Olympia 2024: Bach verteidigt Teilnahme der Boxerin Khelif
Scharfe Kritik an IBA:Bach verteidigt Teilnahme der Boxerin Khelif
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IOC-Präsident Bach verteidigt den Start der Boxerin Khelif im olympischen Turnier. Er verurteilt die Aggression im Netz. Den suspendierten Weltverband IBA greift er scharf an.
In ihrer Heimat ist die Algerierin Imane Khelif ein Idol, bei Olympia steht sie wegen ihrer Testosteronwerte im Fokus. IOC-Präsident Thomas Bach stellt sich klar auf ihre Seite.03.08.2024 | 3:54 min
Inmitten der aufgeheizten Debatte um die Boxerinnen Imane Khelif aus Algerien und Lin Yuting aus Taiwan hat IOC-Präsident Thomas Bach am Samstag im Rahmen einer Pressekonferenz klar Stellung bezogen.
Bach kritisiert Hatespeech
Bach weiter: "Jede Frau, die gemäß den Regeln eine Frau ist, muss zugelassen werden. Für die Definition, wer eine Frau ist und um die Fairness zu garantieren, haben wir unser Regelwerk. Dies braucht eine wissenschaftliche Basis", so der IOC-Präsident: "Das ist die einzige Weise, wie man zu einer korrekten Entscheidung kommt, und nicht, indem man eine Umfrage in den Sozialen Medien organisiert."
Die Attacken in den Sozialen Netzwerken, mitunter gefahren von Prominenz mit gigantischer Reichweite wie Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling oder Elon Musk, bezeichnete Bach als "teilweise politisch motivierten Kulturkrieg", an dem sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) nicht beteiligen werde. "Hatespeech, Aggression und Beschimpfungen in den Sozialen Medien sind völlig inakzeptabel", sagte Bach.
Bach kritisiert verbannten Box-Weltverband
Die 25-Jährige Khelif hatte im Vorjahr das WM-Finale nicht bestreiten dürfen, weil der vom IOC nicht mehr anerkannte Weltverband IBA bei ihr erhöhte Werte des männlichen Sexualhormons Testosteron festgestellt hatte. Die Entscheidung beruhte auf einem nicht näher spezifizierten Geschlechtertest.
Gesucht wird: Ein Welt-Boxverband, der das Olympia-Turnier managen kann. In Paris macht es das IOC selbst, da der IBA wegen Korruption die Anerkennung entzogen wurde.30.07.2024 | 3:31 min
Bach nahm in seiner Kritik die vom Russen Umar Kremlew geführte IBA besonders ins Visier. "Die russische Seite" und die IBA hätten schon vor den Spielen eine "Diffamierungskampagne" gegen Frankreich, Olympia und das IOC gestartet, mit Kommentaren, "die ich nicht wiederholen will", so der IOC-Präsident.
Russischer IBA-Chef provoziert IOC mit Preisgeldern
Vor allem Kremlew provoziert das IOC, wo er nur kann. Zuletzt mit der Ankündigung, Khelifs unterlegener Olympia-Gegnerin, der Italienerin Angela Carini, Preisgeld zu zahlen - und zwar in derselben Höhe wie der Olympiasiegerin. Geld für Gold ist ohnehin ein Reizthema für Bach.
Carini hatte gegen Khelif nach 46 Sekunden unter Tränen aufgegeben und der Algerierin den Handschlag verweigert. Auch wenn sie sich hinterher bei Khelif entschuldigte und versöhnliche Worte fand, war die Debatte entbrannt.
Jubel von Imane Khelif nach dem Sieg über die Ungarin Anna Luca Hamori.
Quelle: AFP
Khelif hat Olympia-Medaille sicher
Khelif erreichte am Samstagabend ungeachtet der aufgeheizten Geschlechter-Debatte das Halbfinale und hat damit eine Medaille sicher. Ihre Viertelfinalgegnerin Anna Luca Hamori aus Ungarn hatte zuvor mit geschmacklosen Posts noch Öl ins Feuer gegossen.
Die Algerierin gewann ihr Viertelfinale in der Klasse bis 66 kg gegen Hamori klar mit 5:0. Edelmetall hat die 25-Jährige damit sicher, weil beide Halbfinal-Verliererinnen Bronze erhalten. Am Dienstagabend kämpft Khelfi in Roland Garros gegen Janjaem Suwannapheng (Thailand) um den Einzug ins Finale.
Khelif äußerte sich nach ihrem Halbfinaleinzug erstmals zu der Debatte:
Boxen steht für die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 auf der Kippe. Bach versicherte zwar, dass er Boxen unbedingt im Programm halten wolle, dafür brauche das IOC aber einen "verlässlichen Partner".
Der neue Verband World Boxing will es versuchen. "Es liegt an ihnen, sich zu entscheiden", ob ihre Sportler in L.A. um Medaillen kämpfen können, sagte Bach in Richtung der nationalen Boxverbände.