Begehrtes Edelmetall: Warum der Goldpreis Rekorde bricht
Begehrtes Edelmetall:Warum der Goldpreis Rekorde bricht
von Klaus Weber
|
Seit Wochen gibt es beim Gold immer neue Rekordstände. Viele Experten halten diesen Anstieg allerdings für rätselhaft. Woran liegt es nun also?
Die Welt ist im Goldfieber. Das hat mehrere Gründe. (Symbolbild)
Quelle: dpa
Seit ein paar Tagen bekommt man zumindest den Hauch einer Ahnung, wie sich das Goldfieber am Klondike angefühlt haben muss. Die Rohstoffmärkte vermelden fast täglich neue Rekordhöhen beim Preis pro Feinunze. Kurzzeitig wurden 2.195 Dollar dafür gezahlt und Experten halten den Kurs noch für deutlich ausbaufähig.
Dabei fehlen die eigentlichen Zutaten für eine solche Goldrallye. Normalerweise bestünden diese aus einem schwachen Dollar und niedrigen Zinsen.
Zinssenkungen im Frühjahr zu erwarten?
Aber weder das eine, noch das andere trifft derzeit zu. Vor allem hohe Zinsen sind eigentlich der "Feind des Goldes". Was sind also die Ursachen für den kleinen Goldrausch? Tatsächlich muss man etwas tiefer schürfen, um sie zu ergründen. Aber hat man sie erst mal freigelegt, strahlen sie einen förmlich an.
Ein Faktor: Die Aussicht auf sinkende Zinsen. Denn die Spatzen pfeifen es ja nicht nur von den Dächern, sondern auch aus den Elfenbeintürmen der Notenbanken. Gerade erst bestätigte der französische Notenbankchef, Francois Villeroy de Galhau, dass der Sieg über die Inflation in Sicht sei:
"Und ich erinnere daran, dass der Frühling in Frankreich und in Europa eine Jahreszeit ist, die von April bis zum 21. Juni dauert." Mit anderen Worten: Der Lenz - und damit die Zinssenkung - ist zwar noch nicht da, aber steht vor der Haustür.
Die Wienerin Marlene Engelhorn ist durch den Verkauf eines Konzerns zur Multimillionärin geworden. 25 Millionen Euro sollen nun an die Allgemeinheit vergeben werden.10.01.2024 | 2:07 min
Krisen fördern Nachfrage nach Gold
Neben der Spekulation um sinkende Zinsen, gibt es aber noch weitere handfeste Gründe für neue Rekorde beim Edelmetall. Wir leben in einem Zeitalter, welches geprägt ist von multiplen geopolitischen Krisen. Der Krieg im Nahen Osten und in der Ukraine. Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf die Schifffahrt im Roten Meer. Die Spannungen in Fernost.
Für eine solche Gemengelage ist Gold als personifizierter sicherer Hafen für Anleger geradezu geschaffen. Unsichere Weltlage trifft auf Zinssenkungsphantasie. Besser geht es kaum für eine Anlage in Gold, möchte man da sagen. Doch es kommt tatsächlich noch besser.
Auch "andere fundamentale Faktoren" seien wichtig für die Entwicklung des Preises, sagt Frank Schallenberger, Gold-Experte bei der Landesbank Baden-Württemberg, "so haben beispielsweise in den letzten beiden Jahren die Notenbanken am Goldmarkt mit Käufen von jeweils über 1.000 Tonnen kräftig zugelangt." Damit setzt sich ein Trend fort, der im vergangenen Jahr den Goldpreis stützte.
Das Leben in Deutschland wird teurer. So teuer, dass es für manche zum Monatsende zunehmend eng wird.30.01.2024 | 6:07 min
Risiken drohen: Goldrausch kann schnell enden
In Abwandlung eines alten Spruches von Franz Beckenbauer stellt sich da die Frage: Ist Gold als Anlageklasse auf Jahre hinaus unschlagbar? Frank Schallenberger glaubt dies nicht: "Sobald klar wird, dass eine Krise nicht eskaliert, kommt der Goldpreis in der Regel auch wieder nach unten."
Zudem kann sich der Markt auch jederzeit drehen, wenn beispielsweise die Zinssenkungen zu lange auf sich warten lassen oder die Notenbanken ihre Gold-Strategie ändern. Zudem, so Frank Schallenberger, ist die Schmucknachfrage bei Gold mit einem Anteil von fast 50 Prozent an der Gesamtnachfrage sehr wichtig.
"Sofern eine schwache Konjunkturentwicklung die Käufe von Goldschmuck bremst, wäre auch das sicherlich negativ für den Goldpreis", sagt er. Noch ist das zwar nicht in Sicht, aber trotzdem ist Vorsicht geboten, denn auch am Klondike war der Goldrausch urplötzlich vorbei.
An der Börse hatten sie darauf gehofft, doch die EZB lässt die Zinsen unverändert. Senkungen wird es wohl so schnell nicht geben. Die Inflation bleibt klar oberhalb von 2 Prozent.