Olympia 2024: Hockey-Herren wollen Goldmedaille

    Schnörkellos zu Olympia-Gold?:Hockey-Oldies wollen Karriere veredeln

    von Susanne Rohlfing, Paris
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    Die deutschen Herren spielen in Paris gegen die Niederlande um olympisches Gold. Für die Ü30-Veteranen im Team geht es dabei um die Veredelung ihrer herausragenden Karrieren.

    Paris 2024 - Hockey
    Die deutschen Hockey-Oldies spielen gegen die Niederlande in Paris.
    Quelle: dpa

    Christopher Rühr holt nicht aus, er zuckt nicht einmal, wahrscheinlich atmet er auch nicht. Kaum hat der Schiedsrichter im olympischen Hockey-Halbfinale der Deutschen gegen Indien den Ball zum Siebenmeter freigegeben, schlägt er auch schon im Tor der Inder ein. Diese Aktion des Kölners ist ein schönes Sinnbild für das, was die deutschen Hockey-Herren in Paris vorhaben. Sie wollen Gold. Schnörkellos und unerbittlich.
    Hockey
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    Nicht unwesentlicher Treiber dieses Wunsches ist eine Gruppe erfahrener Veteranen innerhalb des Teams. Der Klub der Ü-30er, könnte man sagen. Rühr gehört dazu, er wird im Dezember 31 Jahre alt. Kapitän Mats Grambusch zählt auch dazu, Marco Miltkau, Martin Zwicker, Niklas Wellen, auch wenn er erst in Dezember 30 Jahre alt wird. Alle sind Olympiadritte von Rio 2016 und amtierende Weltmeister, alle haben bereits eine herausragende Karriere hingelegt.

    Deutsches Hockey-Team: Nicht schön, aber effizient

    Aber alle waren auch so gerade nicht dabei, als Deutschland 2012 zum letzten Mal Hockey-Olympiasieger wurde. Vier Jahre vorher, 2008 in Peking, war das ebenfalls gelungen. Die aktuelle Ü30-Generation der deutschen Hockey-Nationalspieler hat also eine Jugend hinter sich, in der Olympiasiege deutscher Männer so etwas wie eine Selbstverständlichkeit waren. Kein Wunder, dass sie jetzt nachlegen wollen, bevor es sie in alle vier Himmelsrichtungen des Berufslebens verschlägt.
    Deutschlands Mats Grambusch in Aktion.
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    Dieser unbedingte Wille hat die Deutschen ins Finale von Paris getragen. Sie haben nicht schön gespielt, aber effizient. Rührs eiskalt verwandelter Siebenmeter markierte das 2:1 gegen die Inder. Vor drei Jahren in Tokio hatten sie Deutschland im Spiel um Platz drei bezwungen und für großen Frust gesorgt. Diesmal gelang ihnen zwar der Ausgleich zum 2:2, dem Siegtreffer von Miltkau sechs Minuten vor Schluss hatten sie aber nichts mehr entgegenzusetzen.
    Auch das erste Tor der Deutschen, den Ausgleich zum 1:1, hatte in diesem nervenaufreibenden Spiel ein Veteran erzielt: Gonzalo Peillat. Der gebürtige Argentinier läuft allerdings erst seit 2022 für Deutschland auf, 2016 wurde er noch mit Argentinien Olympiasieger. Er hat schon erlebt, was die anderen sich so sehr erträumen. Peillat kam 2014 nach Europa und lebt seit 2016 in Mannheim. 2022 nahm der Eckenspezialist die deutsche Staatsbürgerschaft an.

    Silber ist Deutschland sicher

    Der Jubel war groß, als die Deutschen den Finalplatz und damit in jedem Fall die Silbermedaille erobert hatten. Nun trifft der Weltmeister am Donnerstag (19 Uhr) auf Europameister Niederlande. Es ist das ultimative Duell im Männer-Hockey. Und besonders für Christopher Rühr wird es der Höhepunkt einer vor sechs Monaten noch aussichtslos scheinenden Reise sein:

    Ich habe mir am 20. Januar das Kreuzband gerissen und in dem Moment war für mich erstmal klar: Das war es mit den Olympischen Spielen 2024.

    Christopher Rühr, Hockey-Nationalspieler

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    Rühr nach mühevollem Reha-Training zurück

    Auf die Bronzemedaille von 2016 sei er immer noch "sehr, sehr stolz", sagte Rühr vor dem Halbfinale: "Dafür war Tokio eine Riesen-Enttäuschung. Deshalb ist der Hunger größer denn je, wieder eine Medaille zu holen, am besten in einer anderen Farbe als 2016."
    Für diesen Traum hat Rühr sich in monatelangem Rehabilitationstraining wieder fit gemacht. Er schaffte, was unmöglich schien: Am 8. Juni stand er in London gegen Indien wieder bei einem Länderspiel auf dem Feld. Das Knie hielt. Olympia konnte kommen.

    Der Reha-Verlauf war perfekt. Ich hatte keinen einzigen Rückschritt.

    Christopher Rühr, Hockey-Nationalspieler

    Jetzt fehlt ihm nur noch ein Sieg zum ultimativen Hochgefühl. Und Rühr genießt das Zusammenspiel mit der nächsten Generation, die noch so viel mehr Zeit hat für große Erfolge als die Ü30-Kollegen. "Die Jüngeren profitieren von uns Älteren, aber ich glaube, andersherum profitieren wir auch so ein bisschen von ihrem Freigeist, ihrer Unbeschwertheit", sagte Rühr. Klingt nach einer guten Mischung fürs Finale.

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    Quelle: Reuters

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