Ocean Race: Malizias Premiere endet mit Lust auf Meer

    Segeln - Ocean Race:Malizias Premiere endet mit Lust auf Meer

    von Tatjana Pokorny
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    Das 14. Ocean Race ist Geschichte. Mit Boris Herrmann segelt erstmals ein deutscher Skipper aufs Podium. Team Malizias Premiere endet mit Lust auf Meer.

    29.05.2023, Dänemark, Aarhus: Die «Malizia · Seaexplorer» des Segelteams von Boris Herrmann segelt dem Ocean-Reace-Finale entgegen. Auf Etappe sieben ringt die Mannschaft ohne Chance auf den Gesamtsieg nach gelungener Aufholjagd um einen letzten Etappensieg
    Die "Sea Explorer" des Teams Malizia beim Ocean Race.
    Quelle: dpa

    Das 14. Ocean Race ist am Wochenende im Zielhafen Genua zu Ende gegangen. Zwischen dem ersten und dem letzten Startschuss lagen 175 Tage Abenteuer Weltumseglung, in die Boris Herrmann und sein Team Malizia mit den Etappenrängen drei und vier zunächst verhalten eingestiegen waren.

    Schock beim Ocean Race - Riss im Mast

    Dann der Schock: Am 1. März entdeckt die Crew im Indischen Ozean einen 30 Zentimeter langen Riss im Mast. Ausgerechnet bei der Kap-Hoorn-Königsetappe, auf der die robuste "Malizia-Seaexplorer" endlich ihre Starkwindstärken ausspielen soll, steht Herrmanns Crew plötzlich am Abgrund.
    Boris Herrmann
    Die letzte Etappe des Ocean Race ist beendet. Der Skipper von Team Malizia Boris Herrmann berichtet aus Genua über seine Abenteuer während der Weltumseglung, sein Schiff und den Zustand der Weltmeere.28.06.2023 | 4:25 min
    Die Malizianer mobilisieren alle Kräfte. Die Co-Skipper Will Harris und Rosalin Kuiper meistern heldenhafte Reparaturen im 28 Meter hohen Mast. Es folgt eine unwiderstehliche Aufholjagd, die auch nicht aufhört, als das Boot von einer Monsterwelle getroffen und Rosalin Kuiper schlafend aus der Koje geschleudert wird. Die zähe Niederländerin ist am Ende die einzige Frau, die alle sieben Etappen bestritten hat.

    Gehirnerschütterung auf der Buckelpiste

    Ihre Gehirnerschütterung steckt Kuiper auf der Südmeer-Buckelpiste tapfer weg. Kap Hoorn erreicht Team Malizia zuerst und feiert wenig später den Sieg auf der sechsten Etappe. Den gelungenen Gipfelsturm und die Euphorie der 120.000 Fans beim Kieler Fly-by nimmt Boris Herrmann auf dem dritten Podiumsplatz als "schönste Erinnerungen" mit.
    Im Glück ist auch das Team 11th Hour Racing: Kurz nach dem Start der Finaletappe übersieht "Guyot"-Steuermann Ben Dutreux die "Malama" von 11th Hour Racing. "Guyots" Bugspriet bohrt sich ins US-Boot, das mit schweren Schäden fürs Finale ausfällt. Der Gesamtsieg scheint verloren für die US-Amerikaner.
    Doch die Renn-Jury gewährte 11th Hour Racing nach dem fatalen Crash in Den Haag die erhoffte Wiedergutmachung. Mit vier weiteren Punkten wird dem Team der Durchschnittswert der auf den Etappen eins bis sechs erbrachten Leistungen aufs Ocean-Race-Abschlusskonto überwiesen. Das reicht zum Gesamtsieg, über den erstmals in einem halben Jahrhundert Renngeschichte am grünen Tisch entschieden wurde.

    Drama um die "Guyot"

    Andere hatten weniger Fortune: Die schwarze "Guyot" symbolisiert das Drama im Ocean Race. Nach zwei Etappenaufgaben und starken Comeback-Leistungen besiegelt der Crash vor Den Haag das Schicksal des Stehauf-Teams.
    Die Malizia, ein Segelboot, läuft in den Hafen ein.
    Im Segelboot einmal um die ganze Welt, gespickt mit Abenteuern, Mastbrüchen und Herausforderungen. In sieben Etappen ging es nahezu rund um die Welt. Mit dabei: Boris Herrmann.02.07.2023 | 33:06 min
    Für das Team Guyot endet der Meeres-Marathon mit dem acht Jahre altem Boot im Tal der Tränen. Neuen Mut schöpft die Crew mit dem Berliner Robert Stanjek beim beherzten Antritt im Finalhafen Genua. Dort begegnet ihnen die Konkurrenz trotz allem kameradschaftlich.

    Herrmann lässt Stanjek mitsegeln

    "Das Ocean Race hat enorme soziale Stärke. Es lässt niemanden zurück", sagt Robert Stanjek dankbar, bevor Boris Herrmann ihn zum Mitsegeln auf der "Seaexplorer" einlädt. Die deutsche "Starkwindrakete" hat im Ocean Race mit 641,13 Seemeilen einen sagenhaften 24-Stunden-Weltrekord für Einrumpfboote aufgestellt.

    Ocean Race
    :Herrmann und Team Malizia brechen Weltrekord

    Nächster Erfolg für Boris Herrmann und sein Team Malizia auf der fünften Etappe des Ocean Race. Der deutsche Skipper brach den 24-Stunden-Weltrekord für Einrumpfboote.
    03.03.202: Skipper Boris Herrmann sitzt optimistisch auf einem Ausleger der Malizia-Seaexplorer
    Möglich machten die Fabeldistanzen die aus der Vendée Globe schon bekannten Imoca-Yachten, die im Ocean Race erstmals auf ihren Foils mit Teams statt Solisten um die Welt flogen. Boris Herrmann ist sicher: "Die Imocas sind gekommen, um zu bleiben."

    Start in Hamburg, Ziel in Kiel?

    Dass nach planungsunsicheren Corona-Jahren nur fünf Teams an der Ocean-Race-Startlinie aufkreuzten, war auch dem Klassenwechsel geschuldet. Die Zahl der Starter im Ocean Race 2026/2027 wird zeigen, ob der eingeschlagene Imoca-Kurs die von vielen erwarteten Früchte trägt. Boris Herrmann will mit seinen Malizianern "gerne wieder dabei sein".
    Die Planspiele für die nächste Auflage haben längst begonnen. Dafür bringen sich die deutschen Player, die auf See, an Land, als Fans und als Fly-by-Ausrichter enormen Anteil am Erfolg des 14. Kapitels hatten, bereits in Stellung. Boris Herrmann hat lächelnd einen kühnen XL-Traum ins Spiel gebracht: "Warum nicht beim nächsten Mal in Hamburg starten und vor Kiel ins Ziel gehen?"
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