Verhandler abhängt. Beide Seiten müssen zudem darauf achten, dass ihre jeweiligen Verhandlungsführer ausreichend Rückhalt auch in den anderen Regionen haben.

    Schon aus diesem Grund stammen die Abschlüsse der jüngeren Vergangenheit ausschließlich aus den mitgliederstarken IGM-Bezirken Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern. 1997 war mit Niedersachsen letztmals eine der kleineren Einheiten dran.

    Besonders häufig wird "der Pilot" in Baden-Württemberg geschmiedet, wie zuletzt auch 2022 in Ludwigsburg. Dort wurde eine Lösung in der fünften Runde gefunden, eine über die Jahre durchaus übliche Dauer.

    Quelle: dpa

    Wie wahrscheinlich sind reguläre Streiks?

    Zum jetzigen Zeitpunkt sind reguläre Streiks sehr unwahrscheinlich, auch wegen des bereits früh in der zweiten Runde vorgelegten Angebots. Der letzte reguläre Streik mit vorheriger Urabstimmung datiert aus dem Jahr 2002, als laut Zählung der Arbeitgeber 166 Betriebe in Baden-Württemberg und Berlin-Brandenburg bestreikt wurden.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AFP
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