Radsport: Van der Poel ist Straßen-Weltmeister

    Radsport:Van der Poel neuer Straßenrad-Weltmeister

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    Mathieu van der Poel ist neuer Straßenrad-Weltmeister. Der Niederländer gewann das Rennen in Schottland von Edinburgh nach Glasgow.

    Der Niederländer Mathieu van der Poel jubelt nach seinem Sieg des  Elite-Straßenrennen der Männer bei den Radweltmeisterschaften in Edinburgh, Schottland am 06.08.2023.
    Neuer Straßenrad-Weltmeister: Der Niederländer Mathieu van der Poel.
    Quelle: IMAGO

    Mathieu van der Poel riss bei voller Fahrt den defekten Verschluss seines Schuhs ab, die Schmerzen am blutenden Knie und an den Schürfwunden unter dem zerfetzten Trikot blendete der Rad-Star aus: Mit enormer Leidenschaft, großem Kämpferherz und viel Mut ist der Niederländer trotz eines späten Sturzes zum Sieg beim denkwürdigen Straßenrennen der Radsport-WM in Glasgow gefahren.

    Van der Poel vor van Aert und Pogacar

    Der amtierende Cross-Weltmeister stürmte am Sonntag nach 271,1 intensiven Kilometern ins Regenbogentrikot und feierte den größten Erfolg der Karriere - 49 Jahre nach der Vize-Weltmeisterschaft seines 2019 verstorbenen Großvaters Raymond Poulidor. Van der Poel ist der erste niederländische Weltmeister seit Joop Zoetemelk (1985).
    Die Radfahrergruppe fährt am 06.08.2023 beim Männer-Elite-Straßenrennen bei den UCI Cycling World Championships 2023 in Glasgow, Großbritannien, durch Glasgow.
    Das Straßenrennen der Radsport-WM in Glasgow. Reporter: Peter Leissl, Moderator Rudi Cerne, Experte: Marcel Kittel.06.08.2023 | 192:38 min
    Van der Poel, in der laufenden Saison bereits Sieger der Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix, verwies seinen Dauerrivalen Wout van Aert (Belgien/+ 1:37 Minuten) und den Tour-Zweiten Tadej Pogacar (Slowenien/+ 1:45) auf die Plätze. Die sechs deutschen Starter hatten mit der Entscheidung nichts zu tun, John Degenkolb war als 16. noch der beste des Sextetts. Letzter deutscher Titelträger bleibt Rudi Altig, der 1966 auf dem Nürburgring triumphiert hatte.

    Unterbrechung durch Umweltaktivisten

    Nach dem Start in Edinburgh konnten die Fahrer die malerische schottische Landschaft länger als geplant genießen. Ein Klebe-Protest von Umweltaktivisten sorgte nach etwas mehr als 90 Minuten für eine unfreiwillige und fast einstündige Zwangspause. Julian Alaphilippe posierte in der Zwischenzeit für ein Selfie, van der Poel hielt Small Talk, andere Fahrer nahmen in Begleitautos Platz.

    "Es bedeutet mir alles. Das war eines meiner großen Ziele und komplettiert meine Karriere."

    Mathieu van der Poel

    Während sich ein Polizeibus durch die wartenden Radprofis schob, informierte UCI-Präsident David Lappartient persönlich über den Stand der Entwicklungen. Der Rennen wurde um 12:15 Uhr Ortszeit fortgesetzt. Fünf Personen wurden festgenommen.

    Schwieriger Kurs auf nassem Asphalt

    Trotz kalter Muskeln setzte sich das Feld nach der Freigabe mit hohem Tempo in Bewegung und erreichte nach rund 120 Kilometern den kniffligen Stadtkurs in Glasgow. Die 14,3 Kilometer lange Runde, die zehn Mal absolviert werden musste, war äußerst kurvenreich und verlangte mit mehreren giftigen Anstiegen Kraft und taktisches Gespür.

    Am Ende war es nichts anderes als ein Cross-Rennen auf der Straße.

    John Degenkolb

    Schnell brach Hektik aus, auch wenn der befürchtete Regen erst im Finale einsetzte. Es kam zu ersten Stürzen. Das Fehlen des gewohnten Teamfunks sorgte für zusätzlichen Stress. Das Tempo war hoch - und forderte früh prominente Opfer. Namhafte Fahrer wie Alaphilippe, Jasper Philipsen (Belgien) oder Kasper Asgreen (Dänemark) fielen schon 100 km vor dem Ziel aus der Spitzengruppe.

    Degenkolb muss abreißen lassen

    Es entwickelte sich ein schonungsloses Ausscheidungsfahren. Van der Poel, van Aert, Evenepoel, Pogacar - die Stars attackierten einander weit vor dem Ziel. Klassikerspezialist John Degenkolb hielt lange mit, musste als letzter Deutscher aber über 50 km vor dem Ende abreißen lassen. Auch Evenepoel verabschiedete sich vorzeitig aus dem Rennen um den Sieg.
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    Der regennasse Asphalt erhöhte das Risiko auf den letzten Runden - und selbst Spezialisten wie van der Poel gerieten in Schwierigkeiten. Nachdem der Niederländer nach einer fulminanten Attacke bereits wie der sichere Sieger aussah, stürzte van der Poel vor der Schlussrunde. Sichtbar lädiert saß er nach wenigen Sekunden aber wieder auf dem Rad und setzte seine Solofahrt ins Ziel erfolgreich fort.
    Quelle: dpa, SID
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