Ökonomin Malmendier zu Autoindustrie: +Sorge um Zulieferer

    Interview

    Ökonomin Malmendier:Autoindustrie: So könnte die Wende gelingen

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    E-Auto sind in aller Munde, aber die Umsätze in Deutschland bleiben gering. Schafft die deutsche Autoindustrie den Weg in die Zukunft? Expertin Malmendier hat konkrete Vorschläge.

    Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München wird deutlich, was alle längst wussten: Alles Lob hilft nicht gegen die Erkenntnis, dass die deutsche Autobranche vor riesigen Herausforderungen steht und dass die Zukunft eher düster aussehen könnte. Bei der E-Mobilität hängt Deutschland hinterher. China verdrängt seine Konkurrenten auf dem Weltmarkt.
    Welche Chancen haben die deutschen Autobauer in der Welt? Die Ökonomin Ulrike Malmendier erklärt im ZDFheute live die wirtschaftlichen Zusammenhänge - und die Möglichkeiten und Risiken für die deutsche Autoindustrie.

    Prof. Ulrike Malmendier
    Quelle: Imago

    ... gilt als eine der renommiertesten Ökonominnen der Welt. Die studierte Juristin und Volkswirtschaftlerin ist Professorin für Finanzmarktökonomie an der University of California in Berkley. Zudem gehört sie zu den fünf sogenannten Wirtschaftsweisen. Das Gremium berät die Bundesregierung in Wirtschaftsfragen.

    Seit Jahrzehnten sei die deutsche Autoindustrie im Inland, aber vor allem auch im Ausland erfolgreich gewesen, sagt Wirtschaftsexpertin Malmendier. Und diese Zuversicht behält die Ökonomin für die Zukunft: "Es wird andere Länder geben, wo wir neue Absatzmärkte entdecken können".

    Malmendier: Kriegskasse gut gefüllt

    "Bislang wurde die Cash-Cow Verbrennermotor gut genutzt von der deutschen Autoindustrie. Sie hat es geschafft, sich dadurch eine große Kriegskasse anzusammeln von Mitteln, die jetzt in hoffentlich zukunftsorientiertere Investitionen hineinfließen können", ist Malmendier überzeugt.
    Die Autoindustrie insgesamt gehöre sicherlich zu den Zukunftsindustrien, sagt Malmendier. Sie habe einen enormen Wandel erlebt weg von einem toll designten Verbrenner hin zu einem Computer auf Rädern. Wenn die Deutschen den Wandel schaffen, dann könnten sie auf jeden Fall Teil einer Zukunftsindustrie werden, sagt Malmendier. "Die Frage ist, kommen wir da jetzt rein?"

    Malmendier fordert Aufgeschlossenheit der Autobranche

    Es sei schon sehr geschickt gewesen, aus Managerperspektive, alles aus dem Verbrennungsmotor rauszuholen. "Ich habe aber manchmal Sorge, wie schnell der Umschwung passiert", meint die Ökonomin. Entscheidend sei jetzt die Aufgeschlossenheit - auch und vor allem der großen "Platzhirsche".
    Die größten Sorgen macht sich Malmendier nicht um die großen deutschen Automobilfirmen, sondern um die angegliederten Industrien, die Zulieferer, "die darauf spezialisiert sind, die Komponenten für Verbrennermotoren zu liefern". Da könne es zu Insolvenzen und Pleiten kommen.
    Insgesamt gehe es jetzt um
    • technologische Durchbrüche
    • die Zusammenarbeit mit "kleinen innovativen Unternehmen"
    • um eine weitere Öffnung der Autoindustrie
    Man müsse den "verzerrten chinesischen Markt" auf der Seite lassen, forderte sie.

    Die Deutschen haben mit neuen Ideen und Innovationen eine Chance

    Ulrike Malmendier, Ökonomin

    Zu sehen sind die Logos der deutschen Autohersteller Audi (l.), Volkswagen (Mitte) und Mercedes (r.).
    Chinesische Hersteller laufen deutschen E-Autos den Rang ab. ZDFheute live diskutiert mit Ökonomin Malmendier und Autoexpertin Wisbert über die Zukunft der Industrie. 06.09.2023 | 31:42 min
    Die ganze Sendung zum Thema mit weiteren Expertinnen und Experten sowie Hintergrundinfos:
    Quelle: ZDF
    Thema

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