Djokovic im Finale entthront:Alcaraz triumphiert erstmals in Wimbledon
|
Tennisprofi Carlos Alcaraz hat erstmals in seiner Karriere das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gewonnen. Der Spanier schlug Novak Djokovic (Serbien) mit 1:6, 7:6, 6:1, 3:6 und 6:4.
Der König ist tot, es lebe der König: Carlos Alcaraz hat die jahrelange Herrschaft von Novak Djokovic auf dem heiligen Rasen von Wimbledon beendet. Der spanische Monarch Felipe VI. sowie Prinzessin Kate und Prinz William mit ihren Kindern George und Charlotte waren Augenzeugen, als sich der 20 Jahre alte Herausforderer in einem faszinierenden Endspiel 1:6, 7:6 (8:6), 6:1, 3:6, 6:4 gegen den 16 Jahre älteren Serben durchsetzte.
Zugleich aber lobte er seinen Nachfolger: "Ich habe gegen einen besseren Spieler verloren." Alcaraz dagegen fand kaum Worte:
Nach 34 Matches: Djokovic erstmals geschlagen
Auch Michael Stich, der Wimbledon-Sieger von 1991, verfolgte aus der Royal Box auf dem Centre Court, wie sich Alcaraz nach einem miserablen ersten Satz ins Match zurückkämpfte und Djokovic langsam mürbe spielte. Nach 4:42 Stunden, von denen allein das fünfte Spiel des dritten Satzes 26 Minuten dauerte (Rekord in Wimbledon), verwandelte er unter tosendem Jubel den ersten Matchball. Auch sein König sprang begeistert auf.
Djokovic, der in Wimbledon seit 34 Matches und auf dem Centre Court seit 2013 nicht mehr verloren hatte, wäre der älteste Wimbledonsieger der Open-Ära (seit 1968) gewesen. Alcaraz ist nun der jüngste Champion im Rasenmekka seit Boris Becker und der erste seit 2003, der nicht Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Murray oder Djokovic heißt. Davon abgesehen bleibt er die Nummer eins der Weltrangliste.
Die Entscheidung bei den Frauen:
Publikum pusht Alcaraz
Absehbar war dies zunächst nicht. Novak Djokovic stürmte gegen den nervösen und ungeduldigen Alcaraz in 34 Minuten durch den ersten Satz. Er hatte scheinbar alles unter Kontrolle, beantwortete im zweiten Satz ein Break mit einem Rebreak und besaß im Tiebreak die Chance, sich auch den zweiten Durchgang zu holen. Zwei leichte Fehler und eine Vorhand von Alcaraz später stand es plötzlich 1:1 nach Sätzen.
Bemerkenswert: Zuvor hatte er in Melbourne, Paris und Wimbledon 15 Tiebreaks in Serie für sich entschieden und damit seine unnachahmliche Nervenstärke bewiesen. Nicht minder auffällig: Das Publikum machte aus seiner Sympathie für Alcaraz nun überhaupt keinen Hehl mehr. Und der roch Lunte, holte sich umgehend ein Break und ein weiteres im faszinierenden fünften Spiel des dritten Satzes - mit dem 32. Punkt.
Alcaraz bleibt ruhig, Djokovic wird wütend
Djokovic wäre nicht Djokovic, wäre er danach nicht erst mal minutenlang auf der Toilette verschwunden und hätte sich dann zurückgekämpft. Doch Alcaraz blieb bewundernswert cool, auch nach dem Verlust des hart umkämpften vierten Satzes. Im fünften gelang ihm zum 2:1 ein Break, Djokovic zertrümmerte vor Wut seinen Schläger.
Seit Boris Becker, der bei seinen Triumphen 1985 und 1986 noch keine 19 war, war kein Wimbledonsieger jünger als Alcaraz. Er ist erst der fünfte Spieler neben Becker, Mats Wilander, Björn Borg und Rafael Nadal, der vor seinem 21. Geburtstag mindesten zwei Grand Slams gewonnen hat. Der Bedeutung seines Sieges war sich Alcaraz schon vor dem Finale, seinem zweiten bei den vier Majors nach dem Gewinn der US Open im vergangenen Jahr, sehr bewusst gewesen.
Und nicht zuletzt in Wimbledon war Djokovic seit Jahren eindeutig der Beste gewesen.
Quelle: SID/dpa
Mehr zum Tennis
Alle DTB-Spieler draußen:Krawietz/Pütz verpassen Wimbledon-Finale
Mekka für Tennis-Fans:Was Wimbledon so einzigartig macht
von Petra Philippsen