Tarifkonflikt: Metallindustrie startet Warnstreik

    FAQ

    Tarifkonflikt in Metallindustrie:Wo jetzt gestreikt wird

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    Am Montag endete die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie. Seit der Nacht laufen die von der IG Metall angekündigten Warnstreiks an mehreren Standorten.

    Protestant mit Schild. Aufschrift: "7 Prozent"
    Die IG Metall hat zu Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Geld und kritisiert das Angebot der Arbeitgeberseite. 29.10.2024 | 1:31 min
    Mit Protestaktionen in der Nachtschicht hat die IG Metall eine erste Warnstreikwelle in der deutschen Metall- und Elektroindustrie gestartet. Unter anderem am VW-Werk in Osnabrück legten 250 Mitarbeitende ihre Arbeit nieder. Das von der Schließung bedrohte Werk mit rund 2.500 Beschäftigten fällt nicht unter den VW-Haustarifvertrag, in dem noch bis Ende November Friedenspflicht herrscht.
    In Hannover demonstrierten laut einer Mitteilung der Gewerkschaft in einer Nachtaktion rund 200 Beschäftigte. "Wir führen keinen Konflikt um des Konflikts willen. Es geht um die Wahrung der berechtigten Interessen unserer Mitglieder", sagte der Verhandlungsführer der IG Metall, Thorsten Gröger. Auch in Gera und Jena-Saalfeld wurde gestreikt
    Darum geht es in dem Tarifkonflikt:

    Worüber wird verhandelt?

    Verhandelt wird um die Arbeitsbedingungen von rund 3,9 Millionen Beschäftigten in gleich mehreren Schlüsselbranchen der deutschen Industrie. In den regional gefassten Flächentarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie sind Maschinenbau, Elektro sowie große Teile der Autoindustrie versammelt.
    Tarifkonflikt der IG Metall
    Die IG Metall will ihre Forderung von sieben Prozent mehr Lohn in der Metall- und Elektroindustrie notfalls mit unbefristeten Streiks durchsetzen. 11.09.2024 | 1:13 min

    Was fordert die IG Metall?

    Die Positionen sind noch weit auseinander, was nach zwei Verhandlungsrunden allerdings auch nicht ungewöhnlich ist. Die IG Metall fordert:
    • bei einer Laufzeit von zwölf Monaten für die Beschäftigten sieben Prozent mehr Geld und überproportional 170 Euro im Monat mehr für die Auszubildenden.
    • mehr Beschäftigten die Wahlmöglichkeit zwischen freier Zeit und Bezahlung zu eröffnen.
    Die Gewerkschaft begründet diese dritthöchste Forderung der vergangenen 30 Jahre mit den Kaufkraftverlusten, die ihre Mitglieder in den zurückliegenden Jahren der Hochinflation erlitten haben.
    SGS Haller
    Die IG Metall hat ihre Tarifforderung für die deutsche Metall- und Elektroindustrie auf sieben Prozent mehr Geld festgelegt. Valerie Haller berichtet.09.07.2024 | 1:06 min

    Was bieten die Arbeitgeber?

    Die Arbeitgeber haben flächendeckend ein erstes Angebot vorgelegt, das bei einer mehr als doppelt so langen Laufzeit von 27 Monaten in zwei Stufen auf eine Steigerung um 3,6 Prozent kommt. Die erste Stufe von 1,7 Prozent solle dabei erst im Juli 2025 greifen.
    Gesamtmetall verweist auf die schlechte konjunkturelle Lage der Unternehmen, die zusätzlich unter zahlreichen Standortnachteilen litten. Die Produktion der Unternehmen liege bislang 7,4 Prozent unter dem Vorjahr und 15 Prozentpunkte hinter dem Vorkrisenniveau von 2018.
    Tarifrunde
    Die Arbeitgeber haben in der zweiten Tarifrunde 3,6 Prozent über 27 Monate geboten, die IGM fordert allerdings sieben Prozent mehr Geld.15.10.2024 | 1:37 min

    Welche Rolle spielen die parallelen Verhandlungen bei VW?

