An der berühmten Church Road im Südwesten von London liegt er, der All England Lawn Tennis and Croquet Club. Hinter roten, altehrwürdigen Backsteinmauern und den schwarzen schmiedeeisernen Toren, wo sonst nur die exklusiven Mitglieder Zutritt haben, finden während zwei Wochen im Juli The Championships statt. Jeder Tennis-Fan möchte einmal in
Wimbledon dabei gewesen sein. Warum, erklären wir hier.
Wimbledon: Ganz in Weiß und ohne Werbung
Eigentlich ist die Tennis-Tour bunt und laut, die Mode oft schrill. Wimbledon wirkt da ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, hier hat man ein paar der alten Traditionen zur Marke erhoben. Doch es wirkt entschleunigend. Werbung ist zum Beispiel im Club verboten.
Und die Kleidung muss zu 90 Prozent weiß sein. Roger Federers weiße Schuhe hatten 2013 orange Sohlen – die musste er auswechseln. Ursprünglich wurde die Farbe eingeführt, damit man die Schweißflecken nicht so sieht. Schließlich war Tennis mal ein vornehmer Sport. Einen bunten Fleck gibt es in Wimbledon dennoch: Auf dem Trainingsgelände, dem Aorangi Park, ganz im östlichen Teil des Clubs, dürfen die Profis tragen, was sie wollen.
Der heilige Rasen von Wimbledon
Das Hegen und Pflegen des Grüns in Wimbledon ist fast schon eine Religion. Monatelang lang sähen, mähen, jäten, walzen, bewässern und dann wird das Weidelgras während der zwei Turnierwochen täglich auf perfekte acht Millimeter manikürt. Am Anfang fühlt es sich wie Teppich an, am Ende liegen die Grundlinien allerdings sandig brach wie die Steppe.
Rufus, der Falke auf dem Centre Court
Dieser Vogel ist berühmt: Rufus hat sogar einen eigenen Twitter-Account und über 10.000 Follower. Der Centre Court, das ist sein Refugium. Jeden Morgen um 9 Uhr fliegt der Raubvogel für eine Stunde seine Runden – und vertreibt damit die lästigen Tauben, die das Spiel später stören könnten.
Benutzte Tennisbälle sind Verkaufsschlager
55.000 Bälle werden während des Turniers verbraucht. Nach den ersten sieben Spielen und dann nach jedem neunten werden die gelben Filzkugeln ausgetauscht. Damit sind sie jedoch längst nicht reif für die Tonne – täglich werden die abgespielten Bälle vom Vortag daher im Club für je fünf Pfund pro Dose verkauft und finden reißenden Absatz. Denn wer weiß, welcher Star damit gespielt hat.
So läuft es auch mit den Tickets. Wer eines der täglich 42.000 ergattert hat und dennoch vorzeitig gehen muss, wirft seine Eintrittskarte am Ausgang in einen Behälter. Diese wird für kleines Geld an Wartende weiterverkauft, die den Rest des Tennis-Tages genießen können.
Zelten im Wimbledon-Park und Schlange stehen vor dem Eingang
Warten ist in England ein Volkssport. Ohne meckern, ohne drängeln stehen sie auch im Wimbledon jeden Morgen geduldig Schlange in der berühmten Queue. Manche zelten im Wimbledon Park, um morgens um 6 Uhr nach dem Wecken die niedrigsten Wartenummern von den Stewarts zugeteilt zu bekommen.
Etwa bis Nummer 500 ist die Chance groß, es noch mit einem Ticket auf die Anlage zu schaffen. Aber auch Nummer 1.000 hat manchmal noch Glück – hat aber in jedem Fall einige Stunden Schlange gestanden. Doch genau das ist für viele ein unvergessliches Wimbledon-Erlebnis.
Ohne Erdbeeren geht es in Wimbledon nicht
Das vorweg: In Wimbledon werden die Erdbeeren mit roher Sahne und nicht mit Schlagsahne serviert. Täglich morgens um 4 Uhr frisch gepflückt und bis 9 Uhr im Club angeliefert, werden circa 190.000 Portionen in zwei Wochen verkauft.
Jedes Schälchen enthält mindestens zehn Erdbeeren, der Preis liegt seit 2010 bei stabilen 3 Euro.
Die Royal Box mit Dresscode
Sie ist mit einem gediegenen Holzgeländer umrandet, denn wer hier auf dem Centre Court sitzt, der hebt und grenzt sich ab vom Rest des normalen Publikums. In der Royal Box sitzen gekrönte Häupter, Adelige, Politiker und Schauspieler, jede Menge Sport-Prominenz und Berühmtheiten.
Um auf einem der 80 dunkelgrünen Lloyd-Loom-Korbsessel sitzen zu dürfen, muss man eingeladen sein und unterliegt einem strikten Dresscode. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton wurde einst abgewiesen, weil seine Krawatte fehlte.
Queen Elizabeth II. saß 2010 zuletzt dort, nun ist Herzogin Catherine die Schirmherrin von Wimbledon. Passend, denn sie verfügt selbst über eine gefährliche Vorhand.