DFB in Not: U21 und A-Team im Gleichschritt in die Krise
DFB in Not:U21 und A-Team im Gleichschritt in die Krise
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Die A-Nationalmannschaft derzeit bestenfalls Mittelkasse, die U21 vor dem EM-Aus: Die sportlich Verantwortlichen sprechen von "nicht aufgeben".
Frust bei der U21 nach dem 1:2 bei der EM gegen Tschechien: Das Aus in der Vorrunde ist kaum zu vermeiden.
Quelle: Sebastian Kahnert/dpa
Bei einem Cappuccino im U21-Teamhotel am Schwarzen Meer hat Rudi Völler die nächsten Tiefschläge für den deutschen Fußball erklären müssen. Mit Blick auf die 1:2-Niederlage der Junioren bei der EM gegen Tschechien sprach der DFB-Sportdirektor vom "Spiegelbild zur A-Nationalmannschaft" und gab zu:
U21 droht Aus in EM-Vorrunde
Nach den drei sieglosen und ernüchternden A-Länderspielen unter Bundestrainer Hansi Flick steht im Sommer 2023 auch die lange Zeit so erfolgreiche U21 vor einem Debakel. Nach dem 1:2 gegen Tschechien und dem 1:1 gegen Israel - trotz langer Zeit in Überzahl - droht der Auswahl von Trainer Antonio Di Salvo das Vorrunden-Aus.
"Die nackten Zahlen sind, wie sie sind. Da kann man schwer was dagegen argumentieren", gab auch Völler zu, der sich aber nochmals klar vor Flick und Di Salvo stellte.
Gedämpfte Vorfreude auf die EM 2024
Bundestrainer Flick traut er weiter den Neustart nach der Sommerpause zu, Di Salvos Vertrag wurde kurz vor der EM bis 2025 verlängert.
So richtig Vorfreude kommt beim A-Team mit Blick auf die Heim-EM in Deutschland in knapp einem Jahr noch nicht auf. Dennoch bemüht sich Völler, Optimismus zu versprühen. "Das heißt nicht, dass wir jetzt kampflos aufgeben - ob hier oder mit der A-Nationalmannschaft", sagte er:
Als Teamchef einspringen? Völler schließt das aus
Laut Völler sind die Spieler "immer noch gut genug", um ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Von Resignation ist er weit entfernt: "Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben." Dass er selbst noch einmal als Teamchef fungieren werde, schließt er aus.
Dass es nach der Krise der A-Nationalmannschaft mit zuletzt drei vermurksten Turnieren nun auch im Nachwuchs hapert, hält Völler aber nicht für einen Zufall. "Ich will nicht sagen, dass es fehlende Qualität ist, aber es ist ein Manko", sagte er. Es sei aber eine Mentalitätsfrage, "und das müssen wir wieder hinbekommen".
Hier seien nun alle im deutschen Fußball gefordert: Vereine, Verbände, DFL und DFB.
U21 bangt um Olympia-Teilnahme
Den bitteren zweiten EM-Auftritt der U21 im georgischen Batumi verfolgte Völler von der Tribüne aus. Dem Titelverteidiger droht nun nicht nur der Vorrunden-K.o., sondern auch das Verpassen der Olympischen Spiele 2024.
Di Salvo wirkte ratlos. "Da verzweifelt man auch als Trainer", gab er mit Blick auf die defensiven Fehler und die mangelhafte Chancenverwertung seiner Elf zu. Die Chance der U21 auf das Viertelfinale ist nur noch minimal.
Am Mittwoch, 18 Uhr (Sat.1), braucht Deutschland im Gruppenfinale gegen die bislang starken Engländer einen Sieg und muss zudem auf einen Erfolg Israels gegen Tschechien hoffen. Dieser darf aber nicht zu hoch ausfallen, damit Deutschland im Vergleich mit Israel weiter die bessere Tordifferenz hat.
Die Tabelle vor dem letzten Spieltag:
1. England 4:0 6
2. Tschechien 2:3 3
3. Israel 1:3 1
4. Deutschland 2:3 1
Flick wird wohl nicht zur U21-EM kommen
Nach der Erfolgs-Ära unter Stefan Kuntz mit drei Final-Teilnahmen und zwei Titeln, die Di Salvo als Co-Trainer mitgestaltet hatte, waren auch die Hoffnungen vor dem Turnier in Georgien und Rumänien groß gewesen. Di Salvo nannte das Halbfinale und damit die Olympia-Qualifikation als Mindestziel. Youssoufa Moukoko hatte selbstbewusst den erneuten Titel als Anspruch ausgegeben.
Zuversichtlich war auch A-Trainer Hansi Flick. Er hat geplant zum Viertelfinale nach Georgien zu kommen, doch eines mit deutscher Beteiligung wird es ja wahrscheinlich nicht geben. Und das letzte Gruppenspiel zu besuchen, wäre wohl nicht klug: Bilder von Flick, auf denen er missmutig einer deutschen Mannschaft zuschaut, gab es zuletzt mehr als genug.