    Der größte deutsche Auto-Hersteller Volkswagen fällt zumindest mit sechs westdeutschen Werken und mehr als 120.000 Beschäftigten nicht unter den Flächentarifvertrag. Für sie gilt der VW-Haustarif. Mit einem ungekündigten Stufenplan sollen die drei Werke in Sachsen mit rund 12.000 Leuten bis 2027 dazukommen.
    Laut Betriebsrat will der VW-Vorstand von insgesamt zehn deutschen Standorten mindestens drei Werke schließen und auch bei den übrigen die Belegschaften dezimieren. Zusätzlich drohten Entgelteinbußen bis zu 18 Prozent. Die Probleme in der Autoindustrie sind keineswegs auf VW begrenzt, sodass die Krise in Wolfsburg die Gefahren von De-Industrialisierung und Arbeitsplatzverlust in Deutschlands Vorzeigebranche deutlich macht.
    Auf Druck der Gewerkschaft sind die VW-Tarifverhandlungen um einige Wochen vorgezogen worden, hängen aber eng mit den strategischen Entscheidungen über die künftige Auslastung der Werke zusammen. Warnstreiks sind bei VW mit Ausnahme des Werks Osnabrück mit etwa 2.500 Beschäftigten erst ab dem 1. Dezember möglich. Die Gewerkschaft fordert bei Volkswagen wie in der Fläche 7 Prozent mehr Geld und die Rücknahme der Schließungspläne.
    Protestierende IG-Metall-Gewerkschaftler
    Der kriselnde Konzern muss sparen, mittelfristig könnten tausende Stellen abgebaut und ganze Standorte geschlossen werden. Die Gewerkschaft IG Metall will genau das verhindern. 25.09.2024 | 1:34 min

    Welche Auswirkungen haben die Warnstreiks?

    Durch die Arbeitsniederlegungen wird zunächst einmal die Produktion der bestreikten Betriebe gestört. Bezahlt wird die Arbeitszeit während eines Warnstreiks nicht. Anders als beispielsweise bei Streiks im Verkehr mit ausgefallenen Zugfahrten oder Flügen kann die Produktion aber später nachgeholt werden.

    Wie wird schließlich eine Lösung gefunden?

    Ungeachtet der Warnstreiks gehen die Verhandlungen in elf Regionen parallel weiter. Den Anfang der dritten Verhandlungsrunde machen die Tarifgebiete Küste und Niedersachsen bereits an diesem Dienstag (29. Oktober). Die übrigen Gebiete folgen bis zum 5. November.
    In den Gesprächen wird geschaut, wo eine Annäherung möglich scheint. Wenn sich ein Pilotbezirk herauskristallisiert, wird dort stellvertretend zu Ende verhandelt.

    In aller Regel wird im Laufe von Tarifverhandlungen ein Pilotbezirk vereinbart, dessen Abschluss dann die übrigen Regionen übernehmen. Die Auswahl ist ein informeller Prozess zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern, der auch vom Ehrgeiz der regionalen Verhandler abhängt. Beide Seiten müssen zudem darauf achten, dass ihre jeweiligen Verhandlungsführer ausreichend Rückhalt auch in den anderen Regionen haben.

    Schon aus diesem Grund stammen die Abschlüsse der jüngeren Vergangenheit ausschließlich aus den mitgliederstarken IGM-Bezirken Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern. 1997 war mit Niedersachsen letztmals eine der kleineren Einheiten dran.

    Besonders häufig wird "der Pilot" in Baden-Württemberg geschmiedet, wie zuletzt auch 2022 in Ludwigsburg. Dort wurde eine Lösung in der fünften Runde gefunden, eine über die Jahre durchaus übliche Dauer.

    Quelle: dpa

    Wie wahrscheinlich sind reguläre Streiks?

    Zum jetzigen Zeitpunkt sind reguläre Streiks sehr unwahrscheinlich, auch wegen des bereits früh in der zweiten Runde vorgelegten Angebots. Der letzte reguläre Streik mit vorheriger Urabstimmung datiert aus dem Jahr 2002, als laut Zählung der Arbeitgeber 166 Betriebe in Baden-Württemberg und Berlin-Brandenburg bestreikt wurden.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AFP
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