Während die deutsche Wirtschaft kriselt, steigt der DAX zum ersten Mal über die Marke von 20.000 Punkten. Wie das zusammen passt, berichtet ZDF-Börsenexperte Florian Neuhann. 03.12.2024 | 1:10 min
Der Widerspruch ist offensichtlich: Die
deutsche Wirtschaft stagniert. Die Probleme werden immer sichtbarer - vor allem die
deutschen Autobauer drohen den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren. Doch nicht nur sie haben zu kämpfen, auch die chemische Industrie oder die Maschinenbauer klagen über immer weniger Aufträge.
Den
Dax aber scheint das alles nicht zu interessieren. Er klettert stetig nach oben und erklimmt eine historische Marke. Erstmals notiert der Deutsche Aktienindex über 20.000 Punkte und steigt damit innerhalb nur eines Jahres um rund 3.000 Zähler. Wie passt das eigentlich zusammen?
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Hoffnung auf fallende Leitzinsen treibt das Aktienbarometer
Auf der Suche nach den Gründen stößt man sehr schnell - wieder einmal - auf die Notenbanken. Angesichts der zuletzt deutlich gefallenen
Inflation setzen Anleger darauf, dass sowohl die US-amerikanische Fed als auch die
Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter senken und so die insbesondere in Deutschland lahmende Konjunktur ankurbeln.
Für Aktionäre sind die Aussichten auf sinkende Zinsen gute Nachrichten. Aktien werden gegenüber festverzinslichen Papieren wieder attraktiver. Kredite werden günstiger,
Unternehmen können sich deshalb leichter finanzieren und investieren wieder mehr.
Kursrallye zum Jahresende üblich
Auch spielt die Jahreszeit eine entscheidende Rolle. Immer wenn sich das Jahr dem Ende neigt, werden die großen Vermögensverwalter noch mal aktiv. Das Geld ihrer Kunden, welches bislang noch nicht angelegt wurde, wird nun kurzfristig gerne noch in Aktien investiert.
Das sieht zum Jahresende in den Büchern einfach besser aus, als wenn es beispielsweise auf einem Tagesgeldkonto läge. Denn das könnten die Kunden schließlich auch selber so machen und bräuchten dafür keine Anlageexperten.
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Zunehmende Beliebtheit von Aktienfonds
Neben den aktuellen Faktoren lässt sich aber noch ein weiterer wichtiger Grund finden, warum sich die Entwicklung des Dax in Teilen abgekoppelt hat von der wirtschaftlichen Situation einzelner deutscher Unternehmen. Die Rede ist von der zunehmenden Beliebtheit von Aktienfonds oder
ETFs, den börsengehandelten Indexfonds.
Auch die Deutschen investieren seit einigen Jahren immer mehr in dieses Anlagesegment. Was unweigerlich zur Folge hat, dass Aktien im wahrsten Sinne des Wortes "hoch im Kurs" stehen.
Möglichkeiten zur Geldanlage gibt’s viele. ETFs sind eine davon. Was unterscheidet sie von anderen Investitionsmöglichkeiten? 15.12.2022 | 1:05 min
US-Investoren bestimmen Dax-Richtung mit
Diese Entwicklung hat allerdings auch dazu geführt, dass nur noch gut ein Drittel der 40 deutschen Dax-Titel von heimischen Anlegern gehalten werden. Dagegen haben in den letzten Jahren vor allem US-Investoren das Kommando beim führenden deutschen Aktienindex übernommen und dafür gesorgt, dass auch beim Dax so etwas wie eine "angelsächsische Aktienkultur" Einzug gehalten hat.
Deutsche investieren in Aktienfonds und ETFs, wovon vor allem große ausländische Vermögensverwalter profitieren. Auch Pensionsfonds aus Übersee beeinflussen zunehmend den Dax.
von Frank Bethmann
Mit Abstand größter Dax-Besitzer ist Blackrock. Der weltgrößte Vermögensverwalter hat über seine ETFs, die er aufgelegt hat, inzwischen rund 100 Milliarden Dollar in den Dax investiert. Wie Blackrock agieren auch andere US-Vermögensverwalter wie Vanguard und die Capital Group - oder der norwegische Staatsfonds. Sie alle fungieren als große Kapitalsammelstellen, nehmen führende Plätze im Deutschen Aktienindex ein und treten an die Stelle privater Anleger, die zunehmend weniger direkt in den Dax investieren.
Ausländer seit Jahren auf dem Vormarsch
Durch die indirekte Beteiligung über Fonds und ETFs ist der deutsche Anteil am Dax also sicher etwas höher, als es die offiziellen Zahlen widerspiegeln. Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Tendenz: Das Sagen im Dax haben die Investoren aus Übersee - und das bereits seit geraumer Zeit.
Vor allem die Automobil- und die Stahlindustrie sind von massivem Stellenabbau bedroht. Auf der Industriekonferenz drängte Wirtschaftsminister Habeck deshalb auf Entlastungen. 26.11.2024 | 1:45 min
Bis zur Jahrtausendwende waren Ausländer mit nur einem Drittel in Dax-Konzernen investiert, 2005 schon mit 45 Prozent. Seit 2007 ist durchgehend mehr als jede zweite Dax-Aktie in den Händen ausländischer Anleger. Daran hat auch die Aufstockung des Leitindex von 30 auf 40 Unternehmen 2021 nichts geändert.