Olympia vor Abschlusszeremonie:So sieht Chef-Planer Estanguet die Spiele
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Er ist das Gesicht von Olympia: Tony Estanguet. Der Organisator der Spiele spricht über die Herausforderungen der vergangenen Wochen, die Abschlusszeremonie und die hohen Kosten.
Tony Estanguet ist der Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen und die Paralympischen Spiele - wie bewertet er Olympia 2024?
Quelle: reuters
Wenn Tony Estanguet in einem Stadion zu sehen ist, dann wollen Fans erst einmal Fotos mit ihm schießen. In seiner aktiven Zeit hat der ehemalige Kanuprofi selbst Gold bei Olympia gewonnen. Heute ist der 46-jährige Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen und Paralympischen Spiele. Dieses ist zuständig für die Planung und Durchführung von Olympia.
Ein Job mit viel Verantwortung, doch Estanguet lässt sich seine Gelassenheit nicht nehmen. Er sehe etwas müder aus als zu Beginn der Spiele, sagt sein Umfeld. Doch das Lächeln auf den Fotos sitzt.
ZDFheute: Heute findet die Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele statt. Was können wir von ihr erwarten?
Tony Estanguet: Die Abschlusszeremonie ist ein Moment des Feierns. Wir werden mehr Athleten haben als bei der Eröffnungszeremonie. Wir wollen uns bei ihnen bedanken. Es gibt auch Konzerte und eine Show von Thomas Jolly, der schon die Eröffnung auf der Seine inszeniert hat. Die Abschlusszeremonien der Olympischen und der Paralympischen Spiele werden beide nördlich von Paris im Stade de France stattfinden.
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ZDFheute: Zwei Wochen Spiele und Fest sind fast vorbei. Was ist ihr Fazit?
Estanguet: Im Großen und Ganzen ist es gut gelaufen. Die Teams haben die Nerven behalten und den Schutz der Zuschauer und der Sportler an erste Stelle gesetzt. Gleichzeitig haben sie das Feiern ermöglicht. An den Austragungsorten herrschte eine gute Stimmung und die Menschen fühlten sich sicher. Trotzdem: Wir müssen wachsam bleiben, Olympia ist noch nicht vorbei.
ZDFheute: Es gab auch Kritik. Zum Beispiel sind Athlet*innen aus dem Olympischen Dorf ausgezogen. Trainings in der Seine mussten aufgrund der Wasserqualität abgesagt werden.
Estanguet: Die Spiele sind die größte Veranstaltung, die Frankreich je organisiert hat. Natürlich muss man hier und da noch nachjustieren. Ich glaube, das ist uns auch gelungen. Der viele Regen etwa war ein Risiko für die Wettkämpfe in der Seine. Doch wir konnten die Termine verschieben und so die Sicherheit der Athleten gewährleisten.
Zuletzt hatte es immer wieder Diskussionen um die Wasserqualität der Seine gegeben - welche Faktoren sie beeinflussen:
Hitzeperioden können das Abwasser-Problem verstärken: Führt der Fluss nach längerer Trockenheit weniger Wasser als sonst, kann die Wasserqualität nach Regenfällen noch mal besonders schlecht werden. Denn wenn dann die Abwassersysteme überlaufen, ist der Anteil des Abwassers im Fluss noch mal höher als bei einem Normalpegel.
Auch der Wasserdurchfluss kann eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere bei niedrigen Flusspegeln: Im Sommer liegen die Durchflussmengen in Paris nach Angaben der offiziellen Webseite der Stadt normalerweise zwischen 50 und 150 Kubikmeter pro Sekunde, während es außerhalb der Sommerperiode Höchstmengen bis zu 600 Kubikmeter pro Sekunde sind. Bei höheren Durchflüssen werden Verunreinigungen schneller weggespült.
Sonnenlicht wirkt durch seine UV-Strahlung keimtötend auf das Oberflächenwasser. Tage mit viel Sonnenschein können die bakterielle Belastung also reduzieren.
ZDFheute: Was wird bleiben von den Olympischen Spielen?
Estanguet: Wir haben in Frankreich einige schwierige Jahre hinter uns. Es ist bereits ein wichtiges Erbe in unserem kollektiven Gedächtnis, zu wissen, dass die Spiele von 2024 ein positives Moment für unser Land waren.
Außerdem wird die Infrastruktur bleiben, die gebaut wurde. Zum Beispiel das Athletendorf, das in Wohnraum für die Bevölkerung umgewandelt werden soll, oder die Schwimmarena. Es gibt auch ein sportliches Erbe. Ich denke, dass es viele junge Menschen geben wird, die mehr Sport treiben wollen.
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ZDFheute: Die Spiele verursachen Kosten in Milliardenhöhe. Auch für den französischen Staat, der ohnehin schon Budgetprobleme hat. Rechtfertigt dieses Erbe die enormen Ausgaben?
Estanguet: Öffentliche Gelder werden nur in die Infrastruktur investiert, die bleibt. Davon kann die Bevölkerung auch in 50 Jahren noch profitieren. Alle temporären Infrastrukturen dagegen werden aus privaten Mitteln finanziert, etwa das Stadion am Fuße des Eiffelturms. Ebenso die Durchführung der Wettkämpfe in den Stadien.
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ZDFheute: Nach Olympia ist vor den Paralympics. Die sind kürzer und bekommen wahrscheinlich weniger Aufmerksamkeit. Welche Bedeutung kommt den Paralympics zu?
Estanguet: Die Paralympics haben eine kürzere Geschichte. Es ist das erste Mal, dass sie in Frankreich stattfinden. Sie haben nicht das gleiche Geschäftsmodell. Medien wollen nicht so viel Geld ausgeben für TV-Rechte und Berichterstattung, wie sie es bei den Olympischen Spielen tun. Der Ticketverkauf bringt weniger Geld ein. Das private Geld, das man in die Paralympics investieren kann, ermöglicht daher nicht denselben Aufwand.
Trotzdem: Die Wettkämpfe finden in denselben Stadien statt wie auch die Olympischen Spiele. Die Paralympics sind eine großartige Veranstaltung, die es verdient, bekannter zu sein.
Das Interview führte Lukas Nickel.
Quelle: Reuters
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