Zum Tod von Willi Lemke: Weit mehr als der "Werder-Willi"

    Zum Tod von Willi Lemke:Weit mehr als der "Werder-Willi"

    von Ralf Lorenzen
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    Willi Lemke war Hochschul-Planer, Parteisekretär, Werder-Manager, Werder-Aufsichtsrat, Bildungs- und Innensenator, UN-Sonderberater. In allen Ämtern hat er Spuren hinterlassen.

    Bremen: Willi Lemke, damals Mitglied des Aufsichtsrat von Werder Bremen
    Willi Lemke ist tot. Der langjährige Manager von Werder Bremen wirkte nicht nur im Sport. Auch in der Politik hat der gebürtige Holsteiner seine Spuren hinterlassen.13.08.2024 | 0:45 min
    Für viele war er der "Werder-Willi", der gemeinsam mit Otto Rehhagel Werder Bremen in seiner Manager-Zeit von 1981 bis 1999 zu drei Pokalsiegen, zwei deutschen Meisterschaften und einem Europapokalsieg führte. Der sich epische Wort-Gefechte mit Uli Hoeneß lieferte und dafür sorgte, dass Werder als erster Fußball-Klub in Deutschland VIP-Logen einführte.

    Lemke mit Liebe zum Sport in all seinen Facetten

    Aber Lemke liebte und förderte den Sport in all seinen Facetten. Schon als Schüler organisierte er ein Sportfest an seiner Hamburger Schule, als Sport-Student war er 1968 in Hamburg Mitinitiator der "Notstandsolympiade", um gegen die Notstandsgesetze zu protestieren.
    In seiner Examensarbeit beschäftigte er sich mit den deutsch-deutschen Sportbeziehungen. Anschließend baute er an der Uni als Planer den Sportstudiengang mit auf und war unter anderem für den Hochschulsport zuständig.

    Lemke war Doppelagent im Auftrag des Verfassungsschutzes

    Als er Anfang der 1970er Jahre in Rostock die Möglichkeit von deutsch-deutschen Sportbegegnungen auslotete, sprach ihn ein Mitarbeiter des KGB an und versuchte, ihn als Agenten zu gewinnen. Lemke meldete den Anwerbeversuch dem Hamburger Verfassungsschutz, der ihn bat, zum Schein darauf einzugehen, um etwas über die Anwerbestrategien des KGB zu erfahren.
    Lemke willigte ein und traf sich über mehrere Jahre in losen Abständen mit Mitarbeitern des sowjetischen Geheimdienstes. Dabei gab er nach eigenen Angaben nur harmlose Informationen weiter, die öffentlich zugänglich waren.
    1975 beendet Lemke diese Treffen, die erst 1993 vom früheren Chef des Hamburger Verfassungsschutzes Hans-Josef Horchem ausgeplaudert wurden. Im folgenden Werder-Heimspiel ertönten im Weserstadion "Willi-Willi"-Rufe.

    Bewusste Namensgebung: Der den Frieden will

    Geboren wurde Willi Lemke am 19. August 1946 in Pönitz (Ostholstein) als jüngster Sohn einer 1945 aus Pommern geflohenen Familie. Seine Eltern gaben ihm aufgrund der Kriegserfahrungen bewusst den Namen Wilfried - der den Frieden will.
    Der Sport und die Friedensarbeit kamen in der letzten Station seines beruflichen Lebens dann zusammen. Nach seiner Zeit als Bildungs- und Innensenator in Bremen berief ihn UN-Generalsekretär Ban Ki Moon 2008 zu seinem Sonderberater für Sport im Dienst von Frieden und Entwicklung.

    "Role Models" für soziale Entwicklung

    Acht Jahre lang bereiste er über 100 Länder und organisierte Förderungen für zahlreiche Projekte, in denen Sport genutzt wird, unterprivilegierten Menschen soziale Entwicklung und Bildung zu ermöglichen. Ab 2012 organisierte er mit seinem Team mehrmals im Jahr sogenannte "Youth Leadership-Camps", in denen jeweils 30 sozial benachteiligte Jugendliche ein Training erhielten, um als "Role Models" in ihren Ländern andere Jugendliche zu motivieren.

    Die Arbeit, die er in den wenigen Jahren in der UN geleistet hat, hat das Leben von so vielen von uns verändert-

    Doreen Nabwire Omondi, Kenianischer Fußball-Verband

    Doreen Nabwire Omondi lernte Lemke in Mathare, einem der größten Slums Nairobis, kennen. Sie arbeitet heute für den kenianischen Fußall-Verband. "Ich für meinen Teil bin ihm für immer dankbar."

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    Nach seinem Abschied von der UN 2016 förderte er noch einige der von ihm begleiteten Projekte und Menschen mit seinem privaten Netzwerk vermögender Spender weiter. Immer neue kamen dazu.

    Ein Dank, der Lemke besonders gefreut hätte

    Willi Lemke starb am Montag im Kreise seiner Familie an den Folgen einer Hirnblutung. Er hinterlässt seine Frau Heide und vier Kinder.
    Unter den unzähligen Würdigungen, die seit Dienstagmittag in der Medienwelt kursieren, hätte ihn eine besonders gefreut, die dann doch wieder mit dem "Werder-Willi" zu tun hat.
    "Mir fallen so viele gemeinsame Erlebnisse ein - und das ist jetzt keine Phrase! Er ist rund um die Uhr auch für uns Supporters dagewesen", schreibt ein älterer Werder-Fan auf Facebook. "Ich bin sehr traurig! Und DANKE, lieber Willi!"

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    Quelle: ZDF

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