Wirtschaftsexpertin zu Zöllen:Orientiert sich Südostasien neu, Frau Weber?
|
Im Zollstreit mit den USA will China andere Handelspartner gewinnen - vor allem in Südostasien. Aber auch Europa könnte wichtig werden, erklärt Wirtschaftsexpertin Isabella Weber.
Wegen Trumps aggressiver Zollpolitik wolle sich China als attraktiver Handelspartner präsentieren, so Ökonomin Weber. Dabei setze Peking trotz Protektionismus auf Freihandel. 16.04.2025 | 16:48 min
Im Zollstreit mit den USA sucht China neue Allianzen - und das ist Chefsache. Chinas Staatspräsident Xi Jinping ist aktuell unterwegs, besucht Vietnam, Malaysia und Kambodscha. US-Präsident Donald Trump hatte auf chinesische Einfuhren Zölle in Höhe von 145 Prozent erhoben, ausgenommen hat er dann später elektronische Produkte.
Isabella Weber, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der University of Massachusetts Amherst, beschäftigt sich schwerpunktmäßig unter anderem mit der politischen Ökonomie Chinas - und erklärt im Interview mit ZDFheute live die neue chinesische Offensive.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Isabella Weber ...
... zum Interesse Chinas an Vietnam, Kambodscha und Malaysia:
"Es sind natürlich einerseits Länder, die sehr nah an China sind, geografisch. Andererseits sind es Länder, die sehr direkt und auch sehr hart getroffen wurden von Trumps Zollpolitik", sagt Weber. Außerdem würden diese Länder zunehmend Niedriglohnkosten-Produkte produzieren, die für den chinesischen Markt sehr wichtig seien. Die Lohnkosten in China seien in den letzten Jahren ziemlich stark gestiegen, sodass sehr viel Produktion auch in diese Länder verlagert worden sei und China als Exportmarkt für diese Länder sehr wichtig sei.
Chinesischer High-Tech dominiert weltweit. Sei es KI, Robotik, oder Elektromobilität – in unzähligen Zukunftstechnologien ist die Volksrepublik führend oder hat einen Vorsprung.16.04.2025 | 17:59 min
... zu den Bedenken in diesen Ländern:
Südostasien sei historisch schon lange in einer Zwischenrolle, sagt Weber. Die Länder hätten immer versucht, einerseits gute Beziehungen mit dem Westen und den USA zu pflegen, andererseits aber auch gute Beziehungen mit China zu pflegen. Die Bemühungen um gute diplomatische Beziehungen zu den USA seien nun durch das "extrem aggressive Vorgehen" Washingtonsin Frage gestellt worden, "durch tatsächlich eine Politik, die man schon mit Bullying gleichsetzen kann", sagt Weber.
"Jetzt ist es natürlich so, dass die USA ein extrem unberechenbarer Partner geworden sind und in diesem Klima die Attraktivität von China zunimmt", sagt die Ökonomin. Mangelnde Verlässlichkeit sei für eine exportorientierte Entwicklungsstrategie extrem problematisch.
Jetzt steht das alles unter enormer Unsicherheit aufgrund des völlig unberechenbaren Vorgehens von Washington.
„
Isabella Weber
Chinas Wirtschaft konnte im ersten Quartal stärker zulegen als zunächst erwartet. Doch Experten rechnen damit, dass die US-Strafzölle den Erfolg in den nächsten Monaten drücken.16.04.2025 | 1:16 min
... zu einer möglicherweise ähnlichen chinesischen Charme-Offensive für Europa:
"Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage natürlich auch für Europa, wie man mit dieser neuen Situation umgeht", sagt Weber. Es gebe - ganz grob gesprochen - mehrere Arten von Produktgruppen, die die Europäische Union sich anschauen müsse:
Billige, massenproduzierte Güter, die Europa nicht mehr produziere und auch nicht mehr produzieren wolle, weil die Wertschöpfung gering sei.
Güter, bei denen China bereits einen technologischen Vorsprung gegenüber Europa habe, zum Beispiel im Bereich AI, aber auch im Bereich der E-Mobilität. Die Frage sei hier: Wie könnten europäische Unternehmen so mit China zusammenarbeiten, dass sich der Vorsprung nutzen lasse?
Die USA und China überziehen sich mit immer höheren Zöllen und Gegenzöllen. Was sind die Folgen für die Weltwirtschaft? Dazu ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann.11.04.2025 | 2:05 min
"Ich denke, dass man da einen ganz klaren Kopf behalten muss, ganz klar unterscheiden muss und nicht eine allgemeine Panik aufbauen, dass Europa von billigen chinesischen Gütern überschwemmt wird, sondern strategisch diese neue Situation im Sinne einer eigenständigen europäischen Außenwirtschaftspolitik nutzen sollte", betont Weber.
Aktuelle Entwicklungen zum Handels- und Zollkonflikt im Liveblog:
Der Zollstreit geht weiter: US-Präsident Trump setzte etliche Zölle aus - aber erhöhte die Zölle auf chinesische Waren. Alle aktuellen Entwicklungen zum Handelsstreit im Liveblog.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.