Wem gehört der Dax?:Deutscher Leitindex in ausländischer Hand
von Frank Bethmann
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Deutsche investieren in Aktienfonds und ETFs, wovon vor allem große ausländische Vermögensverwalter profitieren. Auch Pensionsfonds aus Übersee beeinflussen zunehmend den Dax.
Für den Deutschen Leitindex DAX wird sich 2024 wohl als erfolgreiches Jahr herausstellen. Nicht nur Deutsche haben Interesse an Aktien und Indexfonds, vor allem aus dem Ausland wird investiert.
Quelle: Reuters
2024, das lässt sich sehr wahrscheinlich jetzt schon sagen, wird für den Dax ein erfolgreiches Jahr. Stand Mitte Oktober liegt das deutsche Aktienbarometer gegenüber dem Jahresanfang rund 14 Prozent im Plus - trotz aller geopolitischen Spannungen und der deutschen Wachstumsschwäche. Laut einer aktuellen Sentix-Umfrage ist das Grundvertrauen der Anleger in Aktien nach wie vor groß. Sentix fragt wöchentlich ab, wie die Erwartungen der Kapitalmarktanleger sind - und das weltweit.
Deutsche kaufen statt einzelne Aktien eher Indexfonds
Auch die Deutschen investieren seit einigen Jahren mehr in Aktien. Die Nullzinsphase trieb zahlreiche heimische Anleger erst widerwillig, dann mit zunehmender Überzeugung in die Unternehmensbeteiligungen, die bessere Renditen versprachen. Zuletzt allerdings, 2023, bröckelte diese Überzeugung bereits wieder leicht, wie Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigen. Vor allem die Direktanlage in einzelne Aktien ist deutlich rückläufig. Zugenommen hat dagegen das Investieren in Aktienfonds oder ETFs, also börsengehandelte Indexfonds.
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Große US-Vermögensverwalter bestimmen die Richtung
Auch dieser Umstand hat dazu geführt, dass nur noch gut ein Drittel der 40 deutschen Dax-Titel von heimischen Anlegern gehalten werden. Dagegen haben in den letzten Jahren vor allem US-amerikanische Investoren das Kommando beim führenden deutschen Aktienindex übernommen.
Mit Abstand größter Dax-Besitzer ist Blackrock. Der weltgrößte Vermögensverwalter hat über seine ETFs, die er aufgelegt hat, inzwischen rund 100 Milliarden Dollar in den Dax investiert. Wie Blackrock agieren auch andere US-Vermögensverwalter, Vanguard und die Capital Group - oder der norwegische Staatsfonds. Sie alle fungieren als große Kapitalsammelstellen, nehmen führende Plätze im Deutschen Aktienindex ein und treten an die Stelle privater Anleger, die zunehmend weniger direkt in den Dax investieren.
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Ausländer seit Jahren auf dem Vormarsch
Durch die indirekte Beteiligung über Fonds und ETFs ist der deutsche Anteil am Dax also vermutlich etwas höher, als es die offiziellen Zahlen widerspiegeln. Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Tendenz: das Sagen im Dax haben die Investoren aus Übersee - und das bereits seit geraumer Zeit.
Bis zur Jahrtausendwende waren Ausländer mit nur einem Drittel in Dax-Konzernen investiert, 2005 schon mit 45 Prozent. Seit 2007 ist durchgehend mehr als jede zweite Dax-Aktie in den Händen ausländischer Anleger. Daran hat auch die Aufstockung des Leitindex von 30 auf 40 Unternehmen 2021 nichts geändert.
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Ausländische Anleger setzen auf MTU, Vonovia und Brenntag
Am höchsten ist der Anteil ausländischer Aktionäre am Luftfahrtzulieferer MTU, dem Immobilienkonzern Vonovia und dem Chemikalienhändler Brenntag - mit jeweils 81 Prozent. Umgekehrt, gegen den Trend fährt Porsche: 88 Prozent des Sportwagenbauers sind in deutschem Besitz. Die große Mehrheit der Aktien gehören aber nicht privaten Anlegern, sondern Volkswagen und der Porsche Automobil Holding.
"Das große Engagement vieler ausländischer Investoren im Dax zeigt, dass sie deutschen Unternehmen und Aktien vertrauen und entsprechend an den Erfolgen der Unternehmen teilhaben wollen", fasst Gerrit Fey, Fachbereichsleiter Kapitalmärkte beim DAI die Entwicklung zusammen. Ein Engagement, dass sich zudem anderweitig begründen lässt.
In Großbritannien, Schweden, der Schweiz, den USA oder Kanada, um nur mal ein paar Länder zu nennen, stecken die Menschen sehr viel mehr Geld in Aktien als es die Bundesbürger machen. Das hat viel mit der Altersvorsorge zu tun, die in diesen Ländern nicht oder nur teilweise durch Einzahlungen in ein staatliches Rentensystem abgesichert ist. Britische, amerikanische oder kanadische Pensionsfonds sind oft auch daher große Aktionäre deutscher Unternehmen.
Quelle: ZDF
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