Olympia 2024: Nur Bruchteil der IOC-Gelder geht an Athleten

    IOC-Einnahmen:So wenig Geld erhalten Olympioniken

    von Markus Harm und Jannik Schneider
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    Das IOC nimmt mit den Spielen in Paris rund fünf Milliarden US-Dollar ein. An die Athleten geht nur ein winziger Bruchteil davon. Die Kritik an der Verteilung wächst.

    Das Beachvolleyball-Feld mit dem Eifelturm im Hintergrund bei den olympischen Spielen 2024 in Paris.
    Während die Einnahmen exorbitant hoch sind für das IOC, gehen die Athleten größtenteils leer aus. Sie fordern eine gerechtere Verteilung der Erlöse bei den Olympischen Spielen. 01.08.2024 | 4:06 min
    7,41 Euro brutto. So hoch ist der durchschnittliche Stundenlohn eines deutschen Olympioniken laut einer Studie der Deutschen Sporthilfe von 2019. Der generelle gesetzliche Mindestlohn in Deutschland liegt aktuell fünf Euro höher.
    Leistungssport in den Randsportarten bleibt auch fünf Jahre später eine große finanzielle Belastung für die Athleten, die bei den Olympischen Spielen die Hauptprotagonisten sind. Mit ihnen verkauft das Internationale Olympische Komitee (IOC) denolympischen Geist, die Leistungen und das Spektakel an finanzstarke Sponsoren und TV-Anstalten und verdient das große Geld. Die Rechte an den Bildern hält nur das IOC, das wie ein Milliardenunternehmen, wie ein Monopolist agiert. An der mauen Geldverteilung des IOC wächst nun die Kritik.

    Athleten erhalten nur vier Prozent der Einnahmen

    Rund 6,5 Milliarden US-Dollar, so war es auf der Sitzung der IOC-Vollversammlung nachzulesen, hat das IOC auf der Haben-Seite. Fachleute schätzen, dass das IOC mit den Spielen in Paris weitere fünf Milliarden einnehmen wird.
    Der kanadische Jurist Rob Koehler hat mit "Global Athletes" eine internationale Vereinigung für Athleten aufgebaut. Gemeinsam mit Wirtschaftsexperten hat er die Finanzberichte des IOC analysiert. Und festgestellt: Die Athleten erhalten maximal vier Prozent der Einnahmen.

    Olympiasieg ist nicht steuerfrei

    Für einen Olympiasieg gibt es für deutsche Athleten einmalig 20.000 Euro. Den Betrag müssen die Topsportler versteuern. Andere Länder zahlen zum Teil deutlich mehr; Länder wie Großbritannien schütten für die Siege hingegen nichts aus. Dort allerdings landet bei allen Kaderathleten aufgrund höherer finanzieller Mittel und besserer Strukturen mehr.
    Laut der Sporthilfe-Studie verdienen deutsche Olympioniken im Schnitt 1.560 Euro brutto monatlich. Viele sind mit einer Sportförderstelle bei der Bundeswehr, Polizei oder beim Zoll angestellt und verdienen Geld dazu, müssen dementsprechend aber arbeiten.

    "IOC kassiert Milliarden und behält es für sich"

    Jurist Rob Koehler sagt: "Auf das Jahr gerechnet, nimmt das IOC rund 1,4 Milliarden US-Dollar ein. Davon gehen indirekt vier Prozent an die Athleten durch Programme und Förderungen, die über die nationalen Verbände laufen. Heißt also:

    Das IOC kassiert Milliarden und behält quasi alles für sich selbst.

    Rob Koehler, Jurist von Global Athletes

    Das IOC und Präsident Thomas Bach haben diese Zahlen nie bestritten, verweisen auf den Bericht der Geschäftsführerin Lana Haddad. Darin steht: "Das IOC will Athleten durch das bestehende System und nach besten Möglichkeiten unterstützen.

    Die Athleten sind das Herz der Organisation. Aber sie sind keine Angestellten im IOC und sollten auch nicht als Arbeiter angesehen werden, wie in professionellen Ligen.

    IOC

    Keine Transparenz durch IOC

    90 Prozent der Einnahmen sollen demnach laut IOC in den Sport und die Sportlerentwicklung reinvestiert werden. Einen detaillierten Rechenschaftsbericht gibt es nicht.
    "Wenn es Umwege geht, gerade über die Weltverbände, da gab es doch schon einige Fälle von Korruption, dann ist das Vertrauen nicht immer da, dass es ungeschmälert weitergegeben wird", sagt Max Hartung im ZDF, dreimaliger Olympiateilnehmer im Fechten und Gründungsmitglied von "Athleten Deutschland".
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    IOC verbietet eigenes Sponsoring

    Gegensteuern könnten Athleten mit ihrem erarbeiteten Werbewert. Doch die "Rule 40" des IOC verbietet den Sportlern, kurz vor, während und kurz nach den Spielen, eigene Sponsoren zu präsentieren - auch nicht auf den eigenen Social-Media-Kanälen.
    Ab 2019 gab es ein Verfahren des Bundeskartellamtes gegen den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und damit indirekt gegen das IOC. Die Entscheidung fiel leicht im Sinne der Athleten aus.
    Diese dürfen nun bei der Eröffnungs- und Abschlussfeier Kurz-Videos drehen und auf ihren Kanälen hochladen, aber weiterhin nicht zu Werbezwecken nutzen - als wären sie lediglich Fans. Geld verdienen dürfen sie als Hauptattraktion weiterhin nicht.

    Olympia "Relive"
    Quelle: ZDF

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