Ocean Race: Schwarze Serie von "Guyot"-Co-Skipper Stanjek
Ocean Race mit Pannen:Die schwarze Serie des Robert Stanjek
von Tatjana Pokorny
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Während Team Malizia mit Boris Herrmann nach dem finalen Etappensieg das Ocean Race feiert, hoffen der Berliner "Guyot"-Co-Skipper Robert Stanjek und sein Team auf Besserung.
Für den Berliner Co-Skipper Robert Stanjek von Team Guyot reihte sich beim Ocean Race ein Malheur an das andere. (Archivfoto)
Quelle: dpa
Die Welten von Boris Herrmann und Robert Stanjek könnten am Ende des 14. Ocean Race nicht unterschiedlicher sein: Der eine - Malizia-Skipper Boris Herrmann - hat seine Premiere mit einem Etappensieg umjubelt auf einem Hoch beendet. Der andere - "Guyot"-Co-Skipper Stanjek - hat nach schwarzer Serie ein Tief zu meistern.
Team Guyot mit altem Schiff unterlegen
Team Guyot konnte das Ocean Race mit einem acht Jahre altem Schiff gegen die neuen Racer der Konkurrenz nicht zu Ende bringen. Den finalen Dolchstoß fügten sich der französische "Guyot"-Skipper und Bootseigner Ben Dutreux, sein Navigator Sebastien Simon und die Crew am Ende ihres Ocean-Race-Dramas in drei Akten selbst zu.
Kurz nach dem Start der Finaletappe in Den Haag rammte die kohlschwarze "Guyot" die US-Yacht "Malamā" vom Team 11th Hour Racing. Weder Steuermann Dutreux noch Seb Simon hatten die Gegner übersehen. Robert Stanjek und die britische Weltumseglerin Annie Lush konnten sie unter Deck in laufender Manöverarbeit nicht sehen.
Das Ocean Race ist einer Segelregatta rund um die Welt. Bei der siebten und letzten Etappe hat der Hamburger Boris Herrmann mit seinem Team Malizia als erster den Zielhafen in Genua erreicht.28.06.2023 | 1:38 min
Nur durch Glück wurde niemand verletzt, als sich "Guyots" Bugspriet in die hintere Backbordrumpfseite des US-Bootes bohrte und bis ins Innere vordrang. Die Folgen waren verheerend. Beide Teams mussten aufgeben. Den bis dahin führenden Amerikaner wurde am gestrigen Donnerstag der Gesamtsieg am grünen Tisch zugesprochen. Dem Antrag der Amerikaner auf Wiedergutmachung wurde von der Jury stattgegeben.
Das französische Unglücksboot ist schon zurück im Heimathafen Les Sables-d'Olonne. Seine Crew ist aus Respekt vor 11th Hour Racing zum Finale in Genua. Stanjek hofft, dass den Amerikanern der Sieg zugesprochen wird: "Das entspräche den Leistungen."
Für den Berliner, der mit dem Offshore Team Germany um Manager Jens Kuphal viele Jahre für den Traum vom Ocean-Race-Start geackert hatte, ist die ersehnte Premiere schmerzlich zu Ende gegangen: "Es klaffen Lücken in der Weltumseglung." Es fehlt vor allem die Kap-Hoorn-Königsetappe. Da hatte sich nach gutem Auftakt ein Teil des Rumpfbodens gelöst. Team Guyot musste umkehren.
Mastbruch im orkanartigen Sturm
Die Freude über den Wiedereinstieg in Etappe vier währte nur kurz. Am Ende eines orkanartigen Sturms brach der "Guyot"-Mast. Das endgültige Aus schien besiegelt. Doch gelang dem nicht zu jeder Zeit harmonischen Team mit seinen französischen Solisten und den internationalen Teamplayern aus dem olympischen Segelsport in einem gewaltigen Kraftakt ein weiteres Comeback.
Mit enormer Unterstützung aus der deutschen Segelsportszene konnte "Guyot" in Kiel repariert werden. Den Ersatzmast stellte ausgerechnet 11th Hour Racing. Auf einer Welle der Solidarität aus der Ocean-Race-Familie wurde Team Guyot erneut ins Rennen zurückgetragen.
Team Guyot wird zum Team der Herzen
Robert Stanjek erinnert sich: "Der herzliche Empfang der anderen in Aarhus war berührend." Team Guyot hatte sogar einen kleinen Lauf, erreichte auf Etappe sechs die beste 24-Stunden-Distanz, gewann in Den Haag eine Speed-Schau und das Hafenrennen.
Das Glück der zweiten Wiederauferstehung platzte mit dem "Katastrophen-Crash" brutal. Skipper Ben Dutreux übernimmt "die volle Verantwortung". "Das Ganze hat zwei Ebenen, die schmerzen", erklärt Robert Stanjek das finale Aus. "Wir haben 11th Hour Racing für die letzte Etappe aus dem Rennen genommen und zum anderen dem Rennen die letzten zwölf Tage Spannungsbogen weggeschnitten."
Entscheidung am grünen Tisch
Nun fallen die Entscheidungen erstmals in der 50-jährigen Renngeschichte am grünen Tisch. Das eigene Schicksal stellt Robert Stanjek vor diesem Hintergrund hintenan. Ob er erneut ein Ocean Race ins Visier nimmt, weiß er noch nicht. "Wir schließen keine Türen, aber ich muss erst einmal durchatmen."
Beim Ocean Race geht's in sechs Monaten über sieben Etappen rund 60.000 Kilometer um die Welt. Die Teams machen in acht Ländern fest. Hier gibt's News, Videos und Highlights.