Paris 2024: So planen die DHB-Frauen ihr Olympia-Comeback

    Handballerinnen wieder dabei:So planen die DHB-Frauen ihr Olympia-Comeback

    von Erik Eggers
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    Erstmals seit Peking 2008 kämpfen die deutschen Handballerinnen wieder um olympisches Edelmetall. Den wieder hochkochenden Skandal um Trainer André Fuhr blenden sie aus.

    Emily Bölk, Julia Behnke und Mia Zschock jubeln nach der Olympia-Qualifikation
    Emily Bölk, Julia Behnke und Mia Zschock: Jubel über die erste Olympia-Qualifikation der deutschen Handballerinnen seit 2008.
    Quelle: dpa

    Es ist eine Reise ins Ungewisse. Denn die deutschen Handballerinnen sind bei den Sommerspielen in Paris zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder bei einem olympischen Handball-Turnier dabei, weshalb keine der 14 nominierten Spielerinnen über Erfahrungen aus dem olympischen Kosmos verfügt. Auch Bundestrainer Markus Gaugisch kennt das olympische Flair nicht. "Deshalb ist das auch für mich die Erfüllung eines großen Traums", bekannte der 50-Jährige nach der erfolgreichen Qualifikation.
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    DHB-Frauen fühlen sich gut vorbereitet

    Und dennoch fühle sich das Team laut Linksaußen Antje Döll "sehr gut vorbereitet". Denn sie hatten in der Vorbereitung zwei Olympiateilnehmer zu Vorträgen eingeladen: den Skispringer Karl Geiger und den Handball-Weltmeister Dominik Klein. Sie beantworteten, so Döll, die Frage: "Wie kann man sich das vorstellen?"
    Olympia ist auf jeden Fall viel turbulenter als eine Handball-Weltmeisterschaft, lautete eine Erkenntnis Das Olympische Dorf ist mit seinen über 11.000 Athletinnen und Athleten ein großes Gewusel, die Fahrten zu den Hallen dauern meist länger. Im Falle der Handballerinnen kommt noch eine Premiere hinzu: Erstmals in der Geschichte des Turniers beginnen sie vor der offiziellen Eröffnungsfeier, die am Freitag an der Seine stattfindet.

    Sieg gegen Südkorea ist Pflicht

    Für das Team um die Kapitäninnen Alina Grijseels und Emily Bölk, deren Mutter Andrea in Barcelona (1992) und Atlanta (1996) dabei war, beginnt das Abenteuer mit einem Schlüsselspiel: Am Donnerstag gegen die Südkoreanerinnen (16 Uhr) ist ein Sieg Pflicht, um das Ziel Viertelfinale nicht vorzeitig aus den Augen zu verlieren. Denn in der Sechsergruppe warten mit Schweden, Dänemark und Norwegen drei der vier Topfavoriten.
    Gegen diese Teams setzte es zuletzt heftige Niederlagen. Im WM-Viertelfinale 2023 gegen Schweden kollabierte die DHB-Auswahl, als sie in den ersten 14 Minuten kein Tor erzielte. "Der Traum von einer Medaille ist da", sagt dessen ungeachtet Döll. Sie hat, wie auch Xenia Smits und Jenny Behrend, ihre Klubkolleginnen aus Bietigheim (jetzt HB Ludwigsburg), zuletzt viel Selbstvertrauen getankt, als sie Anfang Juni bis ins Endspiel in der Champions League vorstießen.

    Trainer Gaugisch kann aus dem Vollen schöpfen

    Überhaupt kann der Bundestrainer auf den vollen Kader zurückgreifen. Und neben den Bietigheimerinnen haben weitere Leistungsträgerinnen auf höchstem Niveau in der Champions League wichtige Erfahrungen gesammelt, etwa Torhüterin Katharina Filter in Brest oder Emily Bölk in Budapest. Allerdings haben diese Stars ihr hohes Niveau in wichtigen Länderspielen bisher nur partiell abrufen können.
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    Das soll sich in Paris nun ändern. Selbst die emotionale Affäre um den Trainer André Fuhr, die in der Vorbereitung wieder hochkochte, hat nach Lage der Dinge die Konzentration auf den Höhepunkt ihrer Karriere nicht beeinträchtigt. Der Trainer, dem zahlreiche Spielerinnen psychische Gewalt vorwerfen - was Fuhr bestreitet -, hatte die Arbeit der dafür eingesetzten DHB-Aufarbeitungskommission per Gerichtsbeschluss stoppen lassen.
    In einem Schreiben vom 15. Juli an die Betroffenen schrieb der DHB, man werde die Sache nicht publik machen, um das Team nicht zu stören - und bat um Diskretion: "Vor diesem Hintergrund bittet der DHB darum, dass auch Sie als Betroffene vorerst nicht den Weg an die Öffentlichkeit suchen." Dennoch produzierte das heikle Thema bald Schlagzeilen.

    Erster Olympia-Auftritt seit 2008

    Mia Zschocke und Amelie Berger, die mit ihrer fristlosen Kündigung beim BVB den Skandal ins Rollen brachten, sind - wie auch Torhüterin Dinah Eckerle - als Ergänzungsspielerinnen mit in Paris. Auch weitere Nationalspielerinnen hatten unter Fuhr trainiert. "Aber das ist in der Mannschaft trotzdem überhaupt kein Thema", heißt es aus dem Umfeld. Das ganze Team sei voll fokussiert auf den ersten Auftritt deutscher Handballerinnen auf der großen olympischen Bühne seit Peking 2008.
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