Neue DIW-Studie: Miete überlastet immer mehr Haushalte
Exklusiv
Neue DIW-Studie:Immer mehr Haushalte durch Miete überbelastet
von Florian Neuhann
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Immer mehr Haushalte in Deutschland müssen laut einer neuen Studie des DIW zu viel für ihre Miete ausgeben. Wohnen entwickele sich "zu einer sozialen Frage", sagt der Studienautor.
Immer mehr Haushalte in Deutschland müssen laut einer neuen Studie des DIW immer mehr für ihre Miete ausgeben. Florian Neuhann zu den Hintergründen der neuen Studie.08.10.2024 | 1:14 min
Die Faustregel für Wohnungssuchende war immer simpel: Die monatliche Warmmiete sollte 30 Prozent des Nettoeinkommens nicht überschreiten. Doch immer mehr Haushalte können sich an diese Grenze schon lange nicht mehr halten. Das zeigt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, die ZDFheute exklusiv vorliegt.
Dennach gelten immer mehr Haushalte in Deutschland als "überbelastet" durch die Miete. Übersetzt: Sie müssen sogar mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Miete ausgeben. Der Anteil dieser überbelasteten Haushalte hat sich den Daten zufolge von 1991 bis 2021 fast verdreifacht - von fünf auf 14 Prozent.
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"Die Schere geht immer weiter auseinander"
Dem gegenüber schrumpfte die Zahl der Sozialwohnungen im selben Zeitraum deutlich. Gab es Ende der 1980er Jahre noch rund vier Millionen Sozialwohnungen, war es 2022 nur noch ein Viertel, rund eine Million.
"Wohnen entwickelt sich mehr und mehr zu einer sozialen Frage", sagt DIW-Studienautor Konstantin Kholodilin gegenüber ZDFheute.
Die Schere bei der Mietbelastung geht immer weiter auseinander.
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Zwar zeigt die Auswertung, dass die Mietbelastung nach einem deutlichen Anstieg in 1990er seit Anfang der 2000er Jahre auf einem relativ konstanten Niveau geblieben ist.
Für Haushalte mit geringem Einkommen stieg sie jedoch weiter an. So zahlten die einkommensschwächsten 20 Prozent der Mieter zuletzt im Schnitt 36 Prozent ihres Einkommens für die Miete. Bei einkommensstarken Haushalten waren es lediglich 22 Prozent.
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Gute Nachricht: Kein weiterer Anstieg - mit einer Ausnahme
Immerhin eine gute Nachricht kann Studienautor Kholodilin vermelden:
Wir erleben in den letzten Jahren keine große Veränderung, also auch keine große Verschlechterung mehr.
„
DIW-Studienautor Konstantin Kholodilin
Einzige Ausnahme: die großen Metropolen, darunter vor allem Berlin und München. Die Mietbelastung für eine Drei-Zimmer-Wohnung im Stadtzentrum betrage in beiden Städten mittlerweile durchschnittlich rund 37 Prozent des Einkommens.
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Was hilft?
Fragt sich, was die Politik tun soll, um die Belastung zu senken. "Es gibt keine einfache Lösung", sagt DIW-Forscher Kholodilin. Eine Mietpreisbremse etwa beurteilt er skeptisch: zwar könne sie kurzfristig Mietsteigerungen begrenzen, habe aber auch zu viele unerwünschte Nebenwirkungen - so werde der Anreiz zu bauen gesenkt.
Sozialwohnungen zu bauen wiederum sei sinnvoll, dauere aber seine Zeit. Und eine Erhöhung des Wohngelds verbessere zwar die Lage der Haushalte - doch eine Steigerung hier dürfte auch die Mieten verteuern.
Am Ende, sagt Kholodilin, könne nur ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen helfen - und mehr Entscheidungsspielraum für die Verantwortlichen auf kommunaler Ebene.
Florian Neuhann leitet das ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
In Deutschland werden 2023 laut einer Studie mehr als 700.000 Wohnungen fehlen - besonders Sozialwohnungen und günstige Wohnungen. Aktuelle Nachrichten und Hintergründe.
Quelle: dpa
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