Nachhaltige Geldanlagen: Wieso schwächeln Aktien und Fonds?
Aktien und Clean-Energy-Fonds:Warum grüne Geldanlagen schwächeln
von Frank Bethmann
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Deutschland will weg von Gas, Öl und Kohle. Billionen werden für den grünen Umbau nötig sein. Die Geldanlage in die Energiewende rechnet sich derzeit aber trotzdem nicht.
Aktienhändler verfolgen die Kursentwicklung im Handelssaal der Deutschen Börse.
Quelle: dpa
Gerade viele deutsche Sparer, von je her skeptisch bei Aktien, haben sich gesagt: Wenn ich Geld in Unternehmensanteile oder Fonds anlege, dann in solche, die die Energiewende vorantreiben. Doch ausgerechnet diese Clean-Energy-Fonds und -Aktien schwächeln.
Damit aber nicht genug: Wer auf Mineralöl-, Gas- oder Bergbaukonzerne gesetzt hat, freut sich über teilweise enorme Kurssteigerungen. Dabei ist unumstritten: Langfristig führt an der Dekarbonisierung der Wirtschaft kein Weg vorbei.
Kapitalmarkt: "Fossile" deutlich profitabler als "Erneuerbare"
Was also läuft da gerade schief am Kapitalmarkt? Oliver Roth, Handelschef an der Frankfurter Börse für die Privatbank Oddo BHF, erklärt die Entwicklung:
Aktuell mehr denn je. Seitdem das Ölkartell Opec+ die Förderung gekappt hat, steigen die Preise und sprudeln die Gewinne noch stärker. In Roths Worten schwingt allerdings noch etwas anderes mit. Eben, dass die Unternehmen, die "saubere Energien" anbieten, mit der Profitabilität der fossilen Energieträger nicht annähernd mithalten können.
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Erwartungen an die "grüne Branche" waren zu hoch
"Der Faktor Hoffnung war zu groß", analysiert Reinhard Pfingsten, Chef-Anlage-Stratege der Apo-Bank, der einen nachhaltigen Anlagestil bevorzugt. Dieses unbegrenzte Wachstum der Erneuerbaren, gepaart mit dem "Ende der Fossilen", hat die Erwartungen hochgeschraubt.
Was folgte war ein Kursfeuerwerk, getrieben auch durch milliardenschwere Klimaschutz-Programme der EU, den USA und anderen Staaten. "Die Erneuerbaren sind zuvor gut gelaufen", weiß Pfingsten.
Doch im vergangenen Jahr kamen die Rückschläge.
Das war der Knackpunkt. Die Nachfrage riesengroß, die Fertigungsmöglichkeiten begrenzt.
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Zahlreiche Projekte haben sich zum Minusgeschäft entwickelt
"Die steigenden Zinsen haben den Clean-Energy-Unternehmen besonders weh getan", legt Roth den Finger in die Wunde. Denn wer wachsen will, der muss investieren. Nur sind die Finanzierungskosten zuletzt derart stark gestiegen, dass insbesondere zahlreiche Offshore-Betreiber die Segel für einige ihrer Projekte streichen mussten.
Erst stoppte der Energiekonzern Vattenfall ein Mega-Windprojekt in Großbritannien. Jetzt musste Orsted, der größte Offshore-Betreiber der Welt, 730 Millionen Dollar abschreiben. Der Grund: Die Projekte rechnen sich nicht mehr. Steigende Zinsen, aber auch Lieferverzögerungen und Inflation machen die Windräder auf hoher See für viele Unternehmen zum Minusgeschäft.
Kapitalmärkte: kurzfristige Gewinne wichtiger als langfristige Perspektiven
Für die Energiewende ist das fatal. Schließlich soll Offshore-Windkraft in den nächsten Jahren zur wichtigsten Energiequelle der Welt werden. Nun aber werden sich die Ausbauziele verlangsamen und genau darauf haben die Kapitalmärkte reagiert.
Mögen Ökonomen, Fondsmanager und auch Kleinsparer sagen, langfristig sei die Dekarbonisierung alternativlos, professionelle Anleger, die Jahr für Jahr hohen Gewinnen hinterherjagen, sehen das ganz anders.
"Viele Investoren", bestätigt Roth, "entscheiden sich kurzfristig für die besseren Renditeaussichten." Getreu dem Motto: In "saubere Energie" können wir später immer noch investieren.
Clean Energy wird langsamer wachsen als angenommen
Auch Pfingsten, der von nachhaltiger Geldanlage grundsätzlich überzeugt ist, blickt realistisch in die Zukunft:
Ein Dämpfer für die "Clean Energy"-Unternehmen. Pfingsten empfiehlt der Branche, sich ehrlich zu machen. Was er damit meint: "Die Unternehmen müssen ihre einmal getroffen Annahmen korrigieren." Weiter erklärt er:
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Die Wachablösung also zieht sich hin. Für die Kapitalanlage bedeutet das zweierlei. Erstens: Wer sein Geld in Solarunternehmen, Wasserstoffspezialisten oder Betreibern von Windkraftanlagen steckt, braucht einen langen Atem.
Und zweitens: Man sollte die traditionellen Konzerne, die derzeit noch Millionen mit fossilen Energieträgern verdienen, nicht vorschnell abschreiben. Sie besitzen eine enorme Finanzkraft und die Fähigkeit sich neu zu erfinden. Noch aber sehen sie dafür offenbar nicht die Notwendigkeit.