Abfahrts-Wochenende in Gröden:Odermatts FIS-Kritik: "Es gibt einige Clowns"
von Elisabeth Schlammerl
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Nach den Absagen zu Saisonbeginn müssen Athleten wie der Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt nun fünf Rennen in fünf Tagen bestreiten - und fordern eine Reform des Terminkalenders.
Marco Odermatt hat lange gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Nun fordert er ein Umdenken bei der FIS.
Quelle: dpa
Marco Odermatt lässt sich so leicht nicht die gute Laune verderben. Er nimmt Niederlagen meist sportlich und analysiert auch die mit einem sympathischen Lächeln. Aber zuletzt war Schluss mit freundlich. Der Gesamtweltcupsieger aus der Schweiz fühlt sich in diesem alpinen Ski-Winter benachteiligt.
Wegen der vielen Absagen - lediglich zwei von neun Rennen bei den Männern fanden bisher statt - sieht er seine Chancen schwinden, zum dritten Mal nacheinander die große Kristallkugel zu gewinnen. Zwar sollen zumindest drei der vier bisher ausgefallen Abfahrten nachgeholt werden, aber genau das bedeutet für Odermatt ein Mammutprogramm.
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Fünf Rennen in fünf Tagen
Weil der erste Ersatztermin bereits am Donnerstag in Gröden ist, muss er nun fünf Rennen in fünf Tagen (ZDF-Livestreams) bestreiten. Auf der Saslong finden noch ein Super-G sowie eine weitere Abfahrt statt, anschließend geht es über das Grödner Joch nach Alta Badia, wo die Männer am Sonntag und Montag jeweils einen Riesenslalom fahren.
Ähnlich stressige Wochen drohen ihm im Januar, wenn eine weitere Abfahrt nachgeholt werden soll. Beim Internationalen Skiverband FIS, kritisiert er deshalb in den Schweizer Medien, "gibt es einige Clowns, die das vom Büro aus planen und keine Ahnung haben".
Ratschlag für Odermatt
FIS-Generalsekretär Michel Vion findet, dass sich Odermatt eben anpassen und auch einmal auf ein Rennen verzichten müsse. "Im Tennis lässt man auch Turniere aus", sagte der Franzose. "Wer sich beschwert, muss es einfach im Skisport genauso machen."
So einfach ist das aber nicht. Odermatt kann sich kaum erlauben, auf ein Rennen zu verzichten, denn sein härtester Konkurrent um den Gesamtweltcup, Marco Schwarz, starte nicht nur wie der Schweizer in drei, sondern in allen vier Disziplinen.
Der alpine Ski-Weltcup startet in die neue Saison. Ein Überblick mit Neuerungen, Favoriten und den deutschen Startern.
FAQ
Der Österreicher kann überall vorne mitmischen und deshalb besser damit leben, wenn das eine oder andere Speedrennen wegfällt - oder er es aus Rücksicht auf die Gesundheit auslässt.
Die Athleten und die nationalen Verbände sehen in erster Linie die FIS in der Pflicht.
Kein Argument für eine Speed-Karriere
Wenn vier Abfahrten zu Saisonbeginn ausfallen, schadet das auch dem Image. Umschulen auf die weniger wetteranfälligen technischen Disziplinen wird deshalb zwar kein aktueller Weltcup-Athlet, aber für den Nachwuchs ist so ein Absage-Chaos wie in dieser Saison nicht gerade ein Argument, eine Karriere als Speedfahrer anzustreben.
Greta Sachsenröder und Romy Ertl gelten im deutschen Ski-Nachwuchs als Ausnahmetalente. Das ZDF begleitet die beiden Ski-Rennläuferinnen des DSV auf ihrem Weg in den Profi-Bereich.
13 Abfahrten, wie sie im aktuellen Kalender stehen, findet der Südtiroler Speedspezialist Dominik Paris, seien zu viel. "Zehn waren ja früher auch genug." Im Sinne der Ausgewogenheit zwischen Speed- und Technikwettbewerben würden dann auch die Slalomrennen reduziert werden, und es blieben mehr Möglichkeiten, ausgefallene Rennen nachzuholen.
Gedankenspiele um Zermatt-Rennen
Der Weltverband gibt sich gesprächsbereit. Was mit dem in der Kritik stehenden Prestigeobjekt von FIS-Präsident Johan Eliasch am Matterhorn passieren soll, steht noch nicht fest. Acht Abfahrten waren in den vergangenen beiden Jahren dort geplant und keine einzige fand statt.
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Natürlich habe man gewusst, erklärte Vion, dass es sich um "Risikorennen" handle, da das Wetter auf den Gletschern im November traditionell nicht besonders gut ist. Es gebe verschiedene Gedankenspiele, so der FIS-Generalsekretär.
Änderungen im Großen, nicht nur im Detail
Eine Möglichkeit ist, das Männer-Rennen zu verschieben. Allerdings beharrten die Schweizer bisher auf dem November-Termin - aus Marketing-Gründen. Ende Februar oder März, so das Argument, sei das Wintergeschäft gelaufen.
Dieser sehr zähe Start in den Ski-Winter zeigt jedenfalls, dass der Weltcup-Kalender dringend reformiert werden muss. Nicht nur in Details, sondern im Großen.