Dax über 20.000 Punkte: Rekord trotz Konjunkturschwäche

    Leitindex über 20.000 Punkte:Dax-Rekord - trotz schwacher Konjunktur

    ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann
    von Frank Bethmann
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    Trotz mauer Konjunkturaussichten und immer neuer Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft steigt der Dax erstmals auf über 20.000 Punkte. Wie passt das zusammen?

    Florian Neuhann
    Während die deutsche Wirtschaft kriselt, steigt der DAX zum ersten Mal über die Marke von 20.000 Punkten. Wie das zusammen passt, berichtet ZDF-Börsenexperte Florian Neuhann. 03.12.2024 | 1:10 min
    Der Widerspruch ist offensichtlich: Die deutsche Wirtschaft stagniert. Die Probleme werden immer sichtbarer - vor allem die deutschen Autobauer drohen den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren. Doch nicht nur sie haben zu kämpfen, auch die chemische Industrie oder die Maschinenbauer klagen über immer weniger Aufträge.
    Den Dax aber scheint das alles nicht zu interessieren. Er klettert stetig nach oben und erklimmt eine historische Marke. Erstmals notiert der Deutsche Aktienindex über 20.000 Punkte und steigt damit innerhalb nur eines Jahres um rund 3.000 Zähler. Wie passt das eigentlich zusammen?
    Stellenabbau
    Konjunkturflaute und Stellenstreichungen: Wie sehr wird sich der Arbeitsmarkt verändern? 29.11.2024 | 2:36 min

    Hoffnung auf fallende Leitzinsen treibt das Aktienbarometer

    Auf der Suche nach den Gründen stößt man sehr schnell - wieder einmal - auf die Notenbanken. Angesichts der zuletzt deutlich gefallenen Inflation setzen Anleger darauf, dass sowohl die US-amerikanische Fed als auch die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter senken und so die insbesondere in Deutschland lahmende Konjunktur ankurbeln.
    Für Aktionäre sind die Aussichten auf sinkende Zinsen gute Nachrichten. Aktien werden gegenüber festverzinslichen Papieren wieder attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich deshalb leichter finanzieren und investieren wieder mehr.

    Kursrallye zum Jahresende üblich

    Auch spielt die Jahreszeit eine entscheidende Rolle. Immer wenn sich das Jahr dem Ende neigt, werden die großen Vermögensverwalter noch mal aktiv. Das Geld ihrer Kunden, welches bislang noch nicht angelegt wurde, wird nun kurzfristig gerne noch in Aktien investiert.
    Das sieht zum Jahresende in den Büchern einfach besser aus, als wenn es beispielsweise auf einem Tagesgeldkonto läge. Denn das könnten die Kunden schließlich auch selber so machen und bräuchten dafür keine Anlageexperten.
    Prof. Clemens Fuest
    Im Interview: ifo-Präsident Fuest zur Thyssenkrupp-Krise und was das für den Wirtschaftsstandort Deutschland bedeutet. 25.11.2024 | 11:49 min

    Zunehmende Beliebtheit von Aktienfonds

    Neben den aktuellen Faktoren lässt sich aber noch ein weiterer wichtiger Grund finden, warum sich die Entwicklung des Dax in Teilen abgekoppelt hat von der wirtschaftlichen Situation einzelner deutscher Unternehmen. Die Rede ist von der zunehmenden Beliebtheit von Aktienfonds oder ETFs, den börsengehandelten Indexfonds.
    Auch die Deutschen investieren seit einigen Jahren immer mehr in dieses Anlagesegment. Was unweigerlich zur Folge hat, dass Aktien im wahrsten Sinne des Wortes "hoch im Kurs" stehen.
    Um Aktien kaufen zu können, brauchen Verbraucher ein Depot bei einer Bank oder einem Broker. Dann kann der Handel auch über das Smartphone abgewickelt werden.
    Möglichkeiten zur Geldanlage gibt’s viele. ETFs sind eine davon. Was unterscheidet sie von anderen Investitionsmöglichkeiten? 15.12.2022 | 1:05 min

    US-Investoren bestimmen Dax-Richtung mit

    Diese Entwicklung hat allerdings auch dazu geführt, dass nur noch gut ein Drittel der 40 deutschen Dax-Titel von heimischen Anlegern gehalten werden. Dagegen haben in den letzten Jahren vor allem US-Investoren das Kommando beim führenden deutschen Aktienindex übernommen und dafür gesorgt, dass auch beim Dax so etwas wie eine "angelsächsische Aktienkultur" Einzug gehalten hat.

    Wem gehört der Dax?
    :Deutscher Leitindex in ausländischer Hand

    Deutsche investieren in Aktienfonds und ETFs, wovon vor allem große ausländische Vermögensverwalter profitieren. Auch Pensionsfonds aus Übersee beeinflussen zunehmend den Dax.
    von Frank Bethmann
    An der Börse in Frankfurt ist der Graph des Deutschen Leitindex zu sehen.
    Mit Abstand größter Dax-Besitzer ist Blackrock. Der weltgrößte Vermögensverwalter hat über seine ETFs, die er aufgelegt hat, inzwischen rund 100 Milliarden Dollar in den Dax investiert. Wie Blackrock agieren auch andere US-Vermögensverwalter wie Vanguard und die Capital Group - oder der norwegische Staatsfonds. Sie alle fungieren als große Kapitalsammelstellen, nehmen führende Plätze im Deutschen Aktienindex ein und treten an die Stelle privater Anleger, die zunehmend weniger direkt in den Dax investieren.

    Ausländer seit Jahren auf dem Vormarsch

    Durch die indirekte Beteiligung über Fonds und ETFs ist der deutsche Anteil am Dax also sicher etwas höher, als es die offiziellen Zahlen widerspiegeln. Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Tendenz: Das Sagen im Dax haben die Investoren aus Übersee - und das bereits seit geraumer Zeit.
    Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, gibt zu Beginn der "Industriekonferenz 2024" des Bundeswirtschaftsministeriums eine Pressekonferenz.
    Vor allem die Automobil- und die Stahlindustrie sind von massivem Stellenabbau bedroht. Auf der Industriekonferenz drängte Wirtschaftsminister Habeck deshalb auf Entlastungen. 26.11.2024 | 1:45 min
    Bis zur Jahrtausendwende waren Ausländer mit nur einem Drittel in Dax-Konzernen investiert, 2005 schon mit 45 Prozent. Seit 2007 ist durchgehend mehr als jede zweite Dax-Aktie in den Händen ausländischer Anleger. Daran hat auch die Aufstockung des Leitindex von 30 auf 40 Unternehmen 2021 nichts geändert.

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