Fachmesse Eurobike: Fahrradbranche setzt aufs Dienstrad

    Fachmesse Eurobike:Fahrradbranche setzt aufs Dienstrad

    von Gregor Lischka
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    Biometrisches Schloss, KI im E-Bike: Die Eurobike zeigt neue technische Innovationen. Doch der Absatz in der Fahrradbranche schwächelt. Hoffnung liegt nun - auf dem Dienstrad.

    Hessen, Frankfurt/Main: Zahlreiche Räder stehen an einem Stand auf der Internationalen Fahrrad-Fachmesse Eurobike (3.-7. Juli) in den Frankfurter Messehallen.
    Zahlreiche Räder stehen an einem Stand auf der Fachmesse Eurobike in den Frankfurter Messehallen.
    Quelle: dpa

    Ein Fingerabdruck genügt und schon macht es "Klack" - so funktioniert etwa das neuste biometrische Fahrradschloss eines bekannten deutschen Herstellers für Sicherheitsschlösser.
    An einem anderen Stand auf der Eurobike, der weltweit größten Fachmesse für Fahrräder, präsentiert ein portugiesisches Start-Up stolz ein filigranes Hochleistungs-Rad inklusive hauchdünnem Fahrradsessel aus dem 3D-Drucker.

    Die Eurobike-Messe beginnt in Frankfurt: Eine Vielzahl von technischen Neuerungen werden vom 3. bis zum 7. Juli zunächst den Fachleuten und dann am Wochenende auch dem breiten Publikum präsentiert. Rund 1.800 Aussteller zeigen eine Reihe von Innovationen und Weiterentwicklungen insbesondere im E-Bike-Bereich und bei Lastenrädern. 

    In starkem Kontrast dazu: Die schweren "SUV-Bikes", die überall in den Messehallen zu finden sind und mit ihren dicken, geländegängigen Reifen, dem breiten Rahmen inklusive Vollfederung sowie einer großen Batteriereichweite dem E-Bike-Segment einen weiteren Schub verleihen sollen.

    Im Endeffekt ist es klar, dass das Fahrrad auf einem Wachstumspfad sein wird, auch wenn die letzten zwei Jahre ein bisschen ruckelig waren.

    Wasilis von Rauch, Geschäftsführer des Branchenverbands Zukunft Fahrrad,

    Nachfrage-Boom ebbt ab

    Was Wasilis von Rauch, Geschäftsführer des Branchenverbands Zukunft Fahrrad, mit "ruckelig" meint: Der Absatz der Fahrradindustrie schwächelt, nach den Corona-Boom Jahren ist deutlich mehr Ruhe auf dem Markt eingekehrt.
    Laut den aktuellen Marktdaten des Fahrrad-Industrieverbands ZVI wurden im ersten Drittel 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar rund 19 Prozent weniger Fahrräder verkauft, bei dem so wichtigen E-Bike-Segment schlägt ebenfalls ein minimaler Rückgang um rund ein Prozent zu Buche.
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    Gleichzeitig stehen die Lager der Händler und Hersteller noch voll: Etwa doppelt so viele Fahrräder und E-Bikes wie in normalen Jahren warten dort noch auf einen geeigneten Abnehmer.

    Diensträder als Rettungsanker

    Hoffnung macht der Branche allerdings ein stark wachsendes Segment: Das Dienstrad-Leasing. Beim Dienstrad-Leasing können Arbeitnehmer, ähnlich wie beim sogenannten Dienstwagen-Privileg, über den Arbeitgeber ein Dienstfahrrad beziehen und auch privat nutzen - die entsprechende Leasingrate wird vom Bruttolohn abgezogen, so dass ein steuerlicher Vorteil entsteht.
    Das kommt gut an: In den letzten fünf Jahren konnte die Branche dank Wachstumsraten von rund 50 Prozent pro Jahr insgesamt fast zwei Millionen Diensträder in den Markt bringen, heißt es in einer Auswertung des Beratungsunternehmens Deloitte.
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    Hinzu kommt: Der Dienstrad-Boom hat noch deutlich Luft nach oben sich zu entfalten. Gerade einmal 37 Prozent der Beschäftigten haben demnach aktuell die Möglichkeit des Dienstradleasings - die Tendenz ist aber steigend.

    Angesichts der schwierigen Lage am Fahrradmarkt ist das erfolgreiche Dienstrad-Leasing fast schon etwas wie eine Versicherung für die Branche.

    Wasilis von Rauch, Geschäftsführer des Branchenverbands Zukunft Fahrrad

    Was die Hersteller besonders freut: Beim Dienstrad greifen die Kunden häufig zu den deutlich teureren Premiummodellen - der Durchschnittspreis von Diensträdern liegt um 1.700 Euro über dem Marktdurchschnitt bei 3.500 Euro pro Rad.
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    Eurobike als Spielfeld für technische Innovationen

    In den kommenden Tagen dürfte auch der Fokus der Eurobike auf solch eher teuren Premiummodellen und vergleichsweise kostspieligen Innnovationen liegen. So bringt Bosch anlässlich der Eröffnung der Fachmesse beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI) ins E-Rad - mithilfe von KI im Bordcomputer soll die Reichweiten- und Tourenplanung erleichtert und gesteuert werden.
    Es sind solche Innovationen, wie auch die Hoffnung auf einen langen Sommer, der das nasskalte Frühjahr und die damit verbundene Kaufzurückhaltung der Kunden wieder vergessen lassen könnte, die Burkhard Stolz, Geschäftsführer des Fahrrad-Interessenverbands ZIV, auch in diesem "ruckeligen" Jahr 2024 optimistisch stimmen:

    Das Fahrrad, insbesondere das E-Bike, hat die beste Zeit noch vor sich.

    Burkhard Stolz, Geschäftsführer des Fahrrad-Interessenverbands ZIV

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