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Rekordhoch des Edelmetalls:Gold: Sicherer Hafen oder Spekulationsobjekt?
von Richard Luttke
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Seit Monaten erreicht der Goldpreis immer neue Höchststände. Doch ist Gold so sicher, wie es scheint? Und wie investiere ich richtig in das Edelmetall?
In Krisenzeiten setzen viele Sparer und Anleger auf Gold. Doch ist das sinnvoll?
Quelle: picture alliance/Ulrich Baumgarten
Es ist historisch: Noch nie zuvor kostete eine Feinunze (circa 31,1 Gramm) Gold so viel wie zurzeit. Sagenhafte 3.500 US-Dollar wurden in den letzten Tagen an den internationalen Finanzmärkten für das Edelmetall aufgerufen. Seit Ende März stieg der Goldpreis um fast zwölf Prozent. Seit Jahresbeginn zog der Kurs um rund ein Drittel an, nachdem sich Gold bereits im Vorjahr um 27 Prozent verteuert hatte.
Der Hauptgrund für diese jüngste Rallye sitzt im Weißen Haus. Die um sich greifende Unsicherheit durch Donald Trumps wechselhafte Politik drängt Investoren in sichere Anlagen. Doch "weder US-Staatsanleihen noch der US-Dollar gelten momentan als sichere Häfen, weshalb die Anleger verstärkt in Gold investieren", analysiert Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege bei der Deutschen Bank. Dazu kauften Notenbanken weiterhin viel Gold, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren.
Gold seit Jahrtausenden Wertanlage
Doch für eine Anlageentscheidung greift der schlichte Blick auf die letzten Wochen und Monate zu kurz. Denn in der Vergangenheit sah die Wertentwicklung des Edelmetalls oft anders aus. Wer zum Beispiel 1980 Gold kaufte, musste weit über zwanzig Jahre warten, bis sich der Verkauf wieder lohnte. Grundsätzlich sei die Investition laut Professor Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance & Management "eine reine Spekulation darauf, dass es in Zukunft Menschen gibt, die bereit sind, einen höheren Preis für Gold zu zahlen." Auch würde ein Goldanteil im Portfolio das Risiko nicht nennenswert reduzieren.
Gleichwohl dient Gold seit Jahrtausenden als Mittel zur Wertaufbewahrung und dürfte damit auch in Zukunft bei vielen Menschen für eine sichere Konstante in unsicheren Zeiten stehen. Laut Anlagestratege Ulrich Stephan könne ein kleiner Goldanteil im Portfolio deshalb auch aktuell ratsam sein. Abhängig vom Ziel der Anlage gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten.
Experte gibt Tipps zum Goldkauf
"Wenn es um Krisenabsicherung geht, dann ist physisches Gold, das sie zu Hause oder irgendwo sicher verwahrt haben, das bevorzugte Mittel", konstatiert Stotz. Wer sein Geld für Währungskrisen oder Kriege in Gold investiert, sollte auf Standardprodukte wie Barren und Münzen von vertrauenswürdigen Händlern setzen, die von der London Buillon Market Association (LBMA) zertifiziert sind.
Generell gilt: Je größer die Menge, desto geringer sind die Aufgelder, also der Unterschied zum tatsächlichen Goldpreis. Dazu kommen Kosten für die Verwahrung zum Beispiel in einem Bankschließfach. Immerhin, nach einem Jahr Haltedauer sind mögliche Gewinne steuerfrei.
Das sollte bei Gold beachtet werden
Ist das Ziel eher eine kurz- bis mittelfristige Investition, sei es laut Stotz "am sinnvollsten, börsengehandelte, günstige Produkte wie ETCs zu wählen. Die können Sie dann kaufen und verkaufen wie jedes andere Wertpapier und sind sehr flexibel." Für eine echte Krisenabsicherung eignen sich die Exchange Traded Commodities (ETC) allerdings nicht. Denn sie bilden nur die Preisentwicklung von Rohstoffen ab.
Konkret handelt es sich dabei um Schuldverschreibungen, die in der Regel beim Anbieter durch physisches Gold besichert sind. Diese Absicherung durch physisches Gold ist besonders wichtig, da sonst bei einer Pleite des Emittenten ein Verlust droht. Die laufenden Kosten von ETCs sind dafür vergleichsweise gering.
Eine weitere Anlageform bieten Goldsparpläne. Hier erspart sich der Anleger Stück für Stück Anteile an Gold, das beim Anbieter eingelagert ist. Dies dient vor allem der langfristigen Anlage, geht jedoch mit höheren Kosten einher. Bei allen drei Anlageformen sollte man sich vorher gut informieren und auf seriöse Anbieter setzen.
Seinen Ruf als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten dürfte Gold behalten. Als renditebringende Investition taugt es jedoch nur bedingt. Die Entscheidung, Gold zu halten, bleibt also vor allem eine persönliche.
Quelle: dpa
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