IAA in München: Was künftig bewegt - und wer

    Automobilausstellung in München:IAA: Was künftig bewegt - und wer

    Peter Aumeier
    von Peter Aumeier, München
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    Einst eine PS-Show, feiert sich die IAA heute als "Festival nachhaltiger Mobilität". Hinter den Kulissen geht es um nicht weniger als die Zukunft der deutschen Autoindustrie.

    Eingang zur IAA Mobility 2023 in der Messe Riem in München
    Eingang zur IAA Mobility 2023 in der Messe Riem in München
    Quelle: imago/Sven Simon

    Von Dienstag an wird die Münchner City zur Erlebnisfläche. "Open Space" nennt der Veranstalter, der Verband der Automobilindustrie (VDA), diesen Bereich. Open-Air-Konzerte, Rad-Teststrecken im Englischen Garten oder Probefahrten mit neuen Automodellen - die IAA präsentiert sich als Volksfest mit Ausprobier-Charakter.
    Damit wird vor allem das breite Publikum angesprochen. Auf dem Messegelände findet sich das Fachpublikum mit Modellpremieren, Diskussionsrunden und Fachvorträgen. Am Eröffnungstag kommt Kanzler Olaf Scholz (SPD) zu Besuch.
    Erwartet werden rund 700.000 Besucher - und auch jede Menge Proteste. Im Norden der Stadt entsteht ein Protestcamp. Verschiedenste Gruppen und Organisationen wie Greenpeace, Sand im Getriebe oder No Future IAA haben Aktionen angekündigt. So auch die Letzte Generation, die schon seit Ende August mit verschiedensten Blockaden versucht, München zur "Protesthochburg" zu machen. Bei der IAA 2021 hatten Gegner unter anderem Autobahnen blockiert und ein Haus besetzt.

    Wachsende Konkurrenz für deutsche Autobauer

    Was den Besuchern der IAA wohl verborgen bleibt, ist der Machtkampf, der sich im Hintergrund abspielt. Lange Jahren waren die deutschen Hersteller vom Erfolg verwöhnt. Noch immer sind die Bilanzen rosig. Noch. Doch Deutschlands Autobauer sind in der Defensive. Erstmals zeigen drei Dutzend chinesische Hersteller ihre Neuheiten. Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler bringt es auf den Punkt:

    Die IAA in München ist ein bisschen Initialzündung für chinesische Anbieter.

    Jürgen Pieper, Autoexperte Bankhaus Metzler

    "Wir werden die nächsten zwei, drei Jahre in gewisser Weise überrollt werden von vielen chinesischen Produkten", so Pieper.
    Denn auf dem schnell wachsenden Markt für E-Autos entscheidet sich gerade, wer die Nase vorne hat - und damit das Geschäft macht. Die Herausforderung durch den US-Hersteller Tesla auf dem deutschen Markt kennen die deutschen Hersteller bereits; jetzt drängen auch chinesische Automarken wie BYD, Nio und Co. auf den Markt. Lange Jahre waren sie nur Insidern bekannt.
    Auto auf einer Automesse
    Made in China - für Chinesen ein Prädikat für Qualität, zumindest was ihr E-Auto angeht. Deutschland und E-Mobilität passt für sie nicht zusammen.26.04.2023 | 6:50 min

    China holt auf bei Qualität und Innovation

    Dabei haben chinesische Hersteller einen klaren Vorteil: Batteriezellen, Halbleiter - alles was ein Auto teuer macht, stellen chinesische Firmen selbst her. Das senkt die Kosten. Deutsche Autobauer müssen sich zudem hohen Energiekosten, einer schwächelnden Konjunktur und mangelnder Nachfrage entgegenstellen.
    Auch bei Thema Innovation haben die Chinesen viel dazugelernt. So kommt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, im einem aktuellen Ländervergleich zum Schluss:

    Die chinesischen Automobilhersteller sind mittlerweile auch in punkto Innovation und Qualität mindestens auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern aus Deutschland und den USA.

    Stefan Bratzel, Center of Automotive Management

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    Studie: Europäische Hersteller brauchen gemeinsamen Masterplan

    "Die Autoindustrie in Europa erlebt derzeit den perfekten Sturm", sagt auch Andreas Cornet von McKinsey. In einer Studie hat das Beratungsunternehmen die Defizite der europäischen Autobauer analysiert. Mitten in der Transformation zur Nachhaltigkeit und Digitalisierung bekommt Deutschlands Schlüsselindustrie auch noch heftigen Gegenwind: Lieferkettenprobleme, Energiekosten - die Liste ist lang.
    Bei Themen wie Halbleiter, Batteriezellen oder auch dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur müssten, so die Studienautoren, die europäischen Autohersteller sich auf einen gemeinsamen Masterplan verständigen, um künftig im Wettbewerb zu bestehen.
    Auf die Herausforderungen angesprochen, zeigen sich die deutschen Hersteller bislang selbstbewusst. Oliver Zipse, Vorstandschef des Münchner Autobauers BMW, beispielsweise zweifelt daran, dass die chinesischen Hersteller auf dem deutschen Markt schnell Fuß fassen: "Einen Markt wirklich zu erobern, da müssen sie genau den Kundengeschmack treffen."
    Peter Aumeier ist Redakteur im Landesstudio Bayern.

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