WM-Auftakt: Handballer wollen mit Sieg Euphorie entfachen
WM-Auftakt gegen Polen:Mehr Kaltschnäuzigkeit für Schlüsselspiel nötig
von Erik Eggers
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Die deutschen Handballer wollen die erste WM-Medaille seit 18 Jahren gewinnen. Zum Auftakt gegen Polen müssen die Gislason-Männer vorne zu ihrer Durchschlagskraft zurückfinden.
Auf Julian Köster kommt es nach dem Ausfall von Rückraum-Shooter Sebstian Heymann bei der WM besonders an.
Quelle: obs
Inzwischen 18 Jahre ist es her, dass deutsche Handballer eine WM-Medaille gewannen. Damals vergoldete das Team unter Trainer Heiner Brand in Köln ein rauschhaftes "Wintermärchen". Jetzt nimmt die Mannschaft von Alfred Gislason einen neuen Anlauf.
Und dabei will es der Zufall, dass die DHB-Auswahl zum Auftakt der Handball-WM 2025 auf den Finalgegner von damals trifft: Polen. Der polnische Trainer Marcin Lijewski war seinerzeit Zeitzeuge - als begnadeter Linkshänder lehrte er die Gegner das Fürchten. Während er vor dem Finale 2007 noch zur rhetorischen Attacke blies, sind von ihm vor dem Auftaktspieltag der Gruppe A in Herning (20.30 Uhr, ARD) nur leise Töne zu vernehmen.
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Leise Töne von Polens Trainer
Eine sehr schwere Gruppe sei das, sagte der Coach, da sie mit der Schweiz und den Tschechen nur mit europäischen Teams bestückt sei. Deutschland sei zu groß als Gegner, ließ er wissen, sein Team werde sich auf die beiden anderen Gegner fokussieren. Etwas frecher äußerte sich Adam Morawski, der polnische Keeper in Diensten des Bundesliga-Spitzenreiters Melsungen:
Bundestrainer Gislason indes tat alles, um seinen Schützlingen das Gefühl eines sicheren Sieges zu nehmen. "Polen hat eine gute Mannschaft mit einem cleveren Rückraum", sagt er, insbesondere Regisseur Michal Olejniczak vom Champions League-Club Kielce spiele smart. Der überraschend hohe Testspielsieg der Polen gegen Österreich (31:19) in der Vorbereitung kam Gislason jedenfalls zupass: "Das ist uns eine Warnung."
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Testspiel-Sieg der Polen als Warnung
Tatsächlich ist das Team der Osteuropäer weit entfernt von der Qualität des Vize-Weltmeisters von 2007. Auch besitzt es nicht annähernd das Format jener Mannschaft, die 2015 bei der WM in Doha unter dem deutschen Coach Michael Biegler eine Bronzemedaille holte. Bei der letzten WM platzierte sich das Team - obwohl es vor Heimpublikum auftrat - nur auf Rang 15.
Und dennoch, mahnt Gislason, sei die WM-Premiere für sein Team "wie ein Endspiel". Wie wertvoll ein Auftaktsieg ist, bewies zuletzt das olympische Turnier 2024, als die DHB-Auswahl gegen den Mitfavoriten Schweden siegte - und die Euphorie, die danach ausbrach, bis ins olympische Finale mitnahm.
Euphorie mitnehmen
Alle Nationalspieler haben in den vergangenen Tagen betont, wie gut die Laune im Kreis der besten deutschen Handballer ist. Rechtsaußen Timo Kastening sprach gar von einer Atmosphäre wie bei einem Klassentreffen. Eine Niederlage gegen Polen würde diese Stimmung abrupt kippen lassen. Das weiß auch Trainer Gislason:
Der 65 Jahre alte Isländer reiste nach den beiden Testmatches gegen Brasilien am Montag mit einigen Sorgen nach Jütland. Zwar zeigte sich Regisseur Juri Knorr - neben Shootingstar Renars Uscins der Schlüsselspieler in der Offensive - in guter Form. Dennoch stotterte der deutsche Angriffsmotor noch gehörig.
DHB-Auswahl mit Baustelle im Rückraum
Das größte Manko des deutschen Rückraums besteht darin, dass nach dem Ausfall Sebastian Heymanns kein Werfer mit einem harten Sprungwurf zur Verfügung steht. Vieles wird auf der halblinken Position insofern auf Julian Köster ankommen, der zuletzt allerdings nach einer Erkältung noch nicht ganz fit war. "Für mich ist Polen das wichtigste Spiel", beteuerte auch der Gummersbacher. An ein mögliches Viertelfinale denke er noch nicht.
Köster wird, da er auch im Abwehrzentrum gebraucht wird, von dem Leipziger Luca Witzke und von Marko Grigic, dem Supertalent aus Eisenach, entlastet werden müssen. Ansonsten wird der Weg zur ersten WM-Medaille seit 2007 steinig werden.