Miller nach der Rollstuhlbasketball-WM: "Da war mehr drin"

    Interview

    Rollstuhlbasketball-WM:Mareike Miller: "Da war mehr drin"

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    Die deutschen Damen erreichen das Halbfinale und sichern Europa damit einen zweiten Quotenplatz für die Paralympics 2024. Restlos glücklich sind sie nach Platz vier aber nicht.

    Mareike Miller bei der Rollstuhlbasketball-Weltmeisterschaft in Dubai 2022
    Mareike Miller in Aktion gegen die USA.
    Quelle: Imago

    Mareike Miller ist eine der besten Rollstuhlbasketballerinnen Deutschlands. Die 32-Jährige spielt bei den BG Baskets Hamburg.
    ZDFheute: Frau Miller, bei der gerade in Dubai zu Ende gegangenen Rollstuhlbasketball-WM sind Sie mit den deutschen Damen Vierte geworden. Wie lautet Ihr Fazit?
    Mareike Miller: Grundsätzlich sind wir schon sehr zufrieden. Die letzten zwei Niederlagen im Halbfinale gegen China und im Finale gegen die USA waren aber auch etwas enttäuschend. Das waren beides machbare Spiele. Gegen China haben wir am Ende mit nur vier Punkten Rückstand verloren, insbesondere, weil wir unsere Würfe nicht mehr so gut verwandeln konnten wie in den ersten Spielen.
    ZDFheute: Aber als Ziel für die WM hatten Sie ja im Vorfeld das Erreichen des Halbfinals ausgegeben. Das haben Sie geschafft.
    Miller: Ja, wir gehören wieder zu den vier besten Mannschaften der Welt und haben damit dafür gesorgt, dass bei der EM im August in Rotterdam zwei Direkt-Tickets für die Paralympischen Spiele 2024 in Paris vergeben werden. Hätten die Niederlande als einzige europäische Mannschaft im Halbfinale gestanden, gäbe es in Rotterdam nur eine Direkt-Fahrkarte - und da sind die Niederlande natürlich der große Favorit. Sie haben in Dubai ihren WM-Titel verteidigt und damit jetzt sechs große Turniere in Folge gewonnen.
    So haben wir die Chance, uns auch mit EM-Silber direkt für die Spiele zu qualifizieren. Dafür war es enorm wichtig, dass wir das Halbfinale erreicht haben. Aber mit einem Sieg aus dem Turnier zu gehen, wäre natürlich schöner gewesen. Gefühlt war da mehr drin für uns.

    Erfolge: Paralympics-Siegerin 2012, Zweite 2016 und Vierte 2021; WM-Zweite 2010 und 2014, WM-Dritte 2018; Europameisterin 2011, EM-Zweite 2013 und 2017, EM-Dritte 2019
    Miller wechselte im Alter von 18 Jahren auf Grund mehrerer schwerer Knieverletzungen vom Basketball zum Rollstuhlbasketball, sie ist im Alltag nicht auf den Rollstuhl angewiesen.

    ZDFheute: Für Sie war es nach längerer Verletzungsphase ein Comeback in der Nationalmannschaft und Sie waren gleich wieder bei vielen Spielen als deutsche Topscorerin in den Ergebnislisten zu finden.
    Miller: Da muss man aber dazu sagen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben, vor allem, was das Fahrerische angeht. Mir werden da von meinen Mitspielerinnen sehr viele Freiräume gegeben, ich habe viele einfache Würfe unter dem Korb bekommen. Das geht nur mit sehr guter Vorarbeit der Mannschaft, da hatten wir tolle Spielzüge.
    ZDFheute: Treffen müssen Sie aber trotzdem.
    Miller: Ja klar, ich habe meinen Teil beigetragen. Dann steht man da als Topscorer, aber es gehört so viel mehr dazu vom gesamten Team.
    ZDFheute: In knapp vier Wochen steht bereits die EM an, bei der es um das Paralympics-Ticket geht. Wie blicken Sie dem Turnier in Rotterdam entgegen?
    Miller: Wir haben die Herausforderung, dass eine unserer Leistungsträgerinnen, Katharina Lang, nach dem neuen Klassifizierungsverfahren nicht länger spielberechtigt sein wird. Sie hat bei dieser WM ihr letztes Spiel gespielt.

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    Bei der WM in Dubai läuft es bislang gut für die DBS-Mannschaften. Es geht um europäische Quotenplätze für Paris 2024 und um ein gutes Gefühl für die Olympia-Qualifikation.
    von Susanne Rohlfing
    Rollstuhlbasketball, WM, Deutschland - Vereinigte Arabische Emirate, Julian-Lammering
    ZDFheute: Das heißt, sie ist nicht gehandicapt genug?
    Miller: Genau. Die Regularien wurden überarbeitet und alle mussten nochmal untersucht werden. Dabei wurde sie als nicht mehr klassifizierbar eingestuft. Das heißt nicht, dass sie keine Probleme hätte und normalen Leistungssport betreiben könnte. Aber ihre Einschränkungen sind nach den neuen Kategorien nicht groß genug, um für den Parasport zugelassen zu werden.
    Katharina hat uns bei der WM enorm mitgetragen, da gilt es jetzt, dass wir uns für die EM neu aufstellen. Wir sind aber guter Dinge, dass das auch mit Blick auf 2024 möglich sein wird.
    ZDFheute: Sind die neuen Regeln denn nachvollziehbar? Da wird ja mit einem Handstreich eine Karriere beendet.
    Miller: Das nimmt die Mannschaft auch sehr mit, Katharina ist ein super Mensch, eine super Spielerin, wir alle hätten sie sehr gern weiter dabei. Ich bin ja selbst wie sie in der 4,5-Punkte-Kategorie, habe also mit festgeschnallten Beinen im Rollstuhl keine körperlichen Einschränkungen. (Anm. der Red.: Je schwerer das Handicap, desto weniger Punkte erhält eine Spielerin. Die fünf Basketballerinnen auf dem Feld dürfen zusammen nicht mehr als 14 Punkte haben.)
    Da macht es dann keinen Unterschied mehr, ob das Knie mehr oder weniger anwinkelbar ist. Es ist schwer zu verstehen und zu akzeptieren, warum ein paar Grad mehr oder weniger dafür sorgen sollen, dass die eine spielen darf und die andere nicht. Im Rollstuhl sind wir alle gleich.  
    Das Gespräch führte Susanne Rohlfing.

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