0,25 Prozentpunkte:EZB erhöht Zinsen zum zehnten Mal in Folge
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Eine Inflation von zwei Prozent - das ist das Ziel der EZB. Dafür scheut sie sich auch nicht vor der zehnten Zinserhöhung in Folge. Experten warnen vor weiteren Anhebungen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen ein weiteres Mal um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Es könnte nun das vorerst letzte Mal sein, dass die Zentralbank zu diesem Mittel greift. Die EZB begründete ihre Entscheidung wie folgt:
Die Inflation geht weiter zurück. Es wird jedoch nach wie vor erwartet, dass sie zu lange zu hoch bleiben wird.
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EZB zur Begründung der Zinserhöhung
Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde fiel die Entscheidung für eine weitere Anhebung ist nicht einstimmig. Es habe eine "solide Mehrheit" der EZB-Räte für diesen Schritt gegeben, sagte sie in Frankfurt. Einige Zentralbanker hätten sich aber dafür ausgesprochen, das bisherige Zinsniveau beizubehalten und die weitere Entwicklung abzuwarten.
Einlagenzins auf historischem Höchststand von 4,0 Prozent
Der für Sparer wichtige Einlagenzins steigt mit der Entscheidung des EZB-Rats auf den historischen Höchststand von 4,0 Prozent. Der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, steigt auf 4,5 Prozent und der sogenannte Spitzenrefinanzierungssatz zur kurzfristigen Beschaffung von Geld auf 4,75 Prozent. Es ist die zehnte Erhöhung der Sätze seit Juli vergangenen Jahres.
Die EZB strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an und ist "entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr" zu diesem mittelfristigen Ziel zu sorgen, teilte der Rat mit. Im August lag die Inflation in der Eurozone bei 5,3 Prozent. Für das gesamte Jahr 2023 setzte die Zentralbank ihre Inflationsprognose für die Eurozone auf 5,6 Prozent herauf - das "spiegelt in erster Linie ein höheres Niveau der Energiepreise wider". 2024 dürfte die Teuerung 3,2 Prozent und 2025 dann 2,1 Prozent betragen.
EZB korrigiert Wachstum nach unten
Ihre Wachstumsprognose korrigierte die EZB nach unten: Sie erwartet für 2023 einen Anstieg um 0,7 Prozent - im Juni war sie noch von 0,9 Prozent ausgegangen. In den kommenden beiden Jahren geht sie von 1,0 Prozent und 1,5 Prozent aus, auch das ist jeweils eine Abwärtskorrektur. Grund dafür seien die "zunehmenden Auswirkungen dieser geldpolitischen Straffung auf die Binnennachfrage und die Abschwächung des internationalen Handels".
Es war im Vorfeld unklar, ob die EZB die Zinsen noch einmal erhöht oder nicht. Aus Wirtschaft und Wissenschaft hatten sich zuletzt die Rufe danach gemehrt, eine Pause bei den Maßnahmen gegen die hohe Inflation einzulegen, weil die Wirkung der Zinserhöhungen zeitversetzt durchschlägt. Höhere Zinsen sind ein geldpolitisches Mittel gegen die Inflation, bremsen aber auch das Wirtschaftswachstum.
Die größte Volkswirtschaft der Eurozone steckt in der Krise. Deutschland steuert auf eine Rezession zu, die Inflation ist immer noch viel zu hoch. Ein Dilemma für die EZB.
von Stefan Schlösser
Industrie kritisch - Banken zeigen Verständnis für EZB-Entscheidung
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) reagierte folglich kritisch. "Für die Unternehmen in Deutschland wird die Durststrecke noch länger", erklärte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Denn dadurch verschlechterten sich die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen weiter, "und das in einer Situation, in der Aufträge wegfallen und die Konjunktur droht abzudriften". Wichtig sei nun, Investitionen zu ermöglichen, die das Angebot vergrößern. Die europäischen Grünen kritisierten die erneute Leitzinsanhebung ebenfalls. Sie verwiesen auf die dadurch drohende tiefe Rezession der deutschen Wirtschaft.
Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), hält die Entscheidung der EZB angesichts der nur langsam zurückgehenden Inflation zwar für "verständlich". "Sie darf mit weiteren Zinserhöhungen jedoch nicht überziehen. Andernfalls würde sie die Wirtschaft zu stark dämpfen." ING-Analyst Carsten Brzeski erklärte, der EZB sei es vor allem um Glaubwürdigkeit gegangen.
Die EZB hat einen Job und das ist die Wahrung der Preisstabilität.
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ING-Analyst Carsten Brzeski
Die Angst, die Inflation nicht unter Kontrolle zu bekommen und das Risiko, zu früh aus den Erhöhungen auszusteigen, sei größer gewesen als das steigende Rezessionsrisiko in der Eurozone. Brzeski rechnet aber damit, dass es die vorerst letzte Erhöhung war.
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