Undav im Sportstudio: Selbstbewusster Filou mit EM-Traum

    Deniz Undav im sportstudio:Selbstbewusster Filou träumt von der Heim-EM

    von Andreas Morbach
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    In Bremen wurde Deniz Undav als Jugendlicher aussortiert, weil er etwas zu klein und zu moppelig war. Über Umwege landete der Angreifer in Stuttgart - und verfolgt nun große Pläne.

    Wenn es wieder mal etwas lauter zugeht im Stuttgarter Umkleidetrakt, ist Deniz Undav meistens in der Nähe. "Er trägt sein Herz auf der Zunge. Und in der Kabine ist er häufig zu hören", berichtet der Trainer von VfB Stuttgart, Sebastian Hoeneß, über den munteren Angreifer.

    Wichtiger Ausgleichstreffer gegen Dortmund

    Die kräftige Stimme zeichnet Undav aus - und ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Im Sommer für ein Jahr vom englischen Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion nach Stuttgart entliehen, stand er dort zu Saisonbeginn noch im Schatten des Stakkato-Torschützen Serhou Guirassy, der in den ersten 14 Spielen acht Mal traf.
    Zuletzt musste der Guineer wegen einer Oberschenkelverletzung zwei Mal pausieren. Den 2:1-Sieg gegen Dortmund sicherte er bei seinem Comeback nun per verwandeltem Foulelfmeter, als Einwechselkraft. Während Startelfspieler Undav den Schwaben kurz vor der Pause den wichtigen Ausgleich beschert hatte.

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    Alle 79 Minuten ein Tor

    Jetzt ist Guirassy wieder da, fürchtet sein Stellvertreter da die Rückverbannung auf die Ersatzbank? "Eigentlich nicht, um ehrlich zu sein", erklärte Undav bei seinem Auftritt im "aktuellen sportstudio" kurzum. Schließlich hat auch er einiges zu bieten.
    Bei seinen acht Einsätzen in der Liga erzielte der gebürtige Niedersachse mit türkischen und syrischen Wurzeln fünf Tore, traf im Schnitt alle 79 Minuten ins Schwarze. Kein anderer deutscher Stürmer kann eine bessere Quote aufweisen.

    Einsatz für Deutschland und die Türkei möglich

    "Sehr schön, diese Statistik ist was Neues für mich", kommentiert Undav vergnügt. Und passend dazu nimmt er auch einen baldigen Anruf von Bundestrainer Julian Nagelsmann in sein persönliches Spektrum auf: "Ja, das ist mein Traum."
    Denkbar wäre eine Berufung in die DFB-Auswahl - oder in den Kader der Türkei, dem Heimatland seines Vaters. "Ich tendiere…", überlegt der forsche Stürmer laut. Dann unterbricht er den Satz, sagt, es wäre schön für die eine wie für die andere Nationalmannschaft zu spielen - und gibt sich salomonisch: "Heim-EM - da wäre ich gerne dabei."
    Auf dem Bild ist der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann zu sehen.
    Julian Nagelsmann wird der Nachfolger von Hansi Flick. Der Deutsche Fußballbund hat den neuen Bundestrainer der Nationalelf bestätigt. Bis zur Heim-EM 2024 gilt es die Mannschaft wieder auf Vordermann zu bringen.22.09.2023 | 3:30 min

    Mehrfach ans Aufhören gedacht

    Dass ein Platz für Undav bei dem Turnier im nächsten Sommer überhaupt in Frage kommt, ist eine der erstaunlichsten Geschichten, die die Bundesliga aktuell zu bieten hat. War er doch mit 15 bei SV Werder Bremen aussortiert worden, weil er etwas zu klein und pummelig war.
    "Das war sehr hart, ich war so überzeugt von mir", erinnert sich Undav. Die Hoffnung auf eine Profikarriere hatte er aufgegeben, dachte mehrfach daran, ganz mit dem Fußball aufzuhören. "Aber mein Vater und mein Onkel haben mir das zum Glück ausgeredet."

    Mit 22 Sprung in den Profifußball

    Der Umweg führte ihn zu den Jugendteams des SC Weyhe und des TSV Havelse. Während der anschließenden zwei Jahre in der ersten Mannschaft des Regionalligisten Havelse machte er parallel eine Ausbildung zum Maschinenführer. Dieses zweite berufliche Standbein brauchte er dann allerdings nicht.
    Bei Drittligist Meppen atmete Undav erstmals Profifußballluft ein - als Spätzünder, mit 22. Umso schneller bergauf ging es danach: Zwei Jahren in Meppen folgten weitere zwei Jahre in Belgien bei Union Saint-Gilloise. Mit dem Team glückten ihm erst der Aufstieg, dann um ein Haar die Meisterschaft - und insgesamt 43 Treffer.

    Charmante Spitze Richtung Bremen

    Der Lohn der vielen Tore waren der Wechsel nach Brighton in die stärkste Liga des Kontinents - und parallel zu den kontinuierlich verlorenen Pfunden ein stetig gewachsenes Selbstbewusstsein des inzwischen 27-Jährigen.
    Käme da noch mal ein Engagement in Bremen in Frage? "Ich bin bei Brighton unter Vertrag, spiele gerade in Stuttgart. Da brauchen wir", entsendet Deniz Undav eine charmante Spitze an die Weser, "nicht viel reden."
